Indonesien-Information Nr. 3 1994 (Irian Jaya/West-Papua)

 

Zerstörte Natur - zerstörte Lebensgrundlage

A. Auswirkungen der Holzkonzession „Kebun Sari Putra“

Auf einer Veranstaltung anläßlich des Gründungstages der Umweltorganisation YPMD wurde eine Studie vorgestellt über die Auswirkungen einer Holzkonzession auf das Dorf Tabbeyan im Kreis Kaureh, 125 km westlich von Jayapura. In der Nähe dieses Dorfes hat das Unternehmen „Kebun Sari Putra“ seit 1985 eine Konzession über 367.000 Hektar Wald und stellt Sperrholz her. Das Konzessionsgebiet reicht in mehrere Kreise, dort wohnen 81 Familien bzw. 366 Menschen, die in ihrer Ökonomie völlig vom Wald abhängig sind: Sie nutzen den Wald zum Jagen und für Felder, sammeln dort Nahrung und Medizinpflanzen, holen Holz zum Bau von Häusern und zum Kochen. In der Studie wird beispielhaft deutlich, wie ihr Leben von Waldzerstörung bedroht wird.
 

1. Arbeitsmöglichkeiten im Unternehmen:

In Tabbeyan leben 115 Menschen im Alter zwischen 15 und 45 Jahren, es ist jedoch schwer zu sagen, wieviele von ihnen arbeiten, weil sie nur als Tagelöhner beschäftigt werden. Ihr Lohn liegt mit 2.800 Rupiah pro Tag weit unter dem staatlichen Mindestlohn von Rp. 3.600. Sie arbeiten vor allem als Träger und öffnen neue Transportwege. Einzelne helfen Bäume zu schlagen, schneiden Gras oder sind Nachtwächter. Die Arbeitsmöglichkeiten führten aber zu Konkurrenz und Konflikten zwischen den Siedlungen.

Die örtliche Bevölkerung bekommt nur Hilfsjobs, weil sie nach Meinung des Unternehmens über keine ausreichende Ausbildung verfügt. Die Löhne sind entsprechend gering. Entlassungen ohne Vorwarnung sind üblich, als Grund wird meist „keine Disziplin“ angegeben.
 

2. Transport

Das Unternehmen baute eine Loggingstraße, die von der Bevölkerung mitgenutzt wird. Jetzt gibt es einen öffentlichen Bus von Jayapura nach Lereh, mit dem sie in 2 Stunden die nächste Stadt (Genyem) erreichen, statt wie früher 3-4 Tage zu laufen.
 

3. Dörfliche Ökonomie

Die Dorfbevölkerung ist vom Wald abhängig, um zu jagen, um Gärten anzulegen, um Sago zu holen. Seit das Unterehmen kam ziehen die Tiere sich zurück. Früher war es leicht, in zwei Wochen 4-5 Schweine zu fangen. Heute bekommt man höchstens zwei Stück und muß dafür sehr weit laufen. Viele Sagobäume in der Nähe der Siedlungen wurden für den Straßenbau u.a. gefällt. Gemüseerträge aus den Gärten werden zu extrem niedrigen Preisen an das Unternehmen verkauft. Der Erlös zuammen mit den niedrigen Arbeitsentgelten, ermöglichen es den Familien nicht, ihre Grundbedürfnisse zu decken, zumal die Preise der Waren andauernd steigen. Eine Hilfe von 200.000 Rupiah für die Dorfkooperative verschwand in den Taschen der Regierungsvertreter von Tabbeyan.
 

4. Entschädigung

Die Bevölkerung fühlt sich als Landbesitzer, weil sie dort lebten, bevor das Unternehmen kam. Die Menschen haben eigene Vorstellungen über Wald, Land und Wasser. In ihrem traditionellen Verständnis ist der Boden wie eine Mutter, die Kinder gebärt und aufzieht, Bäume sind für sie Wasserquellen und ähnliche Beispiele mehr. Doch von diesen Vorstellungen weiß das Holzunternehmen nichts. Es interessiertz sich nicht dafür. Für die Firma ist mit der Zahlung von Entschädigungen alles erledigt. Durch traditionelle Tabus geschützte Gebiete oder Orte, die nicht betreten werden dürfen, respektieren sie nicht.

Als Entschädigung nach einer Art Lotteriesystem werden jedes Jahr an jeden der kepala suku (Ältester einer Großfamilie), in deren Gebiet der Holzeinschlag stattfindet, 100.000 Rupiah gezahlt. Das Unternehmen hatte weitere Versprechungen gemacht: es wollte beim Anlegen neuer Gärten helfen, die großen Bäume zu fällen. Das Dorf sollte ein Transportauto und eine Motorsäge erhalten. Weil nichts davon eingehalten wurde, ist die Unzufriedenheit mit dem Unternehmen jetzt sehr groß.

Nach Vorstellung der YPMD-Sudie waren sich die VeranstaltungsteilnehmerInnen einig, daß diese Entschädigungspraxis geltendem Recht widerspricht. Im Grunde sei es Wirtschaftskriminalität und es wurde bedauert, daß dieses schändliche Verhalten noch nie im Parlament diskutiert worden sei.

Man zog die Schlußfolgerung, daß die Holzunternehmen keine positiven Veränderungen für Irian bringen. Im Gegenteil: das Leben der Dorfbevölkerung wurde schwerer. Sie müssen zusehen, wie ihr Recht auf neue Gärten und ihr Recht zu jagen eingeschränkt wird, und nur wenige geringen Lohn erhalten. Insgesamt wurde das Dorfeinkommen nicht erhöht.

In der Studie von YPMD wird darum abschließend kritisiert, daß trotz alledem immer noch Konzessionen vergeben werden, mit der Begründung, sie seien „Agenten der Entwicklung“ und brächten Devisen ins Land. Aufgrund der Erfahrung, daß die lokale Bevölkerung nicht davon profitiert, wurde 1992 ein Gesetz erlassen, das alle Unternehmen verpflichtet, Dorfentwicklungszentren (HPH Bina Desa) einzurichten. Doch auch diese sind von geringem Nutzen, da ausschließlich nach Vorgaben aus Jakarta oder der Bezirksregierung gearbeitet wird und die Vorschläge, Bedürfnisse und Ziele der lokalen Bevölkerung völlig ignoriert werden.
 

B. Ein Besuch im Dorf Betaf

Mit einer Gruppe aus Deutschland besuchte ich das Dorf Betaf, das Zentrum der Distriktverwaltung. Von anderen Dörfern unterscheidet es sich dadurch, daß 20 km entfernt das Unternehmen Somalindo eine Holzkonzession hat. Die sozialen Auswirkungen dieses Unternehmens waren deutlich zu spüren.

Schon bei der Ankunft am Strand standen hier zur Begrüßung neben Bürgermeister, Polizei und Militärkommandant auch die beiden Manager von Somalindo aus Java und der Wachschutz. Vom Besuch aus Europa erhofften sie sich etwas Abwechlung in ihr abgeschiedenes Leben. Leider stieß uns ihr arrogantes Benehmen sehr ab. Am ersten Begrüßungsabend beim Militär traten sie als die eigentlich Wichtigen auf. Als wir uns vorstellten, fotografierten sie jeden - ich scherzte: „für die Stasi?“, unser begleitender Pfarrer nickte nur.

In Betaf sind die Holzkonzessionäre mit Abstand die Reichsten - sie haben sich vom Unternehmen in Takar bis nach Betaf eine Straße gebaut, die nur sie befahren, weil nur sie ein Auto haben. Aber sie sind großzügig. Oft laden sie die Soldaten ein - in Takar gibt es Strom, Fernseher und kaltes Bier. Solche engen Beziehungen zwischen Militär und Unternehmen sind in Irian die Regel. Hinter vorgehaltener Hand heißt es, daß Soldaten zu den umgerechnte ca. 300,- DM Gehalt noch 300,- DM Zuschuß von jenem Holzunternehmen bekommen, mit dem sie kooperieren. Die Manager drängten uns, ihr Konzessionsgebiet selber anzusehen. Sie wollten uns überzeugen, daß die Propaganda, „Indonesien zerstöre den Regenwald“, nicht stimme. Wir freuten uns auf diese Gelegenheit, sie schickten einen Laster und wir starteten zuversichtlich Richtung Takar - doch alles kam ganz anders. In Takar, auf dem Werksgelände, bekamen wir ein schlechtes Essen, dafür aber Coca Cola aus dem Kühlschrank. Unsere Begleiter von einer lokalen Kirchengemeinde bekamen nichts. In der Kantine lief der Fernseher - wir „durften“ uns mit weiteren Angestellten asiatische Schönheitsideale im Badeanzug ansehen. Dann gab es plötzlich Probleme. Man flüsterte mir zu, das Militär garantiere nicht für unsere Sicherheit. Was das bedeuten sollte, verstand ich nicht - die Manager luden uns weiterhin ein, nun in das Abholzungsgebiet zu fahren. Wir wollten unbedingt, unsere Begleiter sagten jedoch: „ihr seid müde, wie fahren heim“. Dieses Argument kam häufiger, wenn etwas nicht klappte - aber was war wirklich los? Was wurde hier gespielt? Die Zerstörung des Regenwaldes sahen wir nicht - doch gerade dadurch kapierten wir viel: Wer hat den Ausflug verhindert? Unsere Begleiter? Aus Sorge wovor? Die Aussage der Militärs „wir garantieren die Sicherheit nicht“ ist als Drohung zu verstehen. Denn wer sonst könnte uns im Wald Probleme machen?? Wollten die Manager wirklich? Sie stecken doch mit dem Militär unter einer Decke! Mußten die Soldaten es verbieten, damit das Unternehmen gut dasteht? Die Kirchengemeinden haben einschlägige Erfahrungen. Darum wollten sie nicht, daß wir völlig abhängig vom Unternehmen - das über die einzigen Autos verfügt - bis spät abends im Wald sind. Unsere Begleiter vertrauten ihnen nicht. Wir auch nicht. Doch den Umfang ihrer Macht erahnten wir erst zwei Tage später, als sie eine von uns sexuell belästigten. „Ja, so sind sie“, sagte ein Pfarrer, „wir kennen das und darum wollten wir nicht in den Wald“. Wir fragten uns: wenn sie sich uns gegenüber so benehmen, wie respektlos sind sie dann zu einheimischen Frauen? Sie kennen keine Grenzen...

In Betaf sahen wir also nur die sozialen, nicht die ökologischen Auswirkungen. Die Manager nutzen die Gelegenheit, uns zu erzählen, sie würden nur gezielt einzelne Bäume fällen und gleich wieder anpflanzen und den Menschen aus den Dörfern Arbeit und Ausbildung ermöglichen. In der Kürze der Zeit gelang es uns nicht, die Situation genauer zu untersuchen.
 

C. Problem der Landkonflikte

Irian ist reich an Naturschätzen. Doch die Rechte am Wald, an den Fischvorkommen, den Bodenschätzen und endemischen Tierarten verkauft der Staat an indonesische und internationale Konzerne. Dazu ermächtigt den Staat ein Gesetz aus dem Jahre 1967, das besagt: Alle Waldgebiete in Indonesien sind Staatsbesitz. Dieses Gesetz ignoriert die Landrechte von 20 bis 30 Millionen Indigener, deren Lebensgrundlage der Wald ist.

Eindrücke der Reisegruppe in Küstendörfern: „Sind die Leute in Irian faul? Sind sie unterentwickelt? Wir erlebten im Dorf durchaus eine andere Arbeitsmoral als wir es aus Deutschland gewohnt sind. Ein Grund ist wohl, daß die Natur die Menschen verwöhnt: sie müssen nicht Monate vor der Ernte das Feld bestellen, sähen, pflegen, sondern gehen einfach in den Wald und schlagen einen Sagobaum. Und jagen Wildschweine oder fischen - bisher war reichlich vorhanden. Viel Zeit wird gemeinsam verbracht, mit reden und singen. Dabei scheinen Freizeit und Arbeit, tätig sein und Pause machen nicht getrennt zu sein. Besonders als wir auf einer kleinen Insel vor der Küste waren, erinnerte der Alltag oft an Vorstellungen vom Paradies: man lebt in Gemeinschaft, ist herzlich, teilt miteinander. Das Leben im Dorf ist einfach, aber das ist keine Armut. Niemand hat Hunger und auch Elend gab es nicht. Doch es heißt, die Leute könnten nicht arbeiten, seien faul und dumm. Ist das das Problem?“

Der unvorstellbare Reichtum an Naturschätzen Irians trägt etwa 20 % des indonesischen Nationaleinkommens. Doch die Menschen in Irian sind arm. 77,5 % der Dörfer wurden von der Regierung als „arm“ eingestuft (zum Vergleich: 40 % in Sumatra, 29 % in Java). Wo bleibt also Irians Reichtum? In der Studie von YPMD zitiert der Autor aus dem Buch „Irian Jaya, a new frontier for trade investment and tourism“, das von der Provinzregierung herausgegeben wurde. Um den Beitrag der Holzwirtschaft an den Einnahmen Irians zu  erhöhen, sollen 13 Sperrholzwerke mit einer Kapazität von 2,2 Milliarden m3/Jahr und 10  Sägewerke für 330.000 m3/Jahr errichtet werden. Schon jetzt erhält die Regierung Einnahmen aus Konzessionsgebühren, Steuern und verschiedenen Abgaben. Im Zeitraum 1983/84 bis 1990/91 brachten die Waldkonzessionen dem Staat dadurch 5.495.200 Millionen Rupiah ein. Davon flossen an die Zentralregierung nach Jakarta 73,37 %, an die Provinzregierung Irian Jayas 16,6 % und 6,2 % an die Regierungen der Distrikte. Im Dorf selber bleibt nichts - außer den sozialen und ökologischen Nebenwirkungen.
 
 
Jakarta
Jayapura
Distrikt
Dorf 
73,37 %
16,6 %
6,2 %
0,? %

Grundlage der traditionellen Lebensweise ist das traditionelle Landrecht: Die Erde ist wie unsere Mutter und nährt uns. Nur in Absprache mit der Gemeischaft und unter Respekt der Taburegeln darf man jagen, Sago fällen und Gärten anlegen, jedoch gibt es keinen Privatbesitz und das Land ist unverkäuflich. Doch die neuen Mächte haben eine andere Logik: Holzkonzerne und Regierungsprogramme zur Transmigration wollen Land kaufen. Die lokalen Gemeinschaften sind selten fähig, angesichts dieses neuen Problems zu reagieren und ihre Interessen durchzusetzen. Denn Landbesitz wird nur anerkannt, wenn man Zertifikate vorweisen kann, die aufwendig und teuer zu erstehen sind. Und: Zertifikate gibt es nur für Privatbesitz, nicht für Gemeinschaftsland.

In der Zeitung Serikat der evangelischen Kirche in Irian Jaya vom Dezember '93 wurde beschrieben, wie Landenteignungen durchgesetzt werden. „Der Wald ist ein wichtiger Bestandteil der Natur und Gottes ganzer Schöpfung, und muß daher gewahrt und gepflegt werden. Wir müssen an unsere Kinder denken. Für die Menschen Irians ist der Wald überliefertes Eigentum der Bevölkerung und aufgrund der damit verbundenen Rechte müssen die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung Priorität haben. Nun gibt es Bestrebungen, die Rolle von traditionellen Autoritäten (die Ältesten von Clans u.a. dörfliche Selbstverwaltungsstrukturen) zu begrenzen. Dazu werden fremde Regierungsstrukturen eingeführt, z.B. die Dorfvorsteher (kepala desa). Manchmal treten diese traditionelle Rechte ab, angeblich im Namen der Bevölkerung. Das schafft Probleme, denn ein Dorfvorsteher hat gar nicht das Recht und die Autorität über traditionelle Rechte zu verfügen.“

Mit Zuckerbrot und Peitsche werden die Dörfer zum Verkauf von Land gezwungen. Es gibt eine Vielzahl von Methoden: Die Erteilung einer Holzkonzession für Somalindo war schon lange von oben entschieden. Die Firma verhandelte mit der Regierung, selbst die Bürgermeister wurden anschließend nur informiert, die zugesagten Entschädigungszahlungen stehen bis heute aus. Den Bewohnern der Insel Yamna wurde versprochen, daß sie - als Gegenleistung für die Einrichtung eines Holzsammelpunktes - an die Strom- und Wasserversorgung angeschlossen werden, was nie geschah, wie in anderen Fällen mit leeren oder lächerlichen Versprechen. Und in Taronta schenkte der kepala adat, der traditionelle Führer, der Regierung ein 50.000 ha großes Gebiet zur Ansiedlung von Transmigranten. Inzwischen wurden Traktoren und Bulldozer abgeladen, um den Wald für die Ansiedelung von 150 Familien „vorzubereiten“.

Warum gab er das Land her? Über Gründe kann man spekulieren: Manche kepala adat stimmen zu, weil sie mit privaten Geschenken bestochen wurden. „Sie haben schon den Virus des Materialismus und Egoismus“, wurde das kommentiert - sie sind nicht mehr in erster Linie ihrem Dorf verpflichtet. Andere sehen sich in einer hoffnungslosen Situation, von der Welt vergessen, und glauben der Propaganda, daß Transmigration Entwicklung in die Region bringe. Sie haben nicht gesehen, wie in anderen Transmigrationsgebieten die einheimische Bevölkerung systematisch an den Rand gedrängt wird, weil sie in Konkurrenz mit „kapitalismusgeübten“ Siedlern unterliegt. Andere wissen das wohl, wagen es aber nicht, zu widersprechen, weil sie unter Druck gesetzt werden. Sie haben Angst gebrandmarkt zu werden als Regierungsfeind oder gar als OPM-Unterstützer.

„Aber wie können sie nur ihr ganzes Land kaputtmachen?“ „Weil noch der Wachstumsglaube herrscht und viele in Indonesien glauben, daß ökonomische Entwicklung gleich Ausbeutung ist. Und weil das Land Devisen braucht. Aber wer braucht Devisen? Die Mittel- und Oberschicht. Die Leute, die auch die Macht haben, Entscheidungen zu fällen. Diese Leute sitzen weit weg in Jakarta und erleben die Auswirkungen für das Leben der Menschen in Irian nicht.“
 

D. Die eigenen Kräfte stärken

Auf der Suche nach Handlungsansätzen stößt man auf folgende grundlegende Probleme:

1. Traditionelles Landrecht versus staatliches Landrecht und Ausverkauf des Landes.

2. Politik des ökonomischen Wachstums. Dies ist seit 1965 die Makropolitik des indonesischen Staates. Wachstum soll durch zahlreiche ausländische Investoren erreicht werden - diese wiederum verlangen „nationale Stabilität“.

3. Mit dem „security approach“ garantiert das Militär Stabilität. Sicherheit ist das zenrale Kriterium und steht über Werten wie Meinungsfreiheit oder Organisationsfreiheit. Hinter den Firmen steht das Militär, dessen Macht in Konflikten grenzenlos ist. Dennoch gibt es auch in Irian, ein Netzwerk von Nichtregierungsorganisationen (NGO), die im Bereich von Umwelt- oder Menschenrechtsthemen zahlreiche Aktivitäten durchführen. Einige erstellen sozialkritische Studien zu strittigen Themen, z.B. dem Nutzen von Holzkonzessionen. Oder sie sammeln traditionelles ökologisches Wissen (indigeneous resource management). Andere organisieren Lobbarbeit in Indonesien sowie mit befreundeten Organisationen im Ausland. Manche arbeiten in den Gemeinschaften direkt vor Ort. Zum Beispiel wird durch Rechtshilfeseminare für traditionelle Führer versucht, die alten Strukturen zu befähigen, auf die neuen Probleme zu reagieren. Gemeinsam wird dort die neue Situation analysiert und mit Hilfe der eigenen Traditionen und dem Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen werden Strategien entwickelt. Vor Ort wird versucht mit community organising den Zusammenhalt in und zwischen den Dörfern und damit ihre bargaining position in Konflikten zu stärken. Alle Tätigkeiten an der Basis, die die Interessen der Bevölkerung stärken, werden von der Regierung verdächtigt und überwacht. Aus Angst, verboten zu werden, gehen NGOs immer wieder Kompromisse ein.

Im Gegensatz zum Wissen um die Konflikte In Ost-Timor herrscht in Deutschland völliges Unwissen über Irian. Doch internationale Konzerne beuten zusammen mit den indonesischen Irians Naturschätze aus. Hier müssen genaue Daten erhoben werden. Offensichtlich ist, daß das Interesse auch deutscher Firmen an „sicheren Investitionsbedingungen“ dazu führt, daß die Bundesregierung das Regime in Jakarta massiv stützt. Wir können bekannt machen, was die Folgen dieser Politik in einem so weit entfernten Teil der Erde sind. Aufgrund der Missionsgeschichte in Irian Jaya hat die Kirche da eine besondere Verantwortung. Und wer außer diesen Kreisen in Deutschland weiß schon, wo Irian liegt und wie die Situation dort ist? Wer also kann seine Stimme erheben?

„Schadet es nicht den Papuas selber, wenn es weniger Zusammenarbeit mit dem Ausland gibt? Nein, war die klare Antwort: Denn 80 % leben sowieso sehr isoliert im Dorf und haben bis heute noch gar nicht von Errungenschaften profitiert. Sie erfahren nur Landvertreibung und Zerstörung. Sie haben nichts zu verlieren.“ <>
 
 
 

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