Indonesien-Information, Nr. 2/1995 (Tourismus)

Menschenrechte und Tourismus:

Wer schützt Bali vor dem Amok-Tourismus?


Palmen, Strand und schöne Menschen - für viele liegt das Paradies in Bali. Aber hinter den grünen Vorhang will niemand schauen. Längst sind die Einheimischen nicht mehr Nutznießer, sondern Opfer des Tourismus. Und beginnen nun langsam, sich dagegen zu wehren. So wie die Bauern von Beraban.

In dem Dorf, 30 Kilometer westlich von Denpasar liegt der berühmte Tempel Tanah-Lot. Das Heiligtum gehört zu den wichtigsten Kultstätten der Hindus. Und genau dort gegenüber soll eine riesige Hotelanlage mit Apartementhäusern, Swimmingpool und Golfplatz errichtet werden.

Das Bali Nirwana Resort (BNR) braucht für dieses Projekt mehrere hundert Hektar Land - die Reisfelder der Bauern von Beraban. Aber die Bauern wollen ihre Felder nicht verkaufen. Doch Spekulanten, Regierungs- und Sicherheitsbeamte setzten sie mit Drohungen unter Druck. Selbst der Gouverneur von Bali legalisierte nachträglich die unter Zwang erfolgten Verkäufe der Felder.

Die Bauarbeiten begannen ohne Genehmigung. Außerdem erhielten viele Bauern nicht die vereinbarte Kaufsumme oder gingen ganz leer aus. All diese Ungerechtigkeiten führten dazu, daß die Bauern auf die Barrikaden gingen. Dieser einmalige Bauernprotest auf Bali wurde von Studenten unterstützt, die die Illegalität des ganzen Projektes aufdeckten.

Nach mehreren Demonstrationen gegen BNR tauchte plötzlich eine Baugenehmigung auf. Später wurde dem Projekt auch noch von der Provinzregierung bescheinigt, keine Gefahr für die Umwelt darzustellen. Nach einem juristischen Gutachten der balinesischen Bürgerrechtsbewegung YLBHB ist das ganze Projekt illegal zustande gekommen.

Neben dem juristischen Skandal gibt es noch andere Gründe, warum die meisten Balinesen gegen das BNR-Projekt sind. Für die gläubigen Hindus ist es unerträglich, daß gegenüber ihrem heiligsten Tempel dieser Mega-Komplex hingestellt wird. Jede Zeremonie würde durch die Massen von Touristen gestört werden! Im Übrigen stört auch viele Touristen die Vorstellung, den Tempel Tanah Lot im Schatten einer riesigen Hotelanlage stehen zu sehen.

Auch unter ökologischen Gesichtspunkten ist das BNR unverantwortlich. Der gesamte Komplex inmitten der vielen Reisfelder blockiert das bisher funktionierende Bewässerungssystem. Der immense Wasserverbrauch für die Apartements, Pools und den Golfplatz verringert das ohnehin begrenzte Wasserreservoir für die Bevölkerung. Außerdem ist die Entsorgung der Abwässer völlig ungeklärt.

Aber selbst unter dem ökonomischen Aspekt ist das Projekt unsinnig. Wer heute noch als selbständiger Reisbauer seine Brötchen verdient, muß sich morgen als schlecht qualifizierter Hotel-Boy durchschlagen. Denn nur wenige verfügen über die nötige Ausbildung, um bessere Jobs in dem Komplex zu finden. Nur wenige können reich werden, den meisten wird es nach Vollendung des Projektes schlechter gehen. Denn die Preise werden rapide steigen, wie es schon in den anderen Touristenzentren Kuta, Sanur oder Nusa Dua geschehen ist.

Die schlechten Erfahrungen mit anderen Touristenprojekten haben dazu geführt, daß sich die Balinesen wehren. Zum ersten Mal! Bauern und Studenten gingen gemeinsam auf die Straße, erst 500, dann 4.000, schließlich 7.000 Menschen demonstrierten gegen das Vorhaben. Vorläufiger Höhepunkt des Massenprotestes war eine Blockade, mit der am 21. Oktober 1994 Bauern den Zugang zum Baugelände versperrten.<>
 
 
 

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