Indonesien-Information - September 1993 (ArbeiterInnen)

Mach erst mal deine Hausaufgaben!

Arbeitsminister Abdul Latief hatte Pech: Gerade als er von der Konferenz des internationalen Gewerkschaftverbandes (ILO) in Genf zurückkehrte, mußte er sich mit einem Streik auseinandersetzen. Sein Problem war, daß die Streikenden MitarbeiterInnen von PT Indonesian Centre (IPC) Sarinah Jaya waren - einer seiner eigenen in Jakarta befindlichen Firmen.

Seine MitarbeiterInnen forderten eine Gehaltserhöhung, eine verbesserte Gehaltsstufe nach Dienstjahren, Urlaub für die Frauen während ihrer Periode, die Gründung einer Gewerkschaft in seiner Firma und die Wiedereinstellung von 10 entlassenen KollegInnen.

Gegenwärtig beläuft sich ihr Lohn auf 3.000 Rupiah (ca. 2,60 DM) pro Tag - einschließlich Fahrgeld und Krankengeld - und sie alle arbeiten, ohne versichert zu sein. Die Höhe des Lohnes ist für alle gleich, ungeachtet ihrer Dienstjahre.

Nach Darstellung der Streikenden hatten sie schon gestreikt, als Abdul Latief noch nicht zum Arbeitsminister ernannt worden war. Im September vergangenen Jahres beispielsweise streikten 1.300 MitarbeiterInnen in einer Bekleidungs- und Rattanfabrik von Abdul Latief. Eine weitere Aktion fand im Mai dieses Jahres statt. den Streikenden wurde verprochen, eine Lohnerhöhung zu erhalten, Frauen sollte während ihrer Periode Urlaub gewährt werden. Es fehlte nur die Gründung einer Gewerkschaft.

Deshalb gingen 250 Mitarbeiterinnen (Buruh Wanita) am 10. Juni zum Parlament (DPR). Aber anstatt etwas zu erreichen, wurden 10 DemonstrantInnen von ihrer Arbeit suspendiert. Der Grund: "Die Firma hat das Recht ihre Mitarbeiter zu suspendieren, wenn sie gegen die Regeln der Firma verstoßen", sagte der Firmensprecher.

Dies führte zum Unmut unter den MitarbeiterInnen. Drei Tage später demonstrierten 400 MitarbeiterInnen vor dem Parlament, gefolgt von einem Streik in einer anderen Fabrik des Ministers.

Der Arbeitsminister, der auch Gründer des Jungunternehmerverbandes HIPMI (Himpunan Pengusaha Muda Indonesia) ist, behauptet selbst, daß er sich nicht mehr um seine Firmen kümmere.

Von Seiten der regierungsfreundlichen Gewerkschaft (SPSI) wurde erklärt, daß "die Gründung einer Gewerkschaft von der Mehrheit der Mitarbeiter getragen werden müsse", wie der Vorsitzende von SPSI sich äußerte. Die ArbeiterInnen haben diese Freiheit, auch ohne den Segen von Seiten der Unternehmer.

Das Problem ist nur, daß es vielleicht nicht so viele mutige ArbeiterInnen gibt. Oder wo gibt es die Maus, die den Mut besitzt, der Katze eine Glocke umzuhängen? /Tempo, 3.7.93/ <>

 
 
 
Zurück zur Hauptseite Watch Indonesia! e.V. Back to Mainpage