Zur Begleitung der Ausstellung „Urbanisierung, Klimakrise und zivilgesellschaftliche Initiativen in Indonesien“[1] im Berlin Global Village organisierte Watch Indonesia! eine Abendveranstaltung zu Urbanisierung und Klimawandel im Globalen Süden.
Indonesiens Küstenstädte stehen buchstäblich am Rande des Untergangs. In Demak, Zentral-Java, verliert die Region aufgrund des steigenden Meeresspiegels und der Bodenabsenkung jedes Jahr einen Hektar Land. Die Maßnahmen der Regierung beschränken sich bislang auf den Bau von Deichen, während gleichzeitig Regenwasserrückhaltegebiete und Mangrovenwälder großflächig in Industriegebiete und luxuriöse Wohnsiedlungen umgewandelt werden.
Vertreter*innen der Wissenschaft sowie Menschenrechts- und Umweltorganisationen haben die Regierung bereits mehrfach auf die negativen Folgen der Seedeichprojekte aufmerksam gemacht und nachhaltige Alternativen vorgeschlagen. Sie fordern von der Regierung, sich nicht ausschließlich darauf zu konzentrieren, das Eindringen von Meerwasser durch Deiche zu verhindern. Stattdessen empfiehlt die Koalition ein ganzheitliches Grundwassermanagement, um die Entnahme von Tiefengrundwasser zu reduzieren und so die Bodensenkung zu verlangsamen.
Durch die Schaffung von Versickerungs- und Rückhaltegebieten könnten außerdem die Auswirkungen von Starkniederschlägen begrenzt werden. Auch der Schutz der Mangrovenwälder sollte stärker in den Fokus rücken, da diese eine natürliche Barriere gegen Meerwasser bilden und gleichzeitig wertvolle Lebensräume schaffen.
In der Ausstellung von Watch Indonesia! wurde die Arbeit der Serikat Tani Kota Semarang vorgestellt – einer zivilgesellschaftlichen Initiative, die einfache jedoch wirksame Ansätze für eine klimaneutrale Stadt entwickelt hat. Ein herausragendes Projekt der Initiative ist die Nutzung brachliegender Flächen in den höher gelegenen Regionen von Semarang für urbane Landwirtschaft.
Das benötigte Wasser für die Landwirtschaft wird durch das Sammeln von Regenwasser bereitgestellt. Dafür wird das Regenwasser gezielt aufgefangen, in den Boden geleitet und in Brunnen sowie großen Wassertanks gespeichert. So dient es nicht nur der Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen, sondern hilft auch dabei, Überschwemmungen in den tiefer gelegenen Stadtteilen zu verringern.
Das Hauptziel der urbanen Landwirtschaftsinitiative der Serikat Tani Kota Semarang ist es, die Ernährungssicherheit in städtischen Gebieten zu stärken. Gleichzeitig sollen die Transportwege für Lebensmittel verkürzt werden und dadurch CO₂-Emissionen reduziert werden, indem so viele Produkte wie möglich lokal angebaut werden. Diese Initiative schafft nicht nur ein nachhaltigeres und lokaleres Ernährungssystem, sondern leistet auch einen entscheidenden Beitrag zur Verringerung von Überschwemmungen in der Stadt.