Kahlschlag mit Hilfe von „Schattenunternehmen“

Südostasien, 18. Juli 2018

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von Daniel Pye

Indonesischer Milliardär schafft mit dubiosen Geschäftspraktiken neue Palmölplantagen – unterstützt von internationalen Banken und Nahrungsmittelkonzernen.

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Palmölfrucht.

Foto: Rhett A. Butler/Mongabay

Der Besitzer des größten indonesischen Konzerns wurde beschuldigt, an der illegalen Abholzung von Borneos Ketungau Torfmoor beteiligt zu sein, um dieses als Land für Palmöl-Plantagen nutzen zu können. Der Großunternehmer Anthoni Salim, der laut Forbes viertreichste Mann Indonesiens, steht einem Bericht zufolge entweder als Besitzer oder Kooperationspartner mit zwei Unternehmen in Verbindung, die eine Fläche von fast 10.000 Hektar geschütztem Regenwald zerstört haben.

Zur Salim Group gehört auch Indofood, ein Unternehmen das mit PepsiCo und Nestlé kooperiert, sowie First Pacific, ein Teilhaber des führenden Lebensmittelproduzenten der asiatischen und pazifischen Region Goodman Fielder. In einem neuen Bericht deckt die Nachhaltigkeitsberatung Aidenvironment die Zusammenarbeit der Salim Group mit „Schattenunternehmen“ auf, durch die rechtliche Überwachung umgangen werden kann. Fragwürdig ist dabei auch die Beteiligung führender Banken wie Citibank, Mizuho, Standard Chartered, BNP Paribas und die Rabobank, die zu den Geldgebern der Salim Group zählen.

Durch Banken finanzierte Abholzung

„Dieser Bericht liefert klare Beweise für dubiose Geschäftspraktiken und Unterlassungen auf den höchsten Ebenen der Unternehmen, während tropische Regenwälder weiterhin dem, in die Kritik gekommenen, Palmöl weichen müssen“, sagte Gemma Tillack, Direktorin für Forstpolitik des Rainforest Action Network (RAN), welches die Forschung gemeinsam mit der Rainforest Foundation Norway (RFN) und SumOfUs in Auftrag gegeben hatte.

Der Bericht mit dem Titel „Beurteilung der Nachhaltigkeit des Palmöl-Anbaus von mit Salim in Verbindung stehenden Unternehmen in Borneos Torfwäldern“ behauptet auch, dass die Salim Group zu Beginn des Jahres 2016 auf die Abholzung aufmerksam gemacht wurde, welche durch die PT Duta Rendra Mulya – Mehrheitseigner ist die Salim Group – und die PT Sawit Khatulistiwa Lestari – durch Geschäftspartnerschaften mit dem Konzern verknüpft – durchgeführt wurden. Entgegen wiederholten Interventionsversuchen der Regierung sah der Konzern von jedweder Handlung ab. Es stellt sich heraus, dass eines der Unternehmen, PT Sawit Khatulistiwa Lestari, erfolgreich eine kartografische Veränderung des staatlichen Moratoriums für die Torfmoore beantragt hatte – trotz der Einstufung der Torfmoore als besonders schutzbedürftig.

„Die Geschäftspartner und Geldgeber der Salim Group – wie PepsiCo – machen sich  der illegalen Rodungen mitschuldig, wenn sie weiterhin ihren Geschäften mit Salim nachgehen. PepsiCo, Nestlé und Wilmar müssen ihre Geschäftspartner dazu bringen, die indonesischen Gesetze und Nachhaltigkeitsnormen der abholzungsfreien Entwicklung einzuhalten oder aus den geschäftlichen Beziehungen zurücktreten“, so Tillack.

Durch dubiose Firmenstrukturen ist keiner für die Abholzung verantwortlich

Der Bericht argumentiert, dass das Konglomerat der Salim Group – mit einer Basis an öffentlich gelisteten Unternehmen mit ausgewiesenem Engagement für Nachhaltigkeit sowie die illegal agierenden mit der Salim Group verknüpften „Schattenunternehmen“ – für ernsthafte Bedenken bei Investoren und Geschäftspartner sorgen sollte.

„Dies ist nicht das erste Mal, dass Unternehmen innerhalb der Salim Group aufgrund ihrer zerstörerischen Praktiken entlarvt wurde“, äußerte Kiki Taufik, Chef der Greenpeace-Kampagne zum Schutz von indonesischen Wäldern. „Die Salim Group zählt zu den schlimmsten Straftätern und hat ihre zerstörerischen Unternehmungen von der öffentlichen Darstellung des Indofood Imperiums getrennt gehalten. Aus diesem Grund müssen Unternehmen Verantwortung dafür übernehmen, sicherzustellen, dass nur Palmöl von verantwortlichen Herstellern verwendet wird, die den Regenwald schützen und Menschenrechte respektieren.“

Die Salim Group hat nicht sofort auf die Anfrage von Mongabay reagiert, sich in einer Stellungnahme zu äußern. Das Ketungau Torfmoor in der indonesischen Region von Borneo Sintang, ist Gegenstand spezieller Schutzmaßnahmen der indonesischen Regierung. In Torfwäldern ist die Waldbrandgefahr besonders hoch und sie unterstehen im Rahmen der globalen Klimabestimmungen besonderen Gesetzen als natürliche Speicher für Kohlenstoff. Die jährlichen CO2-Emissionen des trockengelegten Moors Ketungau wird laut der Zahlen des World Resources Institute’s der jährlichen Emission von 110.000 Kraftfahrzeugen entsprechen.

Die Trockenlegung des Moors entspricht Emissionen von 110.000 PKWs

Von Greenpeace ausgewerteten neuen Daten über Lieferketten zufolge beziehen Unternehmen weiterhin Produkte von umstrittenen Palmöl-Fabriken, die mit der Salim Group in Verbindung gebracht werden können. „Trotz Herrn Salims bestehenden Verwicklungen in illegale Waldrodungen, fließen Kredite in Milliardenhöhe sowie Finanzierungen durch Wertpapiere und Aktien weiterhin in den Großkonzern“, sagte Vermund Olsen von RFN. „Banken müssen für ihre Verpflichtungen gegenüber dem Klimawandel einstehen und die Finanzierung, der Zerstörung von Mooren einstellen.“

Als Antwort auf die Erkenntnisse des Berichts von Aidenvironment sagte Citigroup, dass sie alle Kreditvereinbarungen mit IndoAgri, dem agrarwirtschaftlichen Zweig der Salim Group, sofort beenden würden. Zusätzlich wird eine Untersuchung der Beteiligung an schmutzigem Palmöl durch andere an Indofood gewährte Kreditrahmen eingeleitet.

Standard Chartered, HSBC, Rabobank und DBS bekräftigen, dass sie sich weiterhin der Nachhaltigkeit der Palmöl-Industrie verpflichtet fühlen und gegebenenfalls auch Darlehensübereinkommen erneut prüfen würden. BNP Paribas und SMFG weisen jegliche Verantwortung zurück, da PT Duta Rendra Mulya und PT Sawit Khatulistiwa Lestari nicht ihrem Kundenkreis angehören.

Salim Group nicht nur in Borneo aktiv

Im Jahr 2016 wurde die Salim Group angeklagt, hinter vier Unternehmen zu stehen, die zu den Wegbereitern der Erweiterung der illegalen Palmöl-Industrie in Papua zählen. Dabei wurde ein komplexes Netzwerk von gemeinsamen Unternehmensvorständen und offshore-Firmen genutzt, um die Verantwortung zu verschleiern.

Aktuellen Recherchen des investigativen Blogs awas MIFEE zufolge, wird auch der Indogunta-Konzern, ein Unternehmen, das mehrere Plantagen in Kalimantan und Papua besitzt, von der Salim Group kontrolliert wird.

Selwyn Moran von awas MIFEE räumt ein, dass es eine Herausforderung für die Umweltbewegung darstellt, eine Kampagne gegen die Finanzierung und Unterstützung von Unternehmen wie die Salim Group zu führen, da diese ihre Lieferketten verschleiern.

„Es ist nicht nur die Salim Group; die meisten der Palmöl-Konzerne agieren „im Dunkeln“ und roden weiterhin“, sagt er Mongabay. „Wenn Händler und Käufer sich generell gegen Rodungen von Wäldern aussprechen möchten, müssen sie diesen Unternehmen mit ungeklärten Beteiligungsverhältnissen geschlossen entgegentreten. Es gibt gute Gründe davon auszugehen, dass ein gewinnbeteiligter Besitzer nicht auf der Liste der Anteilseigner zu finden ist.“

„Es sollte wirklich im Aufgabenbereich der Handelsgesellschaften liegen, ihre Zulieferer zu prüfen und die Zusammenarbeit mit Wald abholzenden Unternehmen auszuschließen. Vor allem wenn diese auf bei derselben Adresse gemeldet sind, wie im Falle von Salim.“

Übersetzung aus dem Englischen: Angela La Cognata (Watch Indonesia!) und Franziska Blum (SOAI)
Das Original dieses Artikels erschien am 11. April 2018 bei Mongabay


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