Berlin, 15.05.2025 – In der heutigen Hauptversammlung von Heidelberg Materials vertritt Watch Indonesia! die Anliegen des Jaringan Masyarakat Peduli Pegunungan Kendeng (JMPPK), eines Zusammenschlusses von Bäuerinnen und Bauern aus dem Kendeng-Gebirge. Diese Gemeinschaft kämpft seit Jahren friedlich, aber mit Entschlossenheit gegen die fortschreitende Zerstörung des Karstgebiets durch das geplante Zementwerk der PT Indocement, einer Tochtergesellschaft von Heidelberg Materials. Ihr Widerstand ist keine symbolische Geste, sondern ein täglicher Überlebenskampf gegen ein sogenanntes Entwicklungsprojekt, das in Wirklichkeit nichts als Zerstörung bedeutet. Seit 2017 unterstützt Watch Indonesia! diesen Widerstand mit der Kampagne „Save Kendeng“, gemeinsam mit engagierten Ehrenamtlichen.
„Wir werden nicht weichen“ – die klare Botschaft der Region
Der geplante Projektstandort liegt in Pati, einer Region, die mit Stolz den Slogan „Pati – Land der Fischerei und Landwirtschaft“ (Pati Bumi Mina Tani) trägt. Dieser Leitspruch ist nicht bloß ein Image, sondern spiegelt die Lebensrealität wider, in der Landwirtschaft und Fischerei seit Generationen die ökonomische und kulturelle Grundlage der Bevölkerung bilden. Pati zählt zu den wichtigsten Reisanbaugebieten Zentraljavas und ist damit von zentraler Bedeutung für die Ernährungssicherheit in der Region und darüber hinaus.
Doch seit Jahren verschlechtert sich die Situation. Die Menschen vor Ort leiden zunehmend unter den Folgen des bereits bestehenden Karstabbaus: Überschwemmungen, Dürre, Umweltzerstörung, gesundheitliche Beeinträchtigungen, sinkende Ernteerträge und eine wachsende Verarmung der ländlichen Bevölkerung. All dies geschieht im Namen von Profit und unter dem Etikett von Investitionen, die in Wahrheit rücksichtsloser Raubbau sind – auf Kosten jener Menschen, die seit Generationen im Einklang mit dieser Landschaft leben.
Das Zementprojekt von PT Indocement ist ein weiterer Schritt in diese fatale Richtung. Das Kendeng-Gebirge gilt als ökologisch hochsensibel. Die vom indonesischen Staat durchgeführte Strategische Umweltprüfung hat festgestellt, dass die Tragfähigkeit und Widerstandskraft des Gebiets bereits überschritten sind. Die Region gehört zu den am stärksten von Naturkatastrophen gefährdeten Gebieten in Zentral- und Ostjava. Die geplanten Eingriffe in das Ökosystem des Karsts würden zu irreversiblen Schäden an der Wasserversorgung führen, mit einem jährlichen Verlust von fast 400 Millionen Kubikmetern Wasser, das die Landwirtschaft dringend benötigt. Gleichzeitig droht das Projekt die Existenz der indigenen Gemeinschaft Sedulur Sikep zu vernichten, deren Lebensweise und kulturelle Identität untrennbar mit der Natur und Landwirtschaft verbunden sind.
Angesichts dieser alarmierenden Tatsachen leisten die Menschen vor Ort seit Beginn der Planungen unermüdlichen Widerstand. Mit Demonstrationen, Gerichtsverfahren, Protestmärschen und symbolischen Aktionen zeigen sie eindrucksvoll, dass ihr Engagement für das Land und seine Zukunft tief verwurzelt und unerschütterlich ist. Sie sind entschlossen, dieses Gebiet mit all ihren Kräften zu verteidigen.
Heidelberg Materials ignoriert Fakten und Verantwortung
Trotz dieser Fakten weigert sich Heidelberg Materials, die Stimmen der Menschen vor Ort ernst zu nehmen. In der Antwort auf den Gegenantrag von Watch Indonesia! bei der Aktionärsversammlung am 15.5.2025, vertreten durch den Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, erklärte der Vorstand, das Projekt erfülle alle gesetzlichen Anforderungen. Man berufe sich auf bestehende Genehmigungen und Gerichtsurteile, um die Fortführung des Projekts zu legitimieren. Doch diese Haltung blendet aus, dass es laut offiziellen Umweltprüfungen im Kendeng-Gebirge keine weiteren Abbauprojekte geben sollte. Heidelberg Materials blendet nicht nur unabhängige Studien und die von der lokalen Bevölkerung gesammelten Daten aus – auch die unternehmenseigene Umweltverträglichkeitsanalyse basiert auf zweifelhaften Grundlagen. Es bestehen deutliche Abweichungen zwischen den Ergebnissen der firmeninternen Prüfung und jenen, die in Zusammenarbeit zwischen betroffenen Gemeinschaften und externen Expert:innen erarbeitet wurden.
Auf die Frage von Watch Indonesia!, ob dem Unternehmen bekannt sei, dass der Widerstand gegen das Bergbauprojekt deutlich größer ist als von der Tochtergesellschaft dargestellt, antwortete Heidelberg Materials mit Nein. Dabei wurde diese Information bereits 2017 öffentlich vorgebracht – durch Gunarti, eine Vertreterin der Bewegung JMPPK, in einer Rede vor dem Unternehmen selbst.
Hinzu kommt: Das betroffene Projektgebiet umfasst auch Waldflächen, die inzwischen unter gemeinschaftlicher und gesetzlich geregelter Verwaltung stehen. Eine Nutzung dieser Flächen für industrielle Zwecke stellt einen klaren Rechtsverstoß dar.
Heidelberg Materials verschließt die Augen vor den ökologischen und sozialen Konsequenzen ihres Projekts. Die Unternehmensführung stellt wirtschaftliche Interessen über Menschenrechte, ökologische Verantwortung und soziale Gerechtigkeit.
Kontakt:
Janty Jie: jie@watchindonesia.de[1]