Indonesien-Information - September 1992 (Rüstungsexporte)

Quelle: Frankfurter Rundschau, 24. Juli 1992

 

Doppelmoral


Er könne nicht soviel essen, wie er kotzen möchte — mit diesem klassisch gewordenen Satz hat einst der Maler Max Liebermann seiner Befindlichkeit gegenüber den Nazis Ausdruck verliehen. Man möchte ihn — Gott sei's geklagt — angesichts der skandalösen Praxis der Bonner Rüstungslieferungen wiederholen.

Mit der entweder verlogenen oder sträflich ahnungslosen Behauptung, Indonesien sei kein Krisengebiet, genehmigt Bonn die Lieferung von 39 Kriegsschiffen der früheren NVA an ein Regime, das es nicht nur mit den Menschenrechten im Inneren nicht so genau nimmt, sondern gleich zwei Kriege führt: gegen die Bevölkerung des überfallenen Ost-Timor und gegen die West-Papuas. Mehrere hunderttausend Menschen sind in den vergangenen Jahren massakriert worden, so daß es berechtigt ist, von Völkermord zu sprechen. Erst kürzlich erschütterte ein Blutbad indonesischer Soldaten in Ost-Timor die Weltöffentlichkeit.

Gleichzeitig hält sich die Bundesregierung für moralisch legitimiert, deutsche „Friedenstruppen“, in Bosnien einzusetzen: Es gelte, der gestiegenen Verantwortung gerecht zu werden und blutigem Unrecht zu wehren. Diese Verantwortung gilt offenbar nicht gegenüber Timoresen und Papuanern; die sind ja auch weitab vom (deutschen) Schuß. Eine saubere Doppelmoral, die die Welt solange in Unfrieden belassen wird, solange unterschiedliche Interessen das Töten von Menschen in Konflikte erster und zweiter Klasse einteilen. aga
 
 

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