Indonesien-Information - September 1993 (Ost-Timor)

Der Krieg ist so

Im Folgenden drucken wir Auszüge eines Interviews mit General Dading Kalbuadi, der für die Kriegsführung in Ost-Timor zu Zeiten der Invasion verantwortlich war. Er stand in engem Verhältnis zu General Benny Murdani, dem "Architekten" der Ost-Timor-Invasion. General Dading Kalbuadi hatte eine unglaubliche Karriere gemacht: Durch Suharto wurde er vom Oberst zum General befördert. Unter ihm diente damals eine Reihe von bekannten Persönlichkeiten z.B. der jetzige Verteidigungsminister General Edy Sudradjat, der neue Oberbefehlshaber des Heeres und Schwager von Suharto General Wismoyo Asrismunandar, Suhartos Swiegersohn Oberst Prabowo, der ehemalige Innenminister General Rudini usw.

Das Interview ist dem Magazin Jakarta-Jakarta Nr. 368, 24-30 Juli 93, entnommen.

Jakarta-Jakarta: In der Autobiografie von General Benny Murdani heißt es, daß der Krieg in Ost-Timor sehr beschämend sei, da die indonesische Armee sich gegenseitig bekämpfte und ermordete.

Richtig. Wir waren zu lange nicht draußen. Ich selbst - vor allem meine Soldaten - waren erschreckt. Jangkrik (ost- javanisches Schimpfwort). Die Soldaten waren durcheinander. Sie waren nicht qualifiziert genug. Gott sei Dank war ich vor der Invasion schon in Ost-Timor infiltriert gewesen (...)

Jakarta-Jakarta: Wo waren denn die Schwächen?

Als sie aus der Luft landeten, waren sie unkoordiniert. Die hintere Mannschaft kannte nicht die Befehle von der vordersten Front. Die Funkverbindungen zwischen Heer, Luftwaffe und Marine waren nicht abgestimmt. Es war schwierig. Aber es hat sich gelohnt.

J-J: In wie weit denn?

Bis jetzt lebten unsere Soldaten im Traum, wir seien die stärkste Armee, die beste und die diplizinierteste. Sie hatten keinen Kampfpraxis. Als die Zeit gekommen war, waren sie alle durcheinander. Wie kam es denn, daß man den Soldaten an der Front Chili und Kokosnüsse schickte? Womit sollten wir denn kochen? Außerdem war das Gemüse schon verdorben. Ich wunderte mich, warum man uns kein Essen in Dosen schickte.

J-J: Zu den Koordinationsmängeln innerhalb der Armee, können Sie uns erzählen?

Sehr unbefriedigend. Es gab Soldaten des Heeres, die von der Marine erschossen wurden. Durcheinander. Aber zu der Zeit war ich noch nicht der Oberbefelshaber (...).

J-J: Einen Monat später wurden Sie zum Oberbefehlshaber von Ost-Timor ernannt.

Ich wurde durch einen Präsidentenerlaß vom Oberst zum General ernannt (...).

J-J: Warum dauerte der Krieg so lange?

Es handelt sich um eine Ideologie. Die Fretilin in Ost-Timor konnte so lange Widerstand leisten, weil sie eine Ideologie besitzt. Vielleicht hat sie kräftmäßig keine Chance. Können sie für immer verschwinden? Zum Beispiel, sind Sie sicher, daß der Kommunismus jetzt schon verschwunden ist?

J-J: Haben Sie keine Schuldgefühle, daß sie die Gegner ermordeten, wo der Krieg doch innerhalb unserer Nation ist?

Nein. Denn es handelt sich um kill or to be killed (Originalton). Der Krieg ist grausam. Ich brauche nicht zu erzählen, es wird nicht gut sein. Aber was soll man machen? Zum Beispiel, während der Zeit der Kommunisten in Indonesien, war es nicht auch grausam? Der Krieg ist so.

J-J: Nachdem Sie gemordet haben, wie waren ihre Gefühle?

Forget it (O-Ton) (...). <>

 
 
 
Zurück zur Hauptseite Watch Indonesia! e.V. Back to Mainpage