Indonesien-Information Nr. 1, 1997 (Ost-Timor)

Friedensnobelpreisträger José Ramos-Horta beim Diakonischen Werk der EKD

Der Sprecher des Nationalrates des Maubere-Widerstandes in Ost-Timor José Ramos-Horta war am 17. und 18. Dezember 1996 Gast des Diakonischen Werkes der EKD. Ramos-Horta hatte zusammen mit Bischof Belo aus Ost-Timor wenige Tage zuvor in Oslo den Friedensnobelpreis erhalten. Das Diakonische Werk arbeitet mit Ramos-Horta seit Jahren in verschiedenen internationalen Menschenrechtsorganisationen zusammen. Gemeinsam mit VertreterInnen des Diakonischen Werkes und von Watch Indonesia! wurde der Nobelpreisträger in Bonn von der Präsidentin des Deutschen Bundestages Rita Süssmuth empfangen und besuchte die Konrad-Adenauer Stiftung und die Friedrich-Naumann Stiftung.

Leider wurde der Termin mit Außenminister Klaus Kinkel kurzfristig wegen der Geiselnahme in der japanischen Botschaft in Lima abgesagt. Das Auswärtige Amt bot stattdessen als Gesprächspartner Staatsminister Helmut Schäfer an. José Ramos-Horta zog es jedoch vor, das Gespräch mit Außenminister Klaus Kinkel bei seinem nächsten Besuch in Deutschland nachzuholen. Vor der Presse in Stuttgart setzte sich der ost-timoresische Vertreter für mehr Engagement der deutschen Außenpolitik für sein Land ein. Sein Friedensplan für Ost-Timor sieht zunächst eine begrenzte Autonomie für das Gebiet vor. Schritt für Schritt sollen dann demokratische Strukturen eingeführt werden.

Zugleich wandte sich Ramos-Horta vehement gegen weitere deutsche Waffenlieferungen an Indonesien. Er erinnerte an die Leiden seines Volkes und sprach davon, daß seit der Besetzung Ost-Timors durch die indonesische Armee vor 21 Jahren 200.000 Opfer zu beklagen sind. Ramos-Horta sagte, es sei kein Zufall, daß er Deutschland als erstes Land nach der Preisverleihung besuche. Denn die Bundesrepublik spiele eine wichtige Rolle im Verhältnis der europäischen Staaten zu Indonesien. Doch nicht zu wirtschaftlichen Sanktionen rief er auf, vielmehr solle die deutsche Regierung ihre guten wirtschaftlichen Beziehungen zum Suharto-Regime nutzen, um sich für Demokratisierung und die Einhaltung der Menschenrechte und eine Lösung des Ost-Timor-Konfliktes einzusetzen. Gelegentliche Bekundungen der Sorge seien nicht ausreichend. Er forderte die Bundesregierung auf, im Rahmen der EU darauf zu drängen, daß die indonesische Regierung für die Verbrechen, die in seiner Heimat Ost-Timor begangen werden, bei der nächsten Sitzung der UN-Menschenrechtskommission in Genf mit einer strengen Resolution verurteilt wird.

Johannes Brandstäter,
Asien-Sachbearbeiter, Menschenrechtsreferat des Diakonischen Werkes der EKD
 
 
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