Umstrittene Goldmine: CS prüft Finanzierung

Tages-Anzeiger, 24. August 2008

http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/Umstrittene-Goldmine-CS-prueft-Finanzierung/story/26396641

Wirtschaft

Von Marc Badertscher

Soll die Grossbank einer Goldmine Geld leihen? Gegner des Projekts befürchten Landschaftszerstörung und giftige Abfälle. Die CS prüft die Pläne gründlich.

tagesanzeiger logoIm Boden von Sulawesi liegt Gold. 48 Tonnen sind es allein im nördlichsten Zipfel der indonesischen Insel. Für diese Menge werden auf den Weltmärkten zurzeit 1,4 Milliarden Dollar geboten. Nun soll das Edelmetall abgebaut werden – mithilfe der Credit Suisse. Dies geht aus einer Börsen-Mitteilung der künftigen Betreiberin Archipelago Resources hervor. Man habe mit der Credit Suisse eine Einigung über einen 48-Millionen-Dollar-Kredit für das Projekt Toka Tindung erzielt, schreibt der australische Bergbaukonzern. Damit soll der Minenbau vorangetrieben werden.

Goldgräber haben es eilig

Man arbeite nun mit der Bank zusammen, «um die rechtliche und geschäftliche Ausgestaltung abzuschliessen». Von diesem forschen Tempo will die Credit Suisse in Zürich nichts wissen. «Eine Finanzierungszusage ist seitens der Credit Suisse bisher nicht erfolgt», sagt Sprecher Alex Biscaro. Solche Projekte müssten ein mehrstufiges Verfahren durchlaufen. Gegenwärtig würden interne und externe Experten prüfen, ob das Projekt den Vorschriften und Standards entspreche, denen die Bank verpflichtet sei.

Toka Tindung ist umstritten. Nur sechs Jahre soll die Mine Gold liefern. Danach geben die Gruben nach heutiger Einschätzung zu wenig her. Wo vorher Kokospalmen standen, werden dann riesige Abraumhalden zurückbleiben, sagen lokale Nichtregierungs-Organisationen. Watch Indonesia befürchtet grosse Mengen von Quecksilber und anderen giftigen Schwermetallen. Das vertrage sich nicht mit der auf Fischfang und Tauchtourismus beruhenden Wirtschaft im Norden von Sulawesi.

Credit Suisse will guten Ruf schützen

Der Gouverneur der Provinz, Sinyo Harry Sarundajang, fordert einen Stopp des Bauvorhabens, bis dessen Umweltverträglichkeit überprüft sei. Umweltorganisationen sehen das Ende des «goldenen Dreiecks der maritimen Biodiversität», wie die Gewässer rund um die geplante Mine genannt werden. Die Vorbehalte gegenüber den Goldgräbern aus Australien sind gross. Bereits haben Internet-Medien darüber berichtet und Politiker – auch in Europa – das Thema aufgegriffen.

Darauf ist die Credit Suisse vorbereitet. Ein internes Dokument zeigt, was die Bank unternimmt, wenn die Reputation auf dem Spiel steht. Der Prozess ist klar definiert, beginnt mit der einfachen Meldung eines Mitarbeiters und geht über drei Hierarchiestufen bis zu den neun «Reputational Risk Approvers», den Reputations-Verantwortlichen der Bank.

Ausgelöst wird der Prozess bei Transaktionen, die «kontrovers sind und deshalb grosses öffentliches Interesse erregen» oder etwa auch bei «der Finanzierung von Unternehmen mit nicht offengelegten Umweltproblemen».

Die Credit Suisse unterteilt sensible Projekte in drei Kategorien und folgt dabei den Grundsätzen der Weltbank. In der Gruppe A sind die Fälle mit den grössten Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zusammengefasst. Dazu zählen auch grosse Minen im Tagbau, sagt ein Weltbank-Experte. In solchen Fällen verlangt die Bank vom Kunden detaillierte Angaben zum Umgang mit Abwasser, Grundwasser, geschützten Tierarten oder Kulturstätten. Oft macht die Bank Auflagen, ab und zu werden Finanzierungen abgelehnt. Letztes Jahr hat die Bank laut Geschäftsbericht ein Projekt der Kategorie A finanziert.

Diskussion in der Geschäftsleitung

In besonders schwer zu entscheidenden Fällen wird auch die Geschäftsleitung der Credit Suisse in den Prozess eingebunden. Bei Transaktionen, «die erhöhte Aufmerksamkeit verlangen», wird das «Reputational Risk Committee» der Geschäftsleitung als letzte Instanz eingeschaltet, «um ein unakzeptables Mass an Reputationsrisiko für die Bank» zu vermeiden. Die künftigen Minenbetreiber in Sulawesi würden einen raschen Entscheid begrüssen. Sie möchten bereits nächstes Jahr das erste Gold fördern. (Tages-Anzeiger)


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