Hafturlaub für den Holzbaron

Berliner Zeitung, 23. Februar 2004

Das IOC-Mitglied Bob Hasan verlässt seine Luxus-Zelle

Jens Weinreich

BerlinerZeitungBERLIN, 22. Februar. Nusakambangan heißt das Eiland inmitten des riesigen indonesischen Archipels. Nusakambangan ist eine besondere Insel, die allerdings weniger durch ihre Größe, ihre traumhaften Strände oder andere Naturschönheiten ihre Berühmtheit erlangte. Nusakambangan gilt als indonesisches Alcatraz: Auf der Gefängnisinsel in Zentraljava sitzen die ganz schweren Fälle ein.

Beinahe vier Jahre war Nusakambangan auch die unfreiwillige Wohnstätte eines der einflussreichsten asiatischen Sportfürsten gewesen. Bis zum vergangenen Freitag, als Mohammad Bob Hasan wenige Tage vor seinem 73. Geburtstag das Etablissement vorzeitig entlassen durfte. Wegen guter Führung und weil er, wie unlängst die Menschenrechtsorganisation „Watch Indonesia!“ lästerte, mit einem winzigen Teil seines Vermögens das indonesische Alcatraz in eine Art Club Mediterrané verwandelt hatte. Bob Hasan ließ auf dem Gefängnisgelände eine Moschee und diverse Sportanlagen errichten.

Gegen die Charta

In der Mitgliederliste des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) wird Bob Hasan, der mit Sachspenden und Sprachwitz jede Party zu erheitern weiß, noch immer geführt – allerdings mit dem Zusatz: suspendiert. Als Kumpel des blutrünstigen ehemaligen Diktators Suharto und zeitweise als Wirtschaftsminister häufte Bob Hasan märchenhafte Reichtümer in Milliardenhöhe an (US-Dollar, nicht Zloty). Zeitweise kontrollierte er einen großen Teil des Welthandels mit tropischen Hölzern. Er wird von Menschenrechtsorganisationen beinahe jedes Verbrechens beschuldigt, das zu begehen ist. Im Knast landete er indes wegen einer Lappalie, der unrechtmäßigen Aneignung einer Viertelmilliarde Dollar.

Dennoch konnten sich die alten Seilschaften im IOC – im krassen Gegensatz zur Olympischen Charta – nicht dazu durchringen, Bob Hasan auszuschließen. Nun ist er, unter Auflagen, wieder frei und wird sich wohl bald im IOC-Hauptquartier in Lausanne zum Zählappell melden. Einem Reporter der Jakarta Post gelang es, auf dem Flughafen Sukarno-Hatta von Jakarta erste Worte des Sportfunktionärs zu erhaschen. Er begrüßte ihn mit den Worten: „Glückwunsch, Väterchen Bob.“ Hasan konterte: „Wozu? Zum neuen Jahr?“ Er wolle unverzüglich wieder für die Jugend der Welt werkeln und auch den Drogenkonsum bekämpfen. Außerdem kündigte er an, den angeblich haftunfähigen Diktator Suharto zu besuchen, seinen alten Golfpartner, der seinen Lebensabend in gewohntem Luxus verbringt: „Schließlich ist er ein alter weiser Mann“, der einen Kerl wie ihn beraten kann.

Mohammad Bob Hasan hat während seiner vier mäßig unpassablen Jahre im Club-Med-Gefängnis Nusakambangan das Scherzen nicht verlernt. Da geht es ihm ungleich besser als jenem Richter, der ihn einst in die Haft befördert hatte: Denn dieser tapfere Mann wurde längst fachgerecht von Auftragskillern durchsiebt. Dieser schreckliche Mord im Reiche des sportiven Bob Hasan blieb, natürlich, ungeklärt. <>


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