Indonesien-Information Nr. 2 2003 (Demokratie)

 

Zu den Hintergründen des Terrorismus

von Martin Huber


Der Anschlag auf das Marriott Hotel am 5.August bei dem 10 Menschen getötet und 150 verletzt wurden sowie die Verhaftung von „Asiens meistgesuchtem Terroristen“ Hambali alias Riduan Isamuddin werfen die Frage nach den Hintergründen des radikalen Islamismus in Indonesien auf.
 

In einem interessanten Vortrag zum Thema „Globalisation, Governance, and the Crisis of Indonesian Islam“ (http://www2.ucsc.edu/cgirs/conferences/carnegie/papers/hefner.pdf) weist Robert Hefner auf den steten Islamisierungsprozess hin, der die indonesische Gesellschaft seit dem Ende der 70er Jahre erfasst hat: „the old Indonesia of gamelan, wayang puppetry, and Javanese cultural hegemony has receded, giving way to a country with, despite its still-remarkable diversity, a far more Islamic face“.

Eine zentrale Rolle spielte dabei die Ausweitung der Schulbildung. Während 1970 nur 4% über einen höheren Schulabschluss verfügten, liegt die Rate nun bei 30%; im gleichen Zeitraum stieg die Alphabetisierungsrate von 40% auf 90%. Um die Schüler von den gleichermaßen gefährlichen Ideen des Kommunismus und des westlichen Liberalismus fernzuhalten, wurde der Religionsunterricht zur Pflicht. Wie im Staatsapparat insgesamt überwogen auch im Religionsministerium jedoch die orthodoxen Muslime, die den Lehrplan entsprechend gestalteten. Letztlich handelte es sich um ein gewaltiges staatliches Programm der Umwandlung von abangan in santri... (abangan bezeichnet die dem javanischen Mystizismus verhaftete, eher „liberale“ Praktizierung des Islam, santri bezeichnet sich auf die eher textorientierte Auslegung der islamischen Lehren, die durch die Religionsschulen vermittelt wird, red.). Hinzu kam natürlich noch die wachsende Urbanisierung von 20% auf 35% im Laufe der Orde Baru-Periode (die Neue Ordnung unter Suharto) und die Entstehung einer Mittelschicht.

Aber auch auf dem Land erfuhr die orthodoxe Religiosität eine Ausweitung in Bereiche, in denen sie traditionell gar nicht vertreten war: „New mosques and madrasa (Koranschulen) popped up, it seemed, in almost every Muslim village or neighborhood. This included communities in East and Central Java where, a generation earlier, nominal Muslims of secular-nationalist and socialist persuasion had militantly opposed professions of Islamic piety.“ Diese neuen Moscheen und Madrassen wurden teils staatlich gefördert, teils kam das Geld aber auch vom Saudischen Königshaus, das die Millionen, die die Ölkrise ihm beschert hatte, dazu benutzte, sich die radikalen Sekten vom Hals zu schaffen, indem es sie zum Missionieren in die ganze Welt exportierte.

Der Islamisierungsprozess hatte natürlich den Effekt, die orthodoxen Kräfte im Staatsapparat noch weiter zu stärken: „By the early 1990s, the reigning wisdom at the highest levels of Indonesian government had changed; a turn to Islam was in full gear. Although some members of the civilian and military elite continued to oppose the new tack, they increasingly found their views, and careers, pushed to the margins.“ Sogar die Streitkräfte, einst ähnlich wie in der Türkei Garanten eines säkularen Nationalismus, wurden von diesem Prozess erfasst.

Auch das Soeharto-Regime selbst bewegte sich auf die islamischen Gruppen zu, wobei es bei seinen Kooptationsversuchen immer weiter nach „rechts“ driftete, beginnend mit Nahdlatul Ulama über Muhammadiyah – den zwei bedeutendsten islamischen Massenorganisationen – bis hin zu radikalen Gruppen: „From 1993 to 1995, Soeharto intermediaries conducted a series of secret meetings with the leadership of the hardline wing of the modernist Islamic community[...]: the Indonesian Council for Islamic Predication (Dewan Dakwah Islamiyah Indonesia, DDII) and the Indonesian Committee for Solidarity with the Islamic World (KISDI).“

Neben Prabowo Subianto und Feisal Tanjung spielte bei dieser Annäherung eine Person die entscheidende Rolle, die die politischen Bühne noch längst nicht verlassen hat: Dien Syamsuddin. Er kann auf eine wahrhaft bemerkenswerte Karriere zurückblicken: Schon innerhalb der Muhammadiyah plädierte er für eine enge Zusammenarbeit mit Suharto. Zur Belohnung wurde er der Redenschreiber von General Tanjung und 1994 auch der Direktor des Strategischen Büros von Golkar: „Under his ruthless leadership, and in cooperation with Islamist members of the military, the strategy bureau crafted the most notorious dirty-tricks used against the political opposition in the final years of the Soeharto regime, including those that inveighed against Christians and Chinese.“ Nach Suhartos Rücktritt wurde er von Präsident Habibie zum Generalsekretär des Majelis Ulama Indonesia (MUI, Rat der islamischen Rechtsgelehrten) ernannt. Von dieser Position aus konnte er Front gegen die Regierung Wahid machen und die islamistischen Milizen im Molukken-Konflikt unterstützen. Dien Syamsuddin steckt auch hinter dem Aufruf zum Jihad gegen die USA, der vom MUI für den Fall eines Angriffes auf Afghanistan ausgerufen wurde.

Wen wundert es da, dass er auch einer der führenden Verschwörungstheoretiker des Landes ist. Originalton Dien: „What is JI (Jemaah Islamiyah)? It is an American creation to humiliate Muslims to weaken Indonesia so that they can dominate us.“ Ihm zufolge stehen die Vereinigten Staaten hinter den Anschlägen auf Bali und auf das Marriott-Hotel. Laut Martin van Bruinessen haben solche Verschwörungstheorien in Indonesien bereits eine lange Tradition (http://www.let.uu.nl/~martin.Vanbruinessen/personal/publications/genealogies_islamic_radicalism.htm): „In the late 1980s, anti-Semitic tracts (including various versions of the Protocols of the Elders of Zion), translated from the Arabic and published by groups close to the DDII, began flooding the book market. In the 1990s, anti-Semitism and conspiracy theories came to pervade the publications of the DDII and related publishing houses“. Über KISDI schreibt er: „Its founders belonged to the most „hard-line” wing of DDII, were firm believers in a Western Jewish and Christian conspiracy to weaken or destroy Islam, and were generally hostile to non-Muslims.“

Auch der Sturz Suhartos wird einer dunklen Verschwörung gegen Indonesien und den Islam angelastet, wie Hefner erklärt: „The message was that the United States and „international Zionism” had been happy to support Soeharto as long as he repressed Muslim political organizations and made country safe for international capital. However, once the President lent his support to Muslim groupings, the United States and international Zionism resolved to remove him from power. Thus, it is said, the financial crisis that broke out in late 1997 was really the work of Jewish financiers like George Soros, and not the fault of misguided New Order policies.“

Die einzige in der Tat „dunkle“ Machenschaft gab es erst nach dem Ausbruch der Finanzkrise: der Druck des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf die indonesische Regierung, die Leitzinsen immer weiter in die Höhe zu treiben, so dass die ausländischen Investoren in Ruhe ihre Schäfchen (Investitionen) ins Trockene (Ausland) bringen konnten; die hohen Zinsen wiederum stürzten die indonesische Wirtschaft in den Ruin.

Die obigen Beispiele zeigen aus welcher Ecke solche Verschwörungstheorien kommen und vor allem: wem sie nutzen. Deshalb ist es so wichtig, sei es nun in der Frage der Asienkrise oder des 11.September, solchen Verwirrungen nicht noch weiter Vorschub zu leisten.

Hefner trifft eine wichtige Unterscheidung zwischen den militärnahen und den eher unabhängigen islamistischen Gruppen. FPI (Front Pembela Islam) und Laskar Jihad gehörten zu den ersteren, der Majelis Mujahidin Indonesia (MMI) und Jemaah Islamiyah zu den letzteren. FPI und Laskar Jihad stehen in der Tradition der islamistischen Milizen, die von General Feisal Tanjung, Prabowo Subianto und anderen Offizieren der „grünen Fraktion“ des Militärs noch in den letzten Monaten des Suharto-Regimes aufgestellt wurden. Teile des Militärs waren direkt in die Gründung von FPI und Laskar Jihad, ihre militärische Ausbildung und ihre Versorgung mit Waffen involviert. George Aditjondro hat in seinem Artikel „Financing Human Rights Abuses in Indonesia“ (http://www.koteka.net/part1.htm; www.koteka.net/part2.htm) außerdem auf die finanzielle Verstrickung des Suharto-Clans in die islamistische Gewalt auf den Molukken hingewiesen.

Jedoch war an der Gründung der FPI auch General Wiranto (von der „Wiranto-Fraktion“... (George Aditjondro)) beteiligt. Vielleicht war es ihre gemeinsame Opposition gegen die Regierung Wahid, was die beiden Fraktionen verband. So schreibt Hefner, dass der spätere Gründer der Laskar Jihad, Jafar Umar Thalib, im Januar 2000 „was approached [...] by military retirees with the message that they approved of his plans to escalate the armed campaign against Christians in Maluku. ... [They] were willing to support Thalib's Maluku campaign, not to punish Christians, but to undermine the reform government of President Abdurrahman Wahid. Wahid at this time was hinting that he might be willing to bring some of the military command associated with the violence in East Timor to trial, and this suggestion was known to have antagonized some in the military command.“

Dennoch war die Unterstützung im Militär nicht unumstritten: „Western intelligence reports and intra-service skirmishes suggest that many commanders disapprove of the support provided by some officers for Islamist paramilitaries.“  Während die Führungskader der FPI überzeugte Islamisten waren, bestanden die einfachen Mitglieder oft aus arbeitslosen Jugendlichen, die gegen Bezahlung angeheuert wurden, was die FPI in die Nähe des „premanisme politik“/“rent-a-mob“-Phänomens rückt („organized political-cum-criminal syndicates”). Für eine enge Verbindung mit islamistischen Hardlinern im Militär spricht auch die prompte Auflösung beider Gruppen („wie auf Befehl...“) nach dem Bali-Anschlag.

Vor kurzem wurde der Anführer der FPI, Habib Rizieq Shihab, zu sieben Monaten Gefängnis wegen Vandalismus verurteilt. Dabei war allerdings zu erfahren, dass sich die Gruppe neu formiert haben soll. Hefner betont: „It is important, however, not to see the Islamist paramilitaries as mere puppets of an all-powerful military.“ In diesem Zusammenhang ist es auch interessant, der Frage nachzugehen, wo die ideologisch wesentlich firmeren Laskar Jihad Mitglieder sowie die vielen anderen Milizen gelandet sind, die mit ihren Sammelbüchsen die Straßen bevölkerten.
Es besteht die Gefahr, dass sie sich der zweiten Art islamistischer Gruppen angeschlossen haben, von denen Hefner gesprochen hat, allen voran dem Majelis Mujahidin Indonesia (MMI) unter der Leitung von Abu Bakar Ba’asyir und der Jemaah Islamiyah. Teile des MMI haben historische Verbindungen zur Darul Islam Bewegung (DI), die von den 40er bis zu den 60er Jahren für die Einrichtung eines islamischen Staates kämpfte, wodurch sich auch die Opposition gegenüber dem Militär erklären lässt. Aufgrund dieser Verbindungen zur DI war Ba’asyir lange Zeit ein Paria unter den Muslimen in Indonesien, der viele Jahre im Gefängnis und im Exil verbringen musste. Im August 2000 gelang ihm jedoch sein größter Coup mit der Organisierung einer nationalen Konferenz für die Einführung der Scharia (wenn man den Umfragen Glauben schenken kann, eine Position, die durchaus mehrheitsfähig unter Muslimen in Indonesien ist, auch wenn die meisten keine konkrete Vorstellung damit verbinden dürften), für die er viele namhafte Intellektuelle und Politiker gewinnen konnte. Zu seinen Freunden darf Ba’asyir auch den indonesischen Vizepräsidenten Hamzah Haz zählen, der vor dem Anschlag von Bali jegliche Existenz von Terrorismus in Indonesien vehement abstritt. Dies ist umso erstaunlicher als nun die indonesische Polizei Hambali für 38 Bombenanschläge im Vorfeld von Bali verantwortlich macht...

Zum neuerlichen Kongress der MMI in Solo im August dieses Jahres war der Vizepräsident auch angemeldet, ebenso wie sein Kabinettskollege    Yusril Ihza Mahendra. Beide verzichteten jedoch in letzter Minute auf eine Teilnahme. Bali und in noch stärkerem Ausmaß der Anschlag auf das Marriot-Hotel, wo die meisten Opfer nicht Bulehs (Weiße), sondern Indonesier waren, haben das politische Klima offenbar dahingehend verändert, dass ein allzu offensichtliches Flirten mit den radikalen Gruppen nicht mehr opportun ist. Der Klimawandel zeigt sich auch darin, dass die Osama-T-Shirts von den Märkten und den Straßen verschwinden. Dies mag teilweise aber auch eine Reaktion auf Überlegungen in höchsten Regierungskreisen sein, nun ein Sicherheitsgesetz nach dem Vorbild der Internal Security Acts Malaysias und Singapurs (oder vielleicht des „Patriot Act“...?) einzuführen. Wie so oft in diesen Tagen muss man feststellen, dass der Demokratie Gefahren von ganz unerwarteter Seite drohen.

Wie sieht es aber mit soziologischen Erklärungen für die terroristische Gewalt aus? Vor einigen Tagen berichtete Jessica Stern in einem Kommentar in der New York Times („How America Created a Terrorist Haven“[Iraq...!]) über ihre Forschungsergebnisse: „While there is no single root cause of terrorism, my interviews with terrorists over the past five years suggest that alienation, perceived humiliation and lack of political and economic opportunities make young men susceptible to extremism.“ Schon eine kurze Überlegung lässt einen zur Überzeugung gelangen, dass es in Indonesien zur Zeit ein Überangebot an Männern mit genau diesen Charakteristika gibt.

Pierre Bourdieu wies einmal darauf hin, „dass die „proletaroiden Intellektuellen“ (Weber) [...] – höchst unglückliche und höchst gefährliche Leute –, bei allen historischen Ausbrüchen von Gewalt eine wichtige und wahrlich unheilvolle Rolle gespielt haben.“ Bereits 1980 stellte der große ägyptische Soziologe Saad Eddin Ibrahim – bis für kurzem auch Ägyptens prominentester Gefängnisinsasse – in einem Aufsatz fest: die verschiedenen islamistischen Bewegungen in der ägyptischen Geschichte „have grown primarily out of the middle and lower sectors of the new middle class; they are of recent rural background, experiencing for the first time life in huge metropolitan areas where foreign influence is most apparent and where impersonal forces are at maximum strength. There seems to be, in each case, an acute national crisis          intertwined with social and psychological frustration“ /Egypt, Islam and Democracy, Cairo 2002, S.25/.
Laut  Oliver Roy handelt es sich oftmals um „born-again Muslims“. Dementsprechend ist der Islam, den z.B. die    neofundamentalistischen Webseiten verkünden, „sehr verarmt, beinahe eine Karikatur und vor allem: falsch, eine Negation der Komplexität dieser Religion“.

Farish Noor hat  in seinem Artikel „The Taliban in Our Universities“ den wachsenden Einfluss der Fundamentalisten auf das universitäre Leben in Malaysia konstatiert (http://www.phuakl.tripod.com/pssm/Farish1.html). Offenbar sind Studenten aus technischen Fachbereichen besonders anfällig für islamistische Strömungen, vielleicht einfach deshalb, weil sie eher eine Ahnung davon haben, wie man Bomben baut. Und wenn es die Studenten des Institut Teknologi Bandung nicht wissen sollten, dann werden es ihnen die Dozenten der Universiti Teknologi Malaysia (i.e. Azahari Husin und Shamsul Bahari Hussein) bestimmt zeigen...

Auch Jafar Umar Thalib wusste, wo er seine Klienten zu suchen hat: „Jafar has always focused his proselytizing efforts, not on the Muslim community as a whole, but on university students in the exact sciences and professions. Students with these backgrounds, Jafar explained to me in August 2001, appreciate the „precision” of Islamic law” (Hefner). Gerade unter Technikern und Naturwissenschaftlern sind durch die Asienkrise viele sicher geglaubte Job-Perspektiven verloren gegangen.

Aus einer Meldung vom Juli 2003, „unemployment continues to increase“: „Last week more than 18,500 job seekers, mostly university graduates, applied for 2,500 positions at various companies.“ Die Zahl der Arbeitskräfte nimmt von Jahr zu Jahr zu. Von den 100 Millionen Arbeitnehmern Indonesiens waren 40 Millionen arbeitslos oder unterbeschäftigt, während 10,3 Millionen niemals eine Arbeit hatten. Herry Priyono: „corporations have continued to reduce the number of employees while at the same time the universities have continued to produce fresh graduates every year.” Und Alan Boulton, der ILO Direktor für Indonesien, erklärte im März 2003: „Over the last 10 years, unemployment rates in Indonesia have increased more notably among females and tertiary graduates. [...] In the year 2001, there were six million unemployed Indonesian youths aged between 15 and 29.”

Es bleibt allerdings zu fragen, ob die Terroristen indessen mit ihren Bomben in der Lage sein werden, der indonesischen Wirtschaft mehr Schaden zuzufügen, als es die indonesische Regierung ohnehin schon durch so sinnige Gesetze wie die Zwangssprachprüfung für ausländische Arbeiter tut... Was ist das für ein „Nationalismus“ der nur der Entwicklung des eigenen Landes schadet? (Wer fühlt sich da nicht an die Politik eines anderen Landes erinnert, das Tausende Euros in die Ausbildung einer IT-Spitzenfachkraft (zufälligerweise ein Indonesier) steckt, um sie dann – noch dazu im Namen der „Entwicklungshilfe“ – in die USA abzuschieben...)

 Nicht immer ist „das Ausland“ oder „die Globalisierung“ schuld. Manche Probleme sind hausgemacht, sozusagen „struktureller Natur“. Für sein Buch „The Mystery of Capital“ hat Hernando de Soto in mehreren Ländern, unter anderem auch in Indonesien, untersuchen lassen, wie lange ein unbetuchter Bürger dafür benötigt, ein Unternehmen zu gründen oder einen Besitztitel zu registrieren: Wenn es denn überhaupt möglich ist, so sieht er sich in einen jahrelangen Kampf mit dem bürokratischer Wahnsinn verstrickt. Die Philippinen haben ein Wort für dieses System geprägt: „crony capitalism“. (Die Karriere von G.W.Bush jr. beweist übrigens, dass auch entwickelten Ländern dieses Phänomen nicht fremd ist, und dass es dort genauso katastrophale Auswirkungen hat...). Ohne Beziehungen ist man aufgeschmissen im Reich einer weitgehend parasitären Bürokratie: „alienation, perceived humiliation and lack of political and economic opportunities,“ sind die Folge.

Aber nicht der „lean state“ ist die Antwort darauf. Das Geheimnis der Entwicklung liegt vielmehr in einer effektiven Bürokratie (wie es Singapur, Taiwan, Korea und zuvor Japan bewiesen haben), wobei das Beispiel Korea zeigt, dass Korruption der Entwicklung noch nicht einmal schaden muss. Wie viele künftige Terroristen mögen frustriert vor der bürokratischen Gummiwand gestanden haben (oder auch vor den goldenen Gittern des Käfigs wie in Saudi Arabien). Man stelle sich einmal vor, Hambali hätte seine offenbar beachtlichen organisatorischen Fähigkeiten produktiv einsetzen können, statt sie in den Dienst der Destruktion zu stellen.

Die radikalen Gruppen sind nur eine kleine Minderheit der indonesischen Bevölkerung. Der harte Kern der Jemaah Islamiah macht sogar nur 0,0001 % der indonesischen Muslime aus. Zu wenig, um eine Wahl zu gewinnen..., aber leider braucht es nur einen einzigen für einen Selbstmordanschlag und nur ein paar mehr, um die Bombe dafür zu bauen.

Die Verhaftungen mögen Jemaah Islamiyah geschwächt haben. Aber „der Grund ist fruchtbar noch...“: Sidney Jones  von der International Crisis Group ist sich sicher, dass Jemaah Islamiyah seine Verbindungen mit anderen Hardliner-Gruppen ausweitet: „There are weird things going on with JI alliances ... they are starting to pick up ties with other  Indonesian organisations. I don't  know if [JI] is spreading.“ <>
 
 

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