Indonesien Information Nr. 3/1999 (West-Papua)

"Namen ohne Gräber - Gräber ohne Namen" Blutiges Massaker in Biak bestätigt

Zum Jahrestag des Massakers auf der Insel Biak - dem 6. Juli 1999 - veröffentlichten zwei evangelische und die katholische Kirche von Biak in Zusammenarbeit mit dem Institute for Human Rights Studies and Advocacy in Jayapura einen Bericht über die Vorgänge vor einem Jahr unter dem Titel "Namen ohne Gräber - Gräber ohne Namen". Leider sind die Ergebnisse dieses Berichtes noch immer vorläufig. Da die Bevölkerung von Biak noch unter dem Trauma der Ereignisse leidet, wagen viele Menschen noch immer nicht, das Verschwinden ihrer Angehörigen seit dem 6. Juli 1998 zu melden. Man fürchtet brutale repressive Maßnahmen von Regierung und Militär. Die Untersuchungen werden also weitergehen.

Die wichtigsten vorläufigen Ergebnisse: 8 Tote, und zwar: Ruben Orboy (27 Jahre) Paulus S. Mamoribo (20 Jahre) Niko Smas (23 Jahre) Franciscus D.G. Gawe (29 Jahre) Wilhelmus Rumpaisum (50 Jahre) und drei im Marinekrankenhaus Biak Verstorbenen, deren Namen noch nicht genannt wurden.

3 Verschwundene, und zwar: Yuslin Sroyer Arius Boseren Daniel Mandowen

4 Schwerstverwundete, die zur Be-handlung in ein Krankenhaus nach Ujung Pandang geflogen wurden und für immer behindert bleiben, 33 Verwundete, die nicht ausreichend medizinisch versorgt wurden, 150 willkürliche Festnahmen und anschließende Folter 32 "mysteriöse Leichen"

Der Bericht enthält Augenzeugenberichte, die über brutale Erschießungen, Vergewaltigungen und Folter erzählen. Die Militärführung hält bis heute daran fest, daß nur eine Person zu Tode gekommen und niemand verschwunden sei. Sie behauptet, die 32 "mysteriösen" Leichen, die Ende Juli an die Strände von Biak, Numfor und Yapen angespült wurden, seien Opfer des Seebebens vom 17. Juli 1998 in Aitape in Papua New Guinea. (So Generalmajor Amir Sembiring in einem Interview in Tifa Irian von der ersten Juliwoche 1999).

Die Veröffentlichung des Berichtes führte in Irian zu neuen Demonstrationen. Die Vereinigung der Studenten von Biak (Himpunan Mahasiswa Biak) demonstrierte am 12. Juli 1999 vor dem Büro des Gouverneurs von Irian Jaya in Jayapura und veröffentlichte eine Erklärung mit 16 Forderungen, darunter:

Mit einem Begleitschreiben vom 17. Juli wurde die Erklärung auch den Premierministern von Australien und Papua New Guinea, dem indonesischen Präsidenten Habibie, Amnesty International und anderen Menschenrechtsorganisationen zugestellt.

In Jakarta protestierten etwa 200 Papua am 19. Juli 1999 vor dem Parlamentsgebäude (DPR). Sie führten traditionelle Tänze vor und sollen dort sogar die Papuaflagge gehißt haben.

Die kritische Wochenzeitung Tifa Irian veröffentlichte den ganzen Bericht in ihrer Ausgabe der ersten Juliwoche 1999. <>

(der Artikel wurde übernommen aus dem e-mail Rundbrief des West-Papua-Netzwerkes Deutschland)

Die erste Fassung des Berichtes "Namen ohne Gräber - Gräber ohne Namen" vom November 1998 wurde im Rundbrief Nr. 12 des Irian Jaya / West Papua - Netzwerks (Juli 1999) in deutscher Sprache veröffentlicht. Bei der Koordinationsstelle sind noch zusätzliche Exemplare vorhanden und können auf Wunsch zugeschickt wer-den.

Bestellungen bitte an: West-Papua Koordinationsstelle c/o VEM Postfach 201963 42219 Wuppertal

Fax: 0202/890 04 179 e-mail: west-papua-netz@vemission.org

 
 
Zurück zur Hauptseite Watch Indonesia! e.V. Back to Mainpage