Hohe Beteiligung bei Referendum in Osttimor

Berliner Zeitung, 31. August 1999

Abstimmung über Unabhängigkeit von Indonesien

BerlinerZeitung

DILI/JAKARTA, 30. August. Nach wochenlangen blutigen Konflikten ist am Montag die Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Osttimors von Indonesien weitgehend ohne Konflikte verlaufen. Jedoch wurde ein einheimischer UN-Mitarbeiter nach Schließung der Wahllokale getötet. Nach Angaben von UN-Generalsekretär Kofi Annan gingen mehr als 90 Prozent der Wahlberechtigten zu den Urnen. Insgesamt sei das Referendum unter UN-Aufsicht trotz einiger Einschüchterungsversuche von Milizionären reibungslos verlaufen, erklärte Annan in New York. Er sprach von einer „ruhigen und würdigen“ Abstimmung.

Wenn die Osttimorer die von der Besatzungsmacht Indonesien angebotene Autonomie ablehnen, soll die frühere portugiesische Kolonie unabhängig werden. Das Ergebnis des Referendums soll erst in einigen Tagen vorliegen. Die indonesische Polizei sicherte den Wahlablauf, nachdem sie zuvor auch von Seiten der UN beschuldigt worden war, pro-indonesische Milizen zu unterstützen und Gewalt zuzulassen.

Unabhängige Beobachter des Referendums berichteten wie die UN von einigen Zwischenfällen. Vor allem im Landesinnern habe es Einschüchterungsversuche gegeben, sagte Sabine Hammer von der Menschenrechtsorganisation „Watch Indonesia“ der „Berliner Zeitung“. In Gleno habe eine pro-indonesische Miliz ein Wahllokal gestürmt, so dass die Abstimmung zeitweilig unterbrochen werden musste. In der Nacht zum Montag hätten zwei der von Wahlbeobachtern genutzten Häuser in Dili wegen der gespannten Lage evakuiert werden müssen.

Der relativ friedliche Ablauf der Abstimmung war durch ein Abkommen zwischen den verfeindeten Milizen ermöglicht worden, das Tragen von Waffen zu begrenzen. Der Chef der pro-indonesischen Milizen, Eurico Guterres, sagte die Respektierung des Abstimmungsausgangs zu. Auch der Sprecher des Widerstandsrats von Osttimor, Friedensnobelpreisträger José Ramos-Horta, bezeichnete die Volksabstimmung als unumkehrbar.

Seit Indonesien Anfang des Jahres das Referendum in Aussicht gestellt hatte, wurden Hunderte von Unabhängigkeitsbefürwortern getötet. Auf den zur Abstimmung vorgelegten Entwurf eines Autonomiestatuts hatten sich im Mai Indonesien, Portugal und die UN geeinigt. Es sieht für die Einwohner des Inselteils nur wenige Rechte vor. So würden Außen- und Verteidigungspolitik sowie Verwaltung und Finanzen weiter in indonesischer Hand bleiben. (hb./AFP, AP)

„Viele Menschen hatten bei der Stimmabgabe Tränen in den Augen. “ Volker Stapke Wahlbeobachter <>


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