Indonesien-Information Februar 1993 (Rüstungsexporte)

 

Peenewerft Wolgast mit Großauftrag zur Abrüstung

 

Entwaffnete NVA-Schiffe für Handelsflotte Indonesiens

Von dpa-Korrespondent Klaus Rebuschat


Wolgast Auf Schiffen aus der Vergangenheit ihres Betriebes wollen sie jetzt ein Stück Zukunft gründen: Die Beschäftigten der Peenewerft in Wolgast, die zu DDR-Zeiten vor allem auf den militärischen Schiffbau spezialisiert war, rechnen für das kommende Jahr fest mit einem Großauftrag zur Abrüstung. 39 Kriegsschiffe aus der eigenen Produktion der 70er und 80er Jahre sind komplett zu demilitarisieren. Nach dieser gründlichen Entwaffnung sollen die ehemaligen Landungsschiffe, Korvetten, Minensucher und Versorger der früheren DDR-Volksmarine in die Handelsflotte Indonesiens eingegliedert werden und unter ziviler Flagge fahren.

„Die letzte Unterschrift auf dem Vertrag fehlt zwar noch, aber wir haben doch beste Chancen, diesen Auftrag zu erhalten“, meint ein Sprecher der Werft, die seit dem Frühsommer 92 zur Bremer Hegemann-Gruppe gehört. Die politischen Weichen für den Verkaut der Schiffe an den Inselstaat in Südostasien seien in Bonn schon gestellt worden. Nun gehe es noch um die konkrete Vereinbarung mit der vorpommerschen Werft. Die Voraussetzungen für das Abrüstungsprojekt sind an der Peenemündung denkbar günstig, erläutert der Sprecher weiter: Die Schiffe der ehemaligen Volksarmee liegen im benachbarten Peenemünde auf der Insel Usedom und damit praktisch vor der Wolgaster „Haustür“. Die Verholung der ersten dieser stählernen Kolosse an die Peene werde vorbereitet.

Doch nicht nur die geographische Lage habe bei diesem Auftrag für die vorpommersche Werft gesprochen. „Mindestens ebenso wichtig ist: Wolgaster Werftarbeiter mußten die Kampfschiffe damals auf Kiel legen und mit Waffen bestücken, jetzt wollen sie auch die Abrüstung übernehmen“, so der Vertreter des Unternehmens. Schließlich kennen unsere Leute jedes Detail dieser grauen Pötte.“ Das Ganze besitze damit auch Symbolkraft: „Hier wurden die Waffen raufgesetzt, hier kommen sie auch wieder runter.“

Die Wolgaster Werft, die zu DDR-Zeiten 105 zivile Schiffe und 248 für die Marine gebaut hatte, würde mit dem Abrüstungsprojekt noch einmal auf alte Erfahrungen zurückgreifen können. Für die noch l.300 Beschäftigten der Werft sei der Abbau all dessen, was auf den 39 Schiffen kriegerischen Zwecken dienen könnte, ein „gewichtiger Auftrag“ und eine wertvolle Ergänzung zu dem inzwischen aufgelegten zivilen Schiffbauprogramm.

Berliner Zeitung, 23.12.1992
 
 

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