Indonesien-Information Nr. 1, 1997 (Unruhen)

Heiße Weihnacht in Tasikmalaya

Christen in Tasikmalaya, West-Java, begingen Weihnachten dieses mal etwas anders als sonst gewohnt. Anstatt in der Kirche an einer Messe teilzunehmen, versteckten sie sich vor einem randalierenden Mob, während draußen 10 Kirchen in Flammen aufgingen. Vier Menschen wurden bei den Unruhen getötet.

Der Schrecken der Kirchenbrände von Situbondo saß noch allen in den Gliedern, als am 26. Dezember erneut Kirchen brannten. Schauplatz des Geschehens war diesmal die Stadt Tasikmalaya in West-Java. Mehrere tausend Menschen gingen auf die Straße und machten Jagd auf alles, was nicht islamisch aussah: vor allem christliche und chinesische Einrichtungen. Vier Kirchen brannten völlig aus, sechs weitere wurden zum Teil schwer beschädigt. Niedergebrannt und geplündert wurden des weiteren zwei christliche Schulen, vier Privatbanken, drei Kaufhäuser, mehrere Polizeistationen und etliche Fahrzeuge. Viele Bewohner bemalten Pappschilder und Transparente mit der Aufschrift "Wir sind Moslems", um sich vor dem Mob zu schützen, der glaubte im Sinne des Islam zuhandeln. Um authentischer zu wirken waren einige der Schilder in arabischer Schrift geschrieben. Für einige Zeit waren sämtliche Zufahrtsstraßen nach Tasikmalaya gesperrt. In mehreren Vierteln fiel für Stunden der Strom aus.

Auslöser der Unruhen war ein Vorkommnis in einer Islamschule (Pesantren). Rizal, ein 14jähriger Schüler der Pesantren, hatte sich mehrmals dabei erwischen lassen, wie er Stifte oder andere Kleinigkeiten klaute. Für dieses Vergehen wurde er von einem Lehrer zur Rechenschaft gezogen. Zur Strafe wurde Rizal in einem Wasserbecken getunkt.

Zu Hause erzählte Rizal seinem Vater, der zufällig Polizist ist, von dieser Züchtigung, die seiner Meinung nach ungerecht und viel zu hart ausgefallen war. Auch der Vater war erboßt über diese Behandlung und ließ drei Vertreter der Pesantren, einen Lehrer und zwei Studenten, zur Polizei vorladen. Dort wurden die drei von dem Vater und einigen Kollegen verhört und so schwer mißhandelt, daß sie danach ärztlich behandelt werden mußten.

Als diese Form der Selbstjustiz, ausgeübt von Polizisten, bekannt wurde, rottete sich eine wütende Menge zusammen, die ihren Unmut an mehreren Polizeistationen, aber eben auch an christlichen und chinesischen Einrichtungen ausließ... /Kabar dari Pijar, 26.12.96; Voice of America, 26.12.96; YLBHI, 28.12.96/. Der scheinbar fehlende kausale Zusammenhang zwischen den Mißhandlungen auf der Polizei und den späteren Ausschreitungen gegen Christen und Chinesen - der auch dem Autor dieser Zeilen nicht ersichtlich ist - gibt Anlaß zu den unterschiedlichsten Spekulationen über die wahren Hintergründe der Unruhen. <>

 
 
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