Sozial-ökologische Transformation global denken: Das Beispiel Palmöl

Eine sozial-ökologische Transformation ist angesichts der sich verschärfenden Klimakatastrophe, zunehmender sozialer Ungleichheit und Ungerechtigkeiten sowie den damit einhergehenden verheerenden Konsequenzen für uns alle unausweichlich. Es bedarf eines tiefgreifenden Wandels der Wirtschaft und gesellschaftlichen Verhältnisse, der ökonomische, ökologische und soziale Veränderungen umfasst, koloniale und rassistische Strukturen überwindet, die planetaren Grenzen respektiert und zwangsläufig global gedacht und umgesetzt wird.

Dieser Systemwandel ist in allen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen notwendig. Ein entscheidender Bereich ist die Landwirtschaft. Ihr kommt zum einen die lebenswichtige Bedeutung der Ernährungssicherheit sowie die Bereitstellung von Rohstoffen über die Nahrungsmittelindustrie hinaus zu. Zum anderen ist sie Teil des Problems. Insbesondere intensive Landwirtschaft und die anhaltende Entwicklung zu immer großflächigeren Monokulturen tragen im großen Maße zur Klimakatastrophe bei und sind in vielen Fällen durch Verstöße gegen Grund-, Arbeiter*innen-, Menschen-, Umweltschutz- und Indigenenrechte gekennzeichnet. 

Palmöl ist nicht nur einer der wichtigsten Rohstoffe weltweit, sondern auch ein Negativbeispiel, was die Anbaumethoden und die sozialen und ökologischen Konsequenzen betrifft. Ein Großteil des Palmöls wird in der Lebensmittelproduktion verwendet, gefolgt von anderen Konsumgütern, wie Kosmetika, in der chemischen Industrie, als Energieträger und für Tierfutter. Indonesien ist der größte Palmölproduzent. Im Jahr 2022 lag die Produktion in Indonesien bei knapp 47 Millionen Tonnen. Das Land deckt über seine Exporte etwa 60 % des weltweiten Bedarfs. Die Lieferkette ist komplex, von den Plantagen über die Mühlen, Raffinerien, Transport, (Zwischen-)Händler*innen, verarbeitende Industrie bis hin zu den Verbraucher*innen.

Die Palmölindustrie ist ein Motor der wirtschaftlichen Entwicklung im Erzeugerland Indonesien. Es wird geschätzt, dass rund  16 Millionen Menschen direkt und indirekt im Palmölsektor beschäftigt sind. Doch nur ein kleiner Teil der Gesellschaft profitiert in größerem Umfang von ihr. Die vielfältigen negativen ökologischen Auswirkungen, wie Entwaldung, Verlust der Artenvielfalt und von Lebensräumen, oder die Verschmutzung von Wasser, Boden und Luft sind verhängnisvoll für die lokale Bevölkerung, aber auch darüber hinaus, da der Palmölanbau die Klimakrise über direkte und indirekte Treibhausgasemissionen weiter verschärft. 

Immer noch zu wenig Beachtung finden im Globalen Norden und auch in Deutschland die negativen sozio-ökonomischen Konsequenzen, die entlang der Palmöllieferkette bestehen. Arbeiter*innen werden ausgebeutet, sie erhalten oftmals keine angemessenen Löhne, soziale Leistungen werden ihnen vorenthalten und es herrschen schlechte Arbeitsbedingungen mit unzureichendem Arbeits- und Gesundheitsschutz. Weibliche Beschäftigte sind hiervon überproportional betroffen. 

Gewerkschaften weltweit haben in Reaktion auf den Klimanotstand eine Just Transition Strategie entwickelt, die einen gesteuerten Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft, einschließlich der Schaffung menschenwürdiger und grüner Arbeitsplätze anstrebt. Grundsätzlich verfolgt die Just Transition Strategie den Gedanken, das Arbeiter*innen und Gewerkschaften eine proaktive Haltung entwickeln, um so auf eine Transformation ihrer Branche hinzuwirken.

Eine Position innerhalb von Just Transition verfolgt einen eher transformativen „sozial-ökologischen“ Ansatz. Im Mittelpunkt stehen dabei die gemeinsamen Kämpfe von Arbeiter*innen und Gewerkschaften, die ihre verbindende und strukturelle Macht nutzen, um so eine sozial-ökologische Transformation zu erreichen. 

In der Palmölindustrie steht der Just Transition Ansatz an den Anfängen und eine auf den Sektor zugeschnittene Strategie ist im Entstehen. Der Kampf für die Überwindung negativer ökologischer und sozialer Konsequenzen der Palmölindustrie wird oftmals noch getrennt geführt, dabei liegt ein großes Potential in verbindenden Kämpfen von Arbeiter*innen, Gewerkschaften, Umwelt- und Klimabewegung, lokaler Bevölkerung und Indigener. Mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) sowie der Corporate Sustainability Due Dilligence Directive (CSDDD) auf EU-Ebene bestehen neue rechtliche Instrumente, um auf eine Verbesserung innerhalb der Lieferkette hinzuwirken und transnationale Solidarität zu ermöglichen und zu stärken.

Das Projekt „Sozial-ökologische Transformation global denken: Das Beispiel Palmöl“ setzt hier an, indem es bestehende soziale und ökologische Probleme innerhalb der Lieferkette aufbereitet und konkrete Anwendungsmöglichkeiten von LkSG und CSDDD zur Minderung bzw. Beseitigung der Probleme aufzeigt. Im Hinblick darauf ist eine zentrale Frage des Projekts, ob eine andere Palmölproduktion möglich ist und inwieweit eine Just Transition Perspektive die ökologischen Probleme im Palmölsektor lösen kann. 

Durch entwicklungspolitische Bildungs- und Informationsarbeit zu den sozialen, menschenrechtlichen und ökologischen Auswirkungen der Palmölproduktion, orientiert an den SDGs, leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag zur Meinungsbildung und dem Verständnis, wie globalen Herausforderungen gemeinschaftlich begegnet werden kann.

Das Projekt wird gefördert durch ENGAGEMENT GLOBAL mit Mittel des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung