Indonesien soll Kahlschlag auf Sumatra stoppen

epo-online, 13. Mai 2003

NRO fordern umwelt- und sozialverträglichen Umbau der Zellstoffindustrie

epo_logoBonn. – Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen haben Bundeskanzler Gerhard Schröder in einem offenen Brief aufgefordert, sich bei seinem Besuch in Indonesien für den Schutz der bedrohten Regenwälder einzusetzen. Die Organisationen fordern insbesondere einen umwelt- und sozialverträglichen Umbau der Zellstoffindustrie. „Wir erwarten von Bundeskanzler Schröder, dass er bei seinen Gesprächen mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft keinesfalls – wie in der Vergangenheit oft geschehen – die Verpflichtungen der Bundesregierung zu Armutsbekämpfung und Umweltschutz aus den Augen verliert“, sagt Barbara Happe von der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald. Dass eine ökologisch ausgerichtete Außenwirtschaftspolitik auch im ökonomischen Interesse der Bundesregierung liege, zeige das Beispiel des indonesischen Zellstoff- und Papierherstellers Asia Pulp and Paper (APP): APP habe in den neunziger Jahren innerhalb kurzer Zeit seine Produktionskapazitäten stark ausgebaut und sich dafür – teilweise illegal – Holz aus indonesischen Regenwäldern beschafft. Mindestens 300.000 Hektar Regenwald auf der Insel Sumatra seien in den letzten Jahren für den APP-Zellstoff- und Papierboom zerstört worden. Inzwischen werde der Rohstoff Holz auf Sumatra knapp. APP habe sich mit fast sieben Milliarden US-Dollar verschuldet und 2001 Zahlungsunfähigkeit angemeldet. Ein Ende der Verhandlungen zur Umstrukturierung der Schulden sei auch nach zweijährigem Verhandlungsmarathon nicht in Sicht. Die Bundesregierung gehört nach Angaben von urgwald zu den wichtigsten Gläubigern bei APP. Sie habe in den letzten zehn Jahren Lieferungen deutscher Firmen an APP mit Hermesbürgschaften im Umfang von 370 Millionen Euro abgesichert. Kreditrückzahlungen im Umfang von 240 Millionen Euro stünden noch aus. „Die Bundesregierung war blind für die Plünderung der natürlichen Reichtümer Indonesiens, als sie die Bürgschaften vergab. Nun bleibt ihr nur noch die Chance, sich bei der Umschuldung für den Schutz der verbliebenen Regenwälder einzusetzen“, erklärt Jens Wieting, Tropenwald-Referent von der Umweltorganisation Robin Wood. Laut Weltbank werde es bereits 2005 im Tiefland Sumatras keine Primärwälder mehr geben, wenn die Abholzungen in gleichem Tempo fortgesetzt werden.Die Organisationen fordern Bundeskanzler Schröder auf, seinen Einfluss auf die indonesische Politik und Wirtschaft zu nutzen, um ein umwelt- und sozialverträgliches Ergebnis bei den Umschuldungsverhandlungen zu erreichen. Als zentrale Kriterien für eine nachhaltige Umschuldung bei APP nennen sie eine deutliche Reduktion der Produktionskapazitäten, damit der Holzbedarf aus bestehenden Plantagen gedeckt werden kann. In Naturwäldern und Gebieten mit ungeklärten Landbesitzverhältnissen solle ein sofortiger Einschlagstopp verhängt werden. Gemeinden, deren Territorien widerrechtlich für APP abgeholzt wurden, sollten Kompensationszahlungen erhalten. Zahlreiche indonesische Umweltorganisationen haben sich dem Appell angeschlossen. <>


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