http://www.telepolis.de/r4/artikel/19/19179/1.html[1]
[2]Hilfsleistungen in Höhe von vier Milliarden US-Dollar haben die Teilnehmer der internationalen Geberkonferenz am heutigen Donnerstag in der indonesischen Hauptstadt Jakarta zugesagt. Bei dem eilends anberaumten Treffen ging es in erster Linie um die Koordinierung der Hilfsmaßnahmen und einen Verteilungsschlüssel für die Hilfsgelder. Bei dem Treffen, das am Morgen mit einer Schweigeminute für die inzwischen 145.000 bestätigten Todesopfer begann, kam auch Bewegung in den Streit zwischen der US-Regierung und den Vereinten Nationen.
Wir haben den Überlebenden gegenüber die Pflicht, eine zweite Welle des Todes zu verhindern, die diesmal vermeidbare Ursachen hat. UN-Generalsekretär Kofi Annan
Die von der indonesischen Regierung zu verantwortenden Verzögerungen haben unnötig Leben gekostet. Aus einer Stellungnahme der US-Menschenrechtsorganisation Nonviolence International[3] (1) gegenüber der Nachrichtenagentur IPS
Schätzungen zufolge sind seit Beginn des Konfliktes von gut 28 Jahren 50.000 Soldaten nach Aceh verlegt wurden, wo sie 5.000 Rebellen gegenüberstehen. Eskaliert war der Bürgerkrieg, als die Regierung Ende Mai 2003 das Kriegsrecht in der Provinz ausrief, um gegen die Separatisten rigider vorgehen zu können. Ein Jahr später war der militärische Ausnahmezustand in den "zivilen Notstand" umgewandelt worden. Tatsächlich hat die Armee die volle Kontrolle behalten, vor allem, weil die zivile Verwaltung durch den Krieg weitgehend entmachtet, die notwendige Infrastruktur zerstört wurde. Hilfsorganisationen fordern nun immer vehementer einen uneingeschränkten Zugang zu allen Teilen Acehs. Schließlich handele es sich nicht mehr um eine innere Angelegenheit Indonesiens, sondern um eine internationale Katastrophe.
Die Situation in Aceh lässt eine Fortführung der Kriegshandlungen einfach nicht zu. Die internationale Gemeinschaft muss daher mit der notwendigen diplomatischen Höflichkeit, aber doch bestimmt auf die Regierung in Jakarta einwirken. Alex Flor, Mitarbeiter der deutschen Menschenrechtsorganisation Watch Indonesia!, im Gespräch mit Telepolis
Wenn der erste Schock über die Katastrophe vorüber ist und die Lage in Aceh wieder aus den internationalen Schlagzeilen verschwindet, droht eine Verschärfung des Konfliktes. Der Bürgerkrieg in Aceh nämlich hat in erster Linie soziale Ursachen. Schon vor der Flutkatastrophe lebte hier 40 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Am 26. Dezember wurden ganze Städte und Dörfer zerstört, Äcker und Weideland durch das Salzwasser schwer geschädigt. Eine "zweite Todeswelle" könnte Aceh also durchaus treffen. Weniger Aufsehen erregend, aber dafür langfristiger und verheerender.
(1) http://www.nonviolenceinternational.net[6]
(2) http://tapol.gn.apc.org[7]
(3) http://www.google.de/search?q=cache:tK9yvthuXlIJ:www.thejakartapost.com/detailheadlines.asp%3Ffileid%3D20041231.A02%26irec%3D5+Nachrowi+%22Jakarta+Post%22&hl=de[8]
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