Indonesien-Information - September 1992 (Kultur)

 

Geschichten von Kindern


In Schulbüchern oder im Fernsehen ist von ihnen nie die Rede - die Mehrheit der indonesischen Kinder, deren Eltern arm sind, die mithelfen müssen auf dem Feld oder in der Heimindustrie, die oft schon selber Geld verdienen, in Tabakfabriken, als Hausangestellte oder auf der Straße als Altwarensammler, Schuhputzer, Straßensänger. Schon in den Grundschulen - wo die Kinder außerdem v.a. lernen Gehorsam zu sein und keine Fragen zu stellen - ist die drop out rate 50%. Aufgrund dieser Schwierigkeiten gibt es eine Vielzahl von Projekten mit marginalisierten Kindern in Indonesien, die darauf zielen, daß sie ihre Lebensbedingungen selbst verbessern lernen. Um ihre Situation besser zu verstehen, malen sie darüber Bilder, erzählen Geschichten, diskutieren miteinander. Viele Gruppen geben eine Zeitschrift heraus, die auch dem Austausch mit anderen dient. Dort haben sie die Möglichkeit, ihren Alltag, ihre Probleme, ihre Ideen und Wünsche auszudrücken, und so werden sie auch als aktive, wichtige Mitglieder der Gesellschaft sichtbar - nicht als "Abschaum", als der sie so oft behandelt werden.

Hier Berichte aus dem Alltag von Kindern, die vor allem vom Altwarensammeln leben:
 

Mayeng in Batu von S. (16 Jahre)

Eines Morgens ging ich sehr früh los um weit weg mayeng, Altwaren zu sammeln. Ich wollte ins Dorf Batu, das 22 bis 24 km entfernt ist und fuhr darum mit dem Becak, das ich dort unter einem Baum abstellte. Mit meinem Plastiksack zog ich los und suchte hinter den Häusern, bis der Sack voll war. Ich brachte ihn zum Becak, dann sammelte ich weiter, brachte den vollen Sack wieder zum Becak und ging wieder los... und immer so weiter bis das Becak voll mit Dingen war, die ich gefunden hatte. Sechsmal war ich losgezogen und sechs Säcke voll hatte ich gesammelt. Als ich sah, daß mein Becak schon voll war, fuhr ich heim.

Während ich von Batu heimfuhr, wurde ich auf der Straße gewarnt: jemand wies mich darauf hin, daß der Reifen meines Becaks platt sei. Er sagte: "Eh, du hast nen Platten!" Oh ja, ich sah es auch, dennoch fuhr ich einfach weiter, denn es war schon nachmittag und ich war k.o. Zu Hause angekommen, wog ich die Sachen und bekam 3.500 Rp (3,50 DM), wovon ich 1.500 auf mein Sparbuch einzahlte, 500 meinen Eltern gab. Für 1000 Rp aß ich und mit den letzten 500 zahlte ich Arisan.

Am nächsten Morgen wachte ich erst mittags auf, weil ich wirklich kaputt war. Als ich wieder losfahren wollte, erfuhr ich; daß mein Boss das Becak schon jemand anderem gegeben hatte, obwohl es doch mir versprochen war. Ich nehme es meinem Boss schon ziemlich übel. weil das Becak mir ermöglicht, viele Sachen zu kaufen, zum Beispiel Kleidung, essen, meinen Eltern helfen und so weiter.
 
 

Ein Lied der Kinder: Arumbia

 
Arumbia Arumbia Arumbia Arumbia Hombaaa 
Bikin hati jadi gembira
     Mari kawan-kawan semua
     yang tua atau yang muda
     Pasarkanlah mayeng kita
     dengan kekompakkan bersama 
Arumbia Arumbia Arumbia Arumbia Hombaaa 
Bikin hati jadi gembira
     Batu dadu di'goyang-goyang
     goyang dikit goyang dendang
     Kaum mayeng dan penyemir
     jangan mau di tendang-tendang 
Arumbia Arumbia Arumbia Arumbia Hombaaa 
Bikin hati jadi gembira
     Aduh emak aduh bapak aku anak Indonesia
     Merdeka telah lama mengapa aku menderita 
Arumbia Arumbia Arumbia Arumbia Hombaaa 
Bikin hati jadi gembira
     Kawan-kawan yang setia mari kita susun rencana
     Masa depan yang ceria cita-cita kita bersama
Arumbia Arumbia Arumbia Arumbia Hombaaa 
Bikin hati jadi gembira
Arumbia Arumbia Arumbia Arumbia Hombaaa
Bringt unser Herz zum Lachen

Auf alle Freunde,
ihr jungen und ihr alten
Laßt uns unsere Altwaren
zusammen und vereint verkaufen

Die würfelförmigen Steine schütteln 
wir ein bißchen, schütteln wir ganz stark 
Wir Müllsammler und Schuhputzer 
wollen nicht getreten werden

oh Mama. oh Papa, ich bin ein indonesisches Kind 
Unabhängig sind wir schon lange, 
warum leide ich?

Auf ihr treuen Freunde, 
laßt uns sogleich einen Plan machen 
Für eine fröhliche Zukunft, 
unser gemeinsamer Wunsch


 

verdächtigt zu stehlen   von B. (16 Jahre)

Bevor ich heute morgen zum mayeng los ging aß ich und ruhte mich aus. Ich lief dann durch das Dorf Mergan über die Jalan Raya bis nach Gading. Ich ging mit meinem Plastiksack herum und suchte alte Sachen um meinen Reis zu verdienen, und wenn es geht noch etwas Geld um für die Zukunft zu sparen.

Was ich mitnahm waren Behälter. Aluminium. Glasscherben usw. Als mein Sack halbvoll war brachte ich ihn zum Becak und ruhte mich einen Moment aus während ich eine Zigarette genoß. Um weiterzusuchen ging ich durch einen kleinen Gang, guckte in den Höfen der Leute, sah einen Plastikeimer, der schon kaputt war und nahm ihn mit.

Der Meinung der anderen Kinder nach ist der Mann. dem dieser Hof gehört sehr hartherzig. Er hatte einen knallroten Kopf als er auf mich zukam und brüllte: "oh. du bist ein Müllsammler, und wenn wir nicht aufpassen, klaust du bestimmt die Wäsche auf der Leine.“ Ich war sehr wütend. Da arbeite ich ganz ehrlich und werde einfach so angeklagt. Ich ging zu ihm hin und sagte: "bitte reden sie nicht ins Blaue hinein. Wozu soll ich eine Hose stehlen, die alten Sachen, die ich hier gesammelt habe sind sehr wertvoll!" Da hat er sich geschämt und ging kopfschüttelnd weg. Ich kam an diesem Tag mit wenig Sachen nach Hause, ließ sie dort wiegen und bekam 2.525 Rupiah.
 
 

Kind eines Becakfahrers

Ich bin Kind eines Becakfahrers
Frühmorgens geht mein Vater aus dem Haus,
Mittags kommt er zurück
Mein Vater schwitzt oft
Mein Vater mag das Becak
Aber das Geld muß er bei Leuten abliefern ;
Leuten, denen das Becak gehört
Mein Vater arbeitet als Becakfahrer
 
 
 
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