Indonesien-Information - September 1993 (Militär)

Die Enkelgeneration

Die zweite Welle des Wechsels in der Militärführung hat stattgefunden. Dem Wechsel an der Führungsspitze der Eliteeinheit Kopassus Anfang Juli schenkte die indonesische Presse ihre größte Aufmerksamkeit /Radio Hilversum, Niederlande, 7.7.93/.

Viele wichtige Posten innerhalb des Militärs wurden durch Angehörige dieser Eliteeinheit besetzt. Von ihnen wurden auch viele zivile Posten wie Gouverneur oder Bupati (Regent) besetzt. Auf die Frage warum das so ist, antwortete der neue Kommandant der 3.000 Mann starken Einheit, General-Brigadier Agum Gumaler, daß neben der militärischen Ausbildung dort auch alle gesellschaftlichen Aspekte (poleksosbud: politische, ökonomische, soziale und kulturelle) gelehrt würden. Die aktuelle Situation werde diskutiert. Außerdem würden Experten von außerhalb der Kaserne eingeladen, um Vorträge zu halten. "Wichtig ist, wie man den Krieg verhindert", erzählte der General /Tempo, 17.7.93/.

Diese Eliteeinheit ist eine wichtige Stütze von Präsident Suharto. Sie spielte eine bedeutende Rolle bei der Zerschlagung der Kommunisten und Linken in den Jahren '65-'66 und verhalf damit praktisch Suharto zur Macht. Auch die Besetzung der Insel Ost-Timor wäre ohne diese Eliteeinheit undenkbar gewesen. Nicht zuletzt wurde Xanana durch diese Einheit gefangen genommen. Sie ist Präsident Suhartos treue Dienerin, vergleichbar der Nationalgarde von Saddam Hussein. Stark vereinfacht läßt sich sagen: die Eliteeinheit und das Heer sind Suhartos Stütze, während umgekehrt die Marine und die Luftwaffe die Stütze des ehemaligen Präsidenten Sukarno waren.

Der neue Oberkommandierende des Heeres, General Arismunandar, beispielsweise, der mit Suharto verschwägert ist, stammte auch aus dieser Truppe. Doch nicht nur dem Wechsel an der Führungsspitze der Eliteeinheit, sondern auch dem Generationswechsel schenkte die indonesische Presse ihre Aufmerksamkeit. Denn der neue Kommandant der Eliteeinheit gehört zu den Absolventen der Militärakademie des Jahrgangs 1968. Der Generationswechsel war zu Beginn der 'Neuen Ordnung' ins Stocken geraten. Obwohl im Jahre 1973 schon entsprechende Ideen geäußert wurden, war der Wechsel von der alten Garde verhindert worden. Suharto verlängerte oftmals die Amtsperioden der alten Generäle wie Panggabean, dem Chef von Badan Pemeriksa Keuangan (Rechnungshof), oder Sudomo, der bis vor kurzem Koordinationsminister für Politik und Sicherheit war. Es ist nicht verwunderlich, wenn hunderte von Obersten zivile Positionen innehaben, denn ihre Beförderung zum General wird von der alten Garde behindert /Radio Hilversum, Niederlande, 7.7.93/.

Die neue Generation zeichnet sich durch ihre Bereitschaft aus, mit den anderen gesellschaftlichen Kräften in Kontakt zu treten, bemerkte Radio Hilversum. Der Kommandant der Eliteeinheit, General Gumelar, oder der militärische Oberbefehlshaber von Jakarta, General Hendropriyono, beispielsweise sind erfolgreich, mit ihrem Konzept, den Kontakt zu zivilen gesellschaftlichen Kräften aufzunehmen. Sie werden sogar von der oppositionellen und kritischen Presse akzeptiert /Radio Hilversum, 7.7.93/.

Der Kommandant der Eliteeinheit muß eben versuchen, mit allen gesellschaftlichen Kräften einen Dialog zu eröffnen. Denn, wie er bemerkte, "der Feind Indonesiens in den kommenden 10 Jahren wird von innen kommen" /Tempo, 17.7.93/. "Das wird unsere schwierigste Aufgabe sein", sagte er anschließend /Radio Hilversum, 7.7.93/. <>

 
 
 
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