Indonesien-Information Nr. 1, 1997 (Ost-Timor)

Auf unterschiedlichen Wegen für das gleiche Ziel

Die Friedensnobelpreisträger Bischof Belo und José Ramos-Horta zu Besuch in Deutschland

Mit der Vergabe des Friedensnobelpreises nach Ost-Timor verbindet das Preiskomitee die Hoffnung auf eine friedliche und gerechte Lösung des Konfliktes. Bischof Belo, José Ramos-Horta und die Menschen in Ost-Timor, die auf Gewaltfreiheit und Dialogbereitschaft setzen, brauchen mehr als unsere Glückwünsche zum Friedensnobelpreis und ein Ansprechen der Menschenrechte bei Staatsbesuchen: Sie brauchen politisches Engagement, das die indonesische Regierung auf eine einvernehmliche Lösung des Konfliktes drängt. In diesem Sinne besuchten beide Friedensnobelpreisträger vom 14.-18. Dezember 1996 Deutschland. Auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung und des Sächsischen Kultusministeriums besuchte José Ramos-Horta am 15. und 16. Dezember zunächst Dresden und Leipzig. In beiden Städten trug er sich ins Goldene Buch der Stadt ein.

Er wurde in Dresden vom Landtagspräsidenten Erich Itgen (CDU) und von Kultusminister Matthias Rößler (CDU) empfangen, traf mit VertreterInnen aus Politik und Wirtschaft zusammen und gab im Hannah Arendt-Institut für Totalitarismusforschung eine Pressekonferenz. Am Abend sprach er im Kulturrathaus bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer Stiftung zum Thema 'Der lange Weg zur Demokratie in Südostasien'.

Ramos-Horta versuchte deutlich zu machen, daß die Situation in Ost-Timor nicht isoliert betrachtet werden kann. Auch in Indonesien selbst seien Menschenrechtsverletzungen als Mittel staatlicher Unterdrückung an der Tagesordnung. Insbesondere machte Ramos-Horta sein Publikum auf die miserablen Arbeitsbedingungen in indonesischen Betrieben wie geringe Löhne und fehlende Rechte, sich zu organisieren, sowie auf das Schicksal des inhaftierten Gewerkschaftsführers Muchtar Pakpahan aufmerksam. José Ramos-Horta erklärte, er plädiere keineswegs für Wirtschaftssanktionen gegen Indonesien. Das einzige, was er sich von Deutschland erhoffe sei ein - eventuell zeitlich befristetes - Embargo für Rüstungsexporte. Er hoffe darauf, daß die Bedeutung Deutschlands international mehr Gewicht bekomme und er verspreche sich von einer Mitgliedschaft Deutschlands im Weltsicherheitsrat positive Impulse für Ost-Timor. Nach seinen Empfindungen gefragt, seinen ersten Auftritt nach der Verleihung des Nobelpreises ausgerechnet in Dresden zu haben, wo Präsident Suharto 1995 mit einer spektakulären Demonstration empfangen wurde, antwortete Ramos-Horta: "Die Demonstration in Dresden war sehr wirkungsvoll. Viele Leute hörten davon in Indonesien. Für Suharto war es wahrscheinlich das größte Fiasko in der öffentlichen Darstellung seit vielen, vielen Jahren. Daher gratuliere ich allen, die sich an dieser Demonstration beteiligt haben. Es sollten viel mehr Demonstrationen wie diese organisiert werden."

 
 
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