Rebellen widersprechen Jakarta

Frankfurter Rundschau, 28. Juni 1997

Unklarheiten um Tod eines Freiheitskämpfers in Osttimor

frankfurter_rundschauith FRANKFURT A. M, 27. Juni. Erhebliche Zweifel an den Aussagen des indonesischen Militärs zum Tod von David Alex, einem der Anführer der Unabhängigkeitsbewegung von Osttimor, haben Sprecher der Rebellen und Menschenrechtsorganisationen geäußert. Soldaten hatten am Mittwoch morgen den Rebellenführer und drei seiner Mitkämpfer in einem Ort bei Baucau an der Nordküste der Insel gestellt. Der Militärkommandant der ehemaligen portugiesischen Kolonie hatte mitgeteilt, Alex sei dabei verwundet worden und seinen Schußverletzungen erlegen.

Ein Rebellensprecher sagte dagegen laut Nachrichtenagentur afp, der Widerstandskämpfer sei nur leicht verwundet worden und später im Militärkrankenhaus von Dili unter der Folter gestorben. Es sei „sehr gut möglich“, daß Alex sogar noch lebe und an einem geheimen Ort gefoltert werde, erklärte die australische Menschenrechtsgruppe Etisc, die sich mit der Situation in Osttimor befaßt. Unter Berufung auf Augenzeugen teilte Etisc mit, Alex‘ Begleiter, José Antonio Belo, Manuel Loke Matan und Gil, befänden sich in einem als Folterzentrum berüchtigten Gefängnis der Armee in Baucau.

Die deutsche Sektion der Menschenrechtsorganisation Watch Indonesia hält es für wahrscheinlich, daß die Militärs den „zweiten Kopf der Unabhängigkeitsbewegung ermordeten, um einen international aufsehenerregenden Prozeß zu umgehen. Die Darstellungen des Militärs sind widersprüchlich. So ist unklar, weshalb die Soldaten Alex nicht ins Krankenhaus von Baucau sondern angeblich ins über 100 Kilometer entfernte Dili brachten. Unklar ist ebenso, weshalb der Tote nach Aussagen des Kommandanten sofort begraben wurde. Besorgnis äußert Indonesia Watch auch über das Schicksal von ‚Belo, Maten und Gil. <>


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