Indonesien-Information Nr. 1, 1997 (Demokratie)

Krieg der Farben

Die Stadtverwaltung Solo beschloß, die Farbe aller Verkehrspoller, Bordsteine, Zebrastreifen und öffentlicher Gebäude, wie Bushaltestellen aber auch den Alun-Alun (zentraler Platz) und die Agung-Moschee, die zuvor von Anhängern der Vereinigten Entwicklungspartei(PPP) Solo weiß gestrichen worden waren, in einer von 150 städtischen Arbeitern synchron durchgeführten Aktion wieder gelb zu streichen. Der Bürgermeister von Solo sagte, seine Maßnahme sei keine kuningisasi ("Gelbmachung"), er wolle die Stadt lediglich in ihren 'alten' Zustand zurückbringen.

Die PPP Solo strich Anfang Januar, passend zum Beginn des Ramadhan, alle Verkehrspoller und öffentlichen Einrichtungen weiß, weil die Stadtverwaltung sie zuvor gelb gestrichen hatte.

Die Farbe von der Sperrflächen auf der Fahrbahn, die den Verkehr leiten, oder Zebrastreifen müssen laut Verkehrsgesetz von 1992 schwarz und weiß sein (wo gibt's auch schon gelb-schwarze Zebras? d. säzzer). Der Bordstein zwischen Fahrbahn und Gehwegen muß ebenfalls in schwarze und weiße Abschnitte unterteilt sein.

Mit der "Gelbmachung" der mitteljavanischen Region begann es im Jahre 1995 aufgrund eines Programmes der Provinzregierung. Zur Begründung hieß es damals, das "goldene Jahr" des 50-jährigen Bestehens der Republik Indonesien solle sich auch farblich niederschlagen. Als das Jubilaäumsjahr aber vorbei war blieb die "Gelbmachung" bestehen und wurde sogar noch weiter fortgesetzt. Nun hieß es als Begründung, das Symbol von Mittel-Java sei ein gelber Vogel namens Kepodang. Im Rahmen der "Gelbmachungskampagne" wurde zur Pflicht erhoben, daß alle Spruchbänder - sei es für Werbezwecke oder sonstige Bekanntmachungen - gelb sein müssen. Doch kurz vor den Wahlen schimpfte die PPP in Solo: "Der hat wohl einen Vogel. "Denn gelb ist nicht nur der Vogel Kepodang, sondern vor allem ist gelb die Symbolfarbe der Regierungspartei GOLKAR. So wurde die "Gelbmachung" als vorzeitiger Wahlkampfbeginn von GOLKAR gedeutet, während die anderen Parteien wegen der restriktiven Verordnungen noch keinen Wahlkampf betreiben dürfen.

Doch die PPP in Solo erklärte, sie habe keinerlei Ambitionen, die Zebrastreifen nun grün - die Symbolfarbe der Partei - zu malen oder die PDI dabei zu unterstützen, daß ein Teil der Bordsteine rot gemalt würde, sie wolle einfach nur weiß, weil es neutral sei und dem Verkehrsgesetz entspreche. Die "Weißmachung" (Putihisasi) wurde auch von verschiedenen weiteren PPP-Bezirken in Mittel-Java nachgeahmt.

In Mittel-Java herrscht ein Krieg der politischen Farbe, kommentierte die Zeitschrift Forum Keadilan. Der GOLKAR-Vorsitzende von Mittel-Java, Alip Pandopo, kritisierte die Aktionen der PPP in Solo als radikal. Eine solche Vorgehensweise passe nicht zur Kultur Mittel-Javas. "Vor allem weil die Gesellschaft in Solo eine höhere Kultur in Sachen 'gegenseitige Rücksichtnahme' habe", erklärte er. Der Bürgermeister von Solo, Imam Sutopo, zeigte sich verärgert und forderte die PPP-Solo auf, die Originalfarbe (gemeint ist Gelb) wiederherzustellen. Da die PPP-Solo sich weigerte, erstattete der Bürgermeister Anzeige. <>

/Kompas, 16.1.97, 17.01.97 u. 18.1.97, Suara Merdeka, 18.1.97, Forum Keadilan, 27.1.97/
 
 
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