Indonesien-Information, März 1993 (Umwelt)

 

Global Forest Conference in Bandung, vom 17.-20. Februar 1993:

 

Nur ein Forum für die Tropenholzlobby?

Vom 17 bis zum 20. Februar 1993 fand in Bandung die Globale Forst-Konferenz statt. Sie wurde von dem Forstdepartement der FAO und dem Institut für Ökologie der Padjajaran Universität Bandung der Republik Indonesien organisiert.


Basierend auf den im Rahmen des Umweltgipfels in Rio im Juni 1992 formulierten Prinzipien der Agenda 21 sollten auf dieser Konferenz neue Wege für eine nachhaltige Forstwirtschaft gesucht werden. Die rund 350 Kongreßteilnehmer, darunter 100 Forstwissenschaftler aus 35 Ländern, riefen UNO-Generalsekretär Butros Ghali auf, eine unabhängige Expertenkommission einzusetzen, die gemäß den Beschlüssen des Umweltgipfels eine weltweit verbindliche Waldkonvention ausarbeiten soll. Die Expertenkommission soll Vorschläge unterbreiten, wie die „grüne Lunge“ der Erde durch großräumige Schutzgebiete und eine naturverträgliche Bewirtschaftung erhalten werden kann.

Allerdings wurde gleich zu Anfang der Konferenz deutlich, daß eine kritische Auseinandersetzung über dieses Thema nicht gefragt war. Vor allem Malaysia und die Tropenholzlobby nutzten dieses Forum insbesondere, um möglichen Bemühungen zur Restriktion des Tropenholzhandels entschieden entgegenzuwirken. Die Fragwürdigkeit dieser Konferenz wurde noch unterstrichen durch ihre Finanzierung durch namhafte Holzkonzessionäre (wie z.B. Bob Hassan) sowie durch berühmt-berüchtigte Bergbauunternehmen (Freeport).

Schon zu Beginn der Konferenz gab es einen diplomatischen Eklat: Malaysias Industrieminister Lim Keng Yaik griff gleich am ersten Tages in der abendlichen Tischrede die Parlamentarierdelegation Österreichs an. Der Grund: das österreichische Parlament hatte ein Gesetzespaket zum Schutz der Tropenwälder verabschiedet. Darin war eine Tropenholzbesteuerung vorgesehen und ein Rückfluß dieser Steuern an Projekte zur Förderung nachhaltiger Waldwirtschaft in Tropenländern. Weiterhin beinhaltete das Gesetzespaket die Entwicklung eines Gütesiegels für Tropenholz aus nachhaltiger Bewirtschaftung sowie dementsprechende Verbraucherinformationen.

Die malayische Regierung hatte diese Gesetzgebung als Angriff gegen ihr Land aufgefaßt und reagierte mit der Androhung eines Warenboykotts österreichischer Produkte. Obwohl das österreichische Parlament bereits am 4. Dezember die Besteuerung des Tropenholzes zurückgenommen hatte, wurde Österreich während der Konferenz mehrmals öffentlich angeklagt: „Austrias action is a persecution of third world countries ... labelling has adverse effects on the sustainability of forest management ... please leave us alone“, so die Aussage Malaysias Ministers Lim Keng Yaik.

Der malayische Industrieminister forderte darüberhinaus, auch temperierte und boreale Wälder in eine mögliche Konvention aufzunehmen sowie diese bei Neuverhandlungen von IITA, des internationalen Tropenholzabkommens und ITTO einzuschließen. Diese Forderung wurde von allen anwesenden Umweltgruppen unterstützt, begann doch beispielsweise Robin Wood mit dem Kampf gegen das Waldsterben in der Bundesrepublik.

Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung um mögliche Lösungen der Tropenwaldproblematik fand nicht statt und war wohl auch nicht erwünscht. So waren kaum Nichtregierungsorganisationen (NRO) geladen. NRO wurden weder an der Aufstellung der Agenda noch bei der Erarbeitung der abschließenden Empfehlungen beteiligt. Als Sprecher wurden nur Vertreter des WWF zugelassen. Kritischen Wissenschaftlern wurden offizielle Redebeiträge verweigert.

Aus diesen Gründen lehnten es die meisten indonesischen Umweltgruppen ab, überhaupt an der Konferenz teilzunehmen (wozu auch die hohen Konferenzgebühren von 200 U S-$ beigetragen haben könnten). Auch die Umweltorganisation Robin Wood bezeichnete das Konferenz ziel als 'verfehlt'.

Interessante Konfliktpunkte wurden entweder völlig ausgespart oder die Redebeiträge gingen auf das Problematik so gut wie überhaupt nicht ein. Bei dem Thema „Partizipation der lokalen Bevölkerung“ zum Beispiel wurde die lokale Bevölkerung lediglich als Zerstörer erwähnt. Erstaunlich/erfreulich war hierbei allerdings die deutliche Kritik von indonesischen Wissenschaftlern aus dem Publikum an dieser Darstellung.

Ohne es ausdrücklich zu benennen, wird in der Resolution der Konferenz auch ein Kapitaltransfer von Nord nach Süd zur Bewahrung der Wälder verlangt. Angesichts der ökologischen Gefahren müsse der Nord-Süd-Konflikt über die Nutzung der Wälder beendet werden und zu partnerschaftlichen Bestrebungen führen. „Wir müssen allen Streit beilegen und aufhören, mit dem Finger auf andere zu zeigen“, sagte Konferenzleiter Otto Soemarwoto vom Ökologieinstitut der Padjajaran-Universität Bandung, „bei der Waldzerstörung haben wir uns alle schuldig gemacht“. Ein gerechterer internationaler Handel ohne Zollschranken solle die nationalen Möglichkeiten verbessern, so daß die Länder der 3. Welt stärker in den Naturschutz und in die Waldwirtschaft investieren könnten, so die weiteren Forderungen der Resolution.

Malaysia und Indonesien als Vorreiter der Tropenholz-Exporteure der 3. Welt wandten sich gegen die Diskriminierung von Tropenholz in der westlichen Welt. Ohne Waldnutzung sei es der 3. Welt nicht möglich, ihre Situation zu verbessern. Es wurde erneut angeführt, daß besonders umstrittene Harthölzer wie Mahagoni, Meranti und Teak aus naturverträglicher Waldnutzung stammen würden - eine Behauptung, die allerdings wissenschaftlichen Untersuchungen bisher nicht standhalten konnte.

In den vergangenen 180 Jahren ist die Waldfläche der Erde um 1/5 auf 29 Mio km geschrumpft. Die höchsten Verluste unter den 87 Tropenländern verbuchten in den letzten 10 Jahren Westafrika mit mehr als 21 %, Mittelamerika mit 18 %, Südostasien mit über16 % und Indonesien mit mehr als 11 %. Im Norden blieb der Waldbestand dagegen weitgehend stabil. <>
 
 

Zurück zur Hauptseite Watch Indonesia! e.V. Back to Mainpage