Indonesien-Information Februar 1993 (Geistergeschichten)

Auf außerirdische Hilfe angewiesen

 

1. Tempo berichtete über ein einzigartiges Curriculum an der Universität von Solo, Universitas Tunas Pembangunan. Die StudentInnen, meist Frauen, standen nach Aufforderung ihres Dozenten Nardi nach dem Ende der Vorlesung von ihren Plätzen auf. Sie sollten das Gebet pah puh pah rezitieren. Danach wurden sie von Nardi auf ihre Wange geküßt. Nardi bot den StudentInnen einen ähnlichen Extrakurs bei ihm zu Hause.

Als die Universitätsleitung davon erfuhr, kam es zu einem Skandal. Nardi wurde sofort entlassen. Nardi selbst fühlte sich unschuldig. Er ist Anhänger von Kebatinan, einer javanischen Glaubensrichtung. Nardi prophezeit, Indonesien werde durch seine Staatsphilosophie Pancasila ein angesehener Staat in der Welt werden. „Die USA, Japan, Deutschland, Großbritannien und Frankreich werden später Indonesien zu ihrem Vorbild nehmen“, erzählte er.

Um diese Zukunft vorzubereiten und um zu bewirken, daß Führerpersonen geboren werden, mußte Nardi sich zum Beten und Meditieren für eine Weile an einen abgelegenen Ort zurückziehen. Er glaubt, im November 1988 sei ein blaues Licht in seine beiden Nasenlöcher eingedrungen. „Dieses blaue Licht ist eine magische Kraft, um die Führer zu produzieren“, erzählte er seinen StudentInnen. Die waren begeistert und kamen zu ihm, um zu lernen, Führer zu werden. Sie waren auch bereit, sich von ihm küssen zu lassen, denn „das blaue Licht in meiner Nase kann durch meine Küsse in den Geist der Studenten eindringen“.

Die Universität beschuldigte Nardi wegen seiner Küsse. Die StudentInnen dagegen verteidigten ihn. Ninik, eine Studentin, meinte, daß der Kuß von Nardi nur ein Akt des Glaubens gewesen sei. Die anderen StudentInnen meinten, Nardis Küsse seien keine Liebesküsse gewesen. /Tempo, 21.11.1992/
 
 

2. Tempo fand es unglaublich, daß der Oberlauf des Flusses Progo (Mittel-Java), 26 Kilometer von Temanggung, mit lauter Unterhosen verdreckt ist. Erstaunlicherweise handelte es sich um neue Unterhosen. Der Ort ist gut besucht von Leuten aus allen gesellschaftlichen Schichten.

Der Sage nach meditierte Brawijaya, der Sohn des hinduistischen Königs von Majapahit, am Strand des indischen Ozeans, wo die Südozean-Königin Ratu Kidul regiert. Da hörte er eine geheime Stimme: „Wenn du erfolgreich in deinem Leben sein willst, dann durchschreite den Fluß Progo vom Strand bis zum Oberlauf. Am Oberlauf sollst du (halb) unter Wasser sitzen und allen Dreck von deinem Körper wegwerfen“. Nach der Meditation wurde Brawijaya zum Berater des Königs und zum Wahrsager Majapahits. Er war auf den Namen Ki Jumprit umgetauft worden. Als er starb, wurde seine Leiche und die seiner Frau im Oberlauf des Flusses Progo bestattet. Dort steht auch eine Figur von Hanoman, einem Affen in Menschengestalt aus dem Ramayana-Epos. Das Wasser am Oberlauf des Flusses diente Anhängern des Buddhismus als heiliges Wasser. Die Anhänger der chinesischen Glaubensrichtung Konghucu, gehen oft dorthin.

Einen Volksfestcharakter erlebt die Gegend an den sakralen javanischen Tagen, nämlich Dienstag und Freitag Kliwon (der javanische Kalender kennt 5 Tage in der Woche: Kliwon, Paing, Legi, Pon und Wage). Die Leute kommen, weil sie vom heiligen Geist Glück, Erfolg oder Reichtümer erwarten. Wegen dieser Reichtümer kommen viele Leute vor allem am Dienstagabend, weil am Mittwoch die Lottoziehung stattfindet. Um das erwartete Glück zu bekommen, sitzen sie unter dem Wasser wie auch Ki Jumprit es damals tat. Die Männer tragen nur ihre Unterhosen, die Frauen zusätzlich noch Büstenhalter. Nach dem Ritual werfen sie ihre Unterhosen und Büstenhalter weg wie auch Ki Jumprit es damals tat. „Es mag sein, daß die Leute dadurch sauber geworden sind“, kommentierte Tempo, „aber was ist mit der Umwelt?“

Denn die Unterhosen und Büstenhalter verschiedenster Qualität - von den billigen Einfachmodellen bis zur teuren westlichen Dessous-Couture - bleiben am Ufer des Flusses hängen. Der Versuch, spezielle Mülltonnen aufzustellen, ist sinnlos. Ja, Ki Jumprit ließ damals seine Unterhosen wohl in den Fluß schwimmen und war dadurch ein mächtiger Mann geworden. /Tempo, 7.11.1992/
 

3. Eines Tages veranstaltete ein Dorf in Nord-Sumatra ein Volksfest. Zur gleichen Zeit lud der Chef vom Kultur- und Erziehungsamt der Region einen Dukun (Zauberpriester) ein, denn zu der Zeit waren sieben Dorfbewohner schwer erkrankt. Sie waren angeblich von Begu Ganjang, einem bösen Geist besessen. Zu dem Fest kamen auch Regierungsbeamte und Militär aus der Region. Der Dukun meditierte und nach einer Weile sprach eine Kranke wie geistesgestört. Angeblich sprach der böse Geist in der Patientin und beschuldigte Familie Ampunan als den Urheber der Krankheit. Die Zuschauer blickten bösartig auf die Familie Ampunan, die auch anwesend war: Ampunan boru Lumban Tobing, Javentus Hutauruk (der Ehemann von Ampunan), Jakrawi Hutauruk (der Sohn von Ampunan und Javentus), Bastian Lumban Tobing und Sinta Lumban Tobing (die Geschwister von Ampunan).

Die Masse war wütend und griff die Familie an. Sie wurde dann vom Militär eskortiert und zur Kommandatur gebracht. Wie im wilden Westen griff die Masse daraufhin die Kommandatur an. Die Armee sah sich machtlos und brachte die Familie Ampunan ins Polizeirevier der nahgelegenen Stadt. Dort schien zunächst alles in Ordnung. War es aber nicht. Die Polizei kannte keine Ampunan mit Familie Ampunan (Ampunan bedeutet auf Indonesisch Verzeihung). Sie wurde von fünf Polizisten verprügelt und mißhandelt. /Tempo, 28.11.1992/ <>
 
 

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