Indonesien-Information Februar 1993 (Wirtschaft)

 

Fischereiwirtschaft:

Nur eine Bettgeliebte

 
„Wenn die Regierung uns weiter verbietet, gebrauchte Schiffe auf dem Weltmarkt zu kaufen, wird unsere Fischereiwirtschaft in Zukunft stagnieren“, erklärte der Sprecher des Fischfangunternehmens Djarma Aru, Russel Tambunan. Ähnliche Sorgen wurden von den Fischfang-Unternehmerorganisationen Hippi (Himpunan Pengusaha Perikanan Indonesia) und Gappindo (Gabungan Pengusaha Perikanan Indonesia) geäußert. Unter dem Eindruck des Importverbotes für gebrauchte Schiffe wurde im letzten August Sudwikatmono zum Vorsitzenden der Gappindo gewählt. Durch den Bruder des Präsidenten Suharto, hofften die Fangunternehmer eine Aufhebung des Verbotes seitens der Regierung erreichen zu können.

Wegen des Verbotes stagnieren seit 1989 die erzielten Fischfangmengen. Davor erlebte die Armada der Fischereiwirtschaft einen enormen Anstieg: Der Flottenbestand bei den in der Hippi vereinigten Unternehmen stieg beispielsweise von 386 Schiffen im Jahre 1987 innerhalb eines Jahres auf 621 Schiffe und erreichte kurz vor dem Verbot 1989 die Höchstmarke von 999 Schiffen. Seit dem Regierungserlaß Ende 1989 stieg der Flottenbestand bis 1992 nur noch um insgesamt 13 % auf 1.131 Schiffe.

Das Verbot wurde vom Minister für Technologie und Forschung Habibie, Absolvent der TH Aachen, erwirkt. Durch den Zwang, Schiffe aus seinen Werften zu kaufen, hoffte er auf eine rasante Entwicklung der Schiffbauindustrie. Allerdings sind die Schiffe aus Habibies Werften viel teurer als gebrauchte importierte Schiffe (siehe Preistabelle), obwohl der Neupreis eines Schiffes von Habibie 4 bis 5 % niedriger ist als Schiffe aus den Industrieländern. Die indonesischen Fangunternehmen bevorzugen die Gebrauchten, die in der Regel noch bis zu 30 Jahre lang halten.
 
 

 

Preistabelle

 
Schiffsgröße 
(in BRT)*
neues Schiff
(in Tausend DM)**
gebrauchtes Schiff
(in Tausend DM)**
30
230
80
50
385
115
100
960
270
150
2.300
580
200
3.080
770
300
6.150
1.150
* BRT - Bruttoregistertonnen
** 1 DM = 1.307 Rupiah

Wirtschaftlich sind die Second-Hand-Schiffe attraktiv: nach 10jähriger Nutzung brächte ein gebrauchtes 300 BRT-Schiff nach Abzug von Zinsen und Tilgung noch einen Reingewinn von 300.000 DM, ein neues Schiff dagegen wäre mit einem Verlust in Höhe von 400.000 DM verbunden.

Der Interessenkonflikt zwischen den Fangunternehmern und Habibies Werftindustrie ist unverkennbar. Einerseits hofft man auf einen optimalen Fischfang von 6 bis 7 Mio Tonnen jährlich. Derzeit kann die Fischfangkapazität nur zu 30 % ausgeschöpft werden. Jährlich exportiert Indonesien beispielsweise nur 23.737 Tonnen Thunfisch nach Japan und 12.708 Tonnen in die USA. Um optimale Erträge aus dem Fischfang zu erreichen, wären mindestens 5.500 Schiffe in der Größe von 200 BRT notwendig. Zur Zeit verfügt Indonesien insgesamt nur über 1.776 Schiffe. Andererseits hofft Habibie durch das Importverbot eine Steigerung der Schiffsproduktion zu erreichen. Aber eine Steigerung, die den Bedarf der Fischereiwirtschaft befriedigen kann, ist unrealistisch. Legt man die Produktion der vergangenen Jahre zugrunde, können die indonesischen Werften in den kommenden 5 Jahren höchstens 716 Schiffen bauen.

Doch es geht um mehr als nur um eine Steigerung der Schiffsproduktion: die Regierung hofft, eine starke inländische Fischfangarmada zu fördern. Denn „bis jetzt sind inländische Unternehmer nur Bettgeliebte des ausländischen Kapitals“, sagte Rahardjo, ein Mitarbeiter von Habibie. Sie verkaufen nur ihren Namen, damit die Ausländer als ihre Partner in den indonesischen Gewässern operieren können /Wirtschaftsmagazin Swa-Sembada 8/VII-November 1992/. <>
 
 

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