Indonesien Information Nr. 3/1999 (Unruhen)

Wiederaufgeflammt

Nachdem es letztlich gelungen war, neue Ausbrüche der Gewalt zwischen den Konfliktparteien mit militäri-schen Mitteln eine Weile lang zu ver-hindern, brachen die heftigen Unru-hen auf Ambon, denen seit Anfang des Jahres ca. 300 Menschenleben zum Opfer gefallen sind (s. Indonesi-en-Information, Nr. 1/99), am 24. Juli erneut aus. Als im Januar die blutigen Gemet-zel in Ambon ihren Lauf nahmen, kursierte zumindest die Erzählung, der Auslöser der Unruhen habe in ei-nem vergleichsweise nichtigen Streit zwischen einem Fahrgast und dem Kontrolleur in einem Omnibus gele-gen. Dieser Streit sei eskaliert, nach-dem im heftigen Wortwechsel angeb-lich der Islam beleidigt worden sei. Wie es nun Ende Juli zum Wiederauf-flammen der Gewalt in Ambon kom-men konnte, weiß niemand zu sagen. Einsichtig erscheint, daß der Haß zwischen den Konfliktparteien in den wenigen Wochen seit dem Abflauen der Unruhen nicht abgenommen hat. Doch niemand weiß einen auch noch so geringen Hinweis auf den konkre-ten Auslöser zu geben. Innerhalb einer Woche gab es be-reits 21 neue Tote. Die meisten ka-men bei einem Gefecht zwischen Bewohnern des mehrheitlich christli-chen Dorfes Wai und den vorwiegend islamischen Dörfern Tulehu und Liang, im Osten der Stadt Ambon um. In Reaktion auf das Wiederauf-flammen der Unruhen wurde umge-hend die Militärpräsenz wieder ver-stärkt. 450 Marines wurden nach Ambon verlegt /Jakarta Post, 2.8.99/. Der Militärkommandeur auf den Molukken, Brigadegeneral Max Ta-maella, erließ Schießbefehl, um Un-ruhestifter in Schach zu halten /AFP, 29. u. 30.7.99/. Die Gemetzel zwischen den ver-feindeten Bevölkerungsgruppen gin-gen dennoch weiter. 33 Tote, 121 Schwerverletzte, 458 ausgebrannte Häuser und 168 zerstörte Geschäfte vermeldete Polizeichef Roesmanhadi wenige Tage später in Jakarta /AFP, 5.8.99/. Rahman von der Verschwun-denenorganisation KONTRAS er-klärte dagegen, die Zahl der Toten lä-ge bereits bei 82. Die unterschiedli-chen Zahlen begründete er damit, daß die Polizei ihrer Statistik lediglich die in Krankenhäusern und Polizeibe-richten vermeldeten Opfer zugrunde-lege, während KONTRAS über zu-sätzliche Daten aus der Bevölkerung verfüge /AFP, 7.8.99/. Die Zahl der sich intern auf der Flucht befindlichen Leute auf Ambon erhöhte sich um weitere 30.000 - zusätzlich zu den 40.000 seit dem Frühjahr dort um-herirrenden Flüchtlingen und weite-ren 35.000 auf Tual /Jakarta Post, 3.8.99/. Berichten von Media Indonesia zu-folge begaben sich auch mindestens 1.500 ethnischer Chinesen aus Am-bon auf die Flucht. Zum ersten Mal seit Ausbruch der meist als "religiöser Konflikt" bezeichneten Unruhen im Januar machten die Übergriffe nun auch vor ihnen nicht mehr halt /AFP, 4.8.99/. Der prominente Moslemintellektu-elle Nurcholish Madjid, der als ein guter Analytiker sozialer und politi-scher Angelegenheiten gilt, gab zu bedenken, der Versuch, den Konlikt als religiöse Streitigkeit zwischen Moslems und Christen zu erklären sei ein "statistisches Problem". In einer Gesellschaft, die wie in Ambon zu etwa gleichen Teilen aus Anhängern dieser beiden Glaubensgemeinschaf-ten bestehe, sei es natürlich, daß bei Konflikten jedweder Art Christen und Moslems beteiligt seien. Daraus aber einen "religiösen Konflikt" abzulei-ten, sei gewagt. /Jakarta Post, 2.8.99/. af <>

 
 
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