Indonesien-Information Nr. 1, 1997 (Ost-Timor)

Pressemitteilung der EKD:

Kirchen in Osttimor beklagen anhaltende Verletzung der Menschenrechte

Die Verletzung von Menschenrechten in Ost-Timor hält unvermindert an. Das berichteten die leitenden Geistlichen der katholischen und der protestantischen Kirche in Ost-Timor, Bischof Carlos Filipe Ximenes Belo und Moderator Arlindo Marçal, in Gesprächen mit einer von Bischof Rolf Koppe (Hannover) angeführten Delegation der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Dili, der Hauptstadt der von Indonesien annektierten ehemaligen portugiesischen Kolonie Ost-Timor.

"Mindestens 34 Menschen sind in den vergangenen Nächten vom indonesischen Militär aus ihren Häusern abgeholt und inhaftiert worden", sagte Bischof Belo, der für seinen Einsatz im Kampf für die Menschenrechte in Ost-Timor, im Dezember mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.

Er traf am Wochenende in seiner Residenz in Dili zweimal mit dem EKD-Auslandsbischof Koppe sowie Oberkirchenrat Johannes Achilles (Asienreferent) und Kirchenrätin Katharina Wegner (Menschenrechtsreferentin) vom Kirchenamt der EKD zusammen.

Zu dem Vorfall, daß ein Mann während der weihnachtlichen Messe zu Tode kam, erläuterte Belo, daß dieser und ein zweiter eine Pistole und viel Geld mit sich gehabt hätten. Die Menge habe ihren Bischof vor einem Anschlag bewahren wollen. Belo bedauerte den Todesfall und sah ihn zugleich als Anzeichen dafür, daß auch nach der Verleihung des Friedensnobelpreises an ihn noch keine Veränderung der angespannten Lage eingetreten sei. Ein friedliche Lösung des Konfliktes um Ost-Timor sei erst nach dem Abzug des indonesischen Militärs möglich.

Arlindo Marçal, Moderator der Protestantischen Kirche in Ost-Timor (GKTT), bestätigte die Einschätzung Belos. Seine Kirche wolle wie die katholische den Inhaftierten und ihren Familien mehr Rechtsbeistand geben. Es gebe aber bisher kaum unabhängige Rechtsanwälte. Die GKTT hat rund 30.000 Mitglieder und gehört dem Weltkirchenrat an.

Marçal hatte Belo auf dessen Reise zur Entgegennahme des Nobelpreises begleitet. (...)

Hannover, den 6. Januar 1997 Pressestelle der EKD

 
 
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