Indonesien-Information Februar 1993 (Katastrophen)

 

Die Insel der Blumen wurde zum Friedhof

 

Indonesien: Bisher 2000 Tote durch Erdbeben / Erste Zelte errichtet


Von Reuter-Korrespondent Menuk Sumortdo, Maumere

Das schwere Erdbeben auf ostindonesischen Inseln hat mindestens 2000 Menschenleben gefordert. Diese Zahl nannten gestern die Behörden, nachdem die Katastrophe am Wochenende über Flores und zwei vorgelagerte Inseln hereingebrochen war.

Nur noch vereinzelt ragen die rot-und pinkfarbenen Blüten der Bougainvillea aus den grauen Schlammmasscn und Trümmern. Bis Sonnabend mittag war die indonesische Insel Flores für ihre Blumenpracht, ihre Chorale und ihre katholischen Kirchenfeste berühmt. Dann bebte die Erde, riß tiefe Spalten in die Straßen und ließ zahlreiche Häuser einstürzen. Mauerstümpfe, aus denen Eisenstäbe grotesk herausragen, zeugen von der Gewalt der Erdstöße. Die nachfolgenden Flutwellen vorwandelten viele der einst einzigartigen Strände von Flores und dem kleineren Babi in Schlammwüsten.

Ausbruch von Epidemien befürchtet

Der Fischer Patamu berichtet, eine der Flutwellen sei so hoch wie die Kokospalmen auf der Insel gewesen und das Wasser so heiß wie Lava. Er, seine Frau und seine Kinder wurden von den Wassermassen aus ihrer Hütte gerissen und auf einen Hügel geworfen. Dort hat die Familie inzwischen mit anderen Überlebenden der Naturkatastrophe einige behelfsmäßige Zelte errichtet. Viele Menschen hatten nicht so viel Glück. Ein Mann läuft weinend durch die zerstörten Straßen von Maumere. Er wisse nicht einmal, ob seine Kinder noch am Leben seien.

Die Zahl der Toten werde noch steigen, sagt der Behördenvertreter Nonpas Ferdinandus. Tatsächlich ist vom Flugzeug aus kein Leben auf der kleinen Insel Babi zu entdecken. Der Leiter des Krankenhauses in Maumere befürchtet, daß allein auf Babi rund 750 Menschen ums Leben gekommen sind. Doch auch in Maumere, das nur 30 Kilometer vom Epizentrum des Bebens entfernt liegt, sollen 1000 Menschen umgekommen sein.

Vor den Essensausgabestellen stehen lange Schlangen. Trinkwasser ist knapp. Die Rettungsmannschaften, die die Inseln noch immer nach Überlebenden absuchen, befürchten den Ausbruch von Epidemien. Ein Mitarbeiter des Gouverneurs von Ost-Nusa sagt: „Wir brauchen dringend Medikamente, Zelte und freiwillige Helfer.“ Indonesiens Präsident Suharto befahl der Marine gestern, bei den Rettungs- und Aufräumarbeiten zu helfen.

Die Region um die Blumeninsel wird oft von Erdbeben heimgesucht. Doch das Beben vom Sonnabend war das schwerste seit vielen Jahren.

Berliner Zeitung, 15.12.1992
 
 

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