Indonesien-Information Nr. 1, 1996 (Wirtschaft)

Der Enkel von Suharto bläßt zum Angriff

Ohne von irgendjemandem bemerkt zu werden, hat Indonesien zu seiner goldenen Geburtstagfeier ein Geschenk bekommen. Es ist das Auftreten von Suhartos ältestem Enkel, Ari Haryo Wibowo (24), im indonesischen Geschäftsleben. Ari Haryo Wibowo, ist der Sohn des ältesten Suharto-Sohnes, Sigit. Mit einer Geschwindigkeit weit über dem Durchschnitt expandieren seine Geschäfte.

Zusammen mit einem malaysischen Investor will Ari Wibowo eine Reihe von Infrastrukturprojekten, darunter einige Elektrizitätswerke, in Indonesien aufbauen. Als erstes soll ein Autobahn-Stadtring in Surabaya entstehen. Der Kooperationsvertrag ist bereits unterschrieben. Auf die Frage warum er gerade am Infrastruktursektor interessiert sei, antwortete Ari patriotisch: Er fühle sich für die Entwicklung des Landes berufen, vor allem für den Straßenbau.

Ari beaufsichtigt inzwischen bereits sechs Gesellschaften, die seiner Holding Arha Group unterstehen. Im einzelnen sind das: Arhawisantho Invesco, Arbamass Multi Invesco, Arhasentra, Arhista, Arhapujo Group und Arhawisanto Utomo. Diese Unternehmen sind wiederum in zahlreiche Tochtergesellschaften aufgeteilt, die auf allen möglichen Geschäftsfeldern aktiv sind: Werften, Palmplantagen, Palmölverarbeitung, Telekommunikation, Tourismus, Flughäfen, Wasserversorgung, Straßenbau usw. - kurz: alles was nach Geld riecht. Die Hauptaktivität des Suharto-Enkels ist dabei, staatseigene Betriebe zu beliefern. Zwar kann man den gerade 24 Jahre alten jungen Mann kaum als erfahrenen Geschäftsmann bezeichen, aber er hat den entscheidenden Vorteil, daß sein Opa die Zustimmung für alle ausländischen Investitionen zu geben hat. Im vergangenen Jahr erreichten diese Investitionen eine Summe von US$ 22 Milliarden.

Die Geschäfte Ari Sigits lassen den Erfolg des legendären Rockefellerschen Tellerwäschers erblassen. Die Firma PT Arbamass Multi Invesco, die erst am 20.4.1995 gegründet wurde, begann ihren Aufstieg mit der Zulieferung von Ersatzteilen für militärische Kleinflugzeuge. Nur wenige Monate später kontrolliert PT Arbamass bereits elf Tochtergesellschaften, die auf so verschiedenen Gebieten tätig sind wie Verkehr, Ethanolproduktion, Rüstung, Handel, Pharmazie, Konstruktion und internationale Kommunikation. PT Arbamass hat Filialen in 17 Provinzen.

Eine Tochtergesellschaft von PT Arbamass, PT Arvesco Husada, hat die Monopolstellung für den Handel mit chinesicher Medizin. Ari Sigit hält auch das Monopol für alkoholische Getränke, mit dem er sich in Süd-Sulawesi als König des Alkohols behauptet. Jedes alkoholische Getränk muß mit einer Steuerbanderole versehen sein, die von PT Arbamass vergeben wird. Ari Sigit meint, man müsse das positiv sehen. Schließlich sei es mit dieser Methode erst möglich, den Konsum alkoholischer Getränke zu kontrollieren.

Ari erhielt den Auftrag zum Bau einer 120 km langen Wasserleitung auf Kalimantan im Wert von US$ 140 mio. Über die Tochtergesellschaft PT Arvesco Ikabina Esindo baut er ein Elektrizitätswerk in Padang im Wert von US$ 300 mio.

Nach Einschätzung von Wilson Nababan, Vorstand des größten Kreditinstitutes in Jakarta, siekt die Zukunft der Arha Group rosig aus. In einem vertraulichen Rundschreiben an seine Klienten schrieb er: "Wegen seiner guten Verbindung zu den Machthabern hat die Arha Group gute Möglichkeiten, an Regierungsaufträge zu kommen". Es ist somit kein Wunder, daß auch die weltgrößte Bank, die japanische Sumitomo Group, bereits erklärte, sie wolle mit dem Enkel Suhartos zusammenarbeiten.

Trotz seiner Geschäftspflichten hat Ari Sigit noch Zeit, sich seinem Hobby, dem Autorennsport, zu widmen. Er ist stolzer Besitzer einer Anzahl flotter Rennwagen. Seine Liebe zur Geschwindigkeit ohne Begrenzung ist vielleicht ein Zeichen dafür, daß er im Begriff steht, die Geschäfte seiner Onkels und Tanten zu überholen. /Kompas 26.12.95, Sintesa No. 10/VII/95/

Anfang des Jahres zwang ihn der indonesische Getränkehersteller PT Multi Bintang Group allerdings zu einem längeren Boxenstop. Aris Versuch, für Bier auf der Insel Bali eine extrahohe Getränkesteuer zu verlangen, stieß auf Widerstand. "Dann gibt es eben kein Bier mehr auf Bali", meinten die Braumeister aus Surabaya. Tatsächlich wurde die Lieferung von Bir Bintang und Guiness auf die Ferieninsel eingestellt. Offenbar aus Angst über das Ausbleiben deutscher Urlauber oder die Überfüllung örtlicher Krankenstationen durch unter Entzugserscheinungen leidender Australier, gab Ari schließlich klein bei. Der Bierhahn wurde zum landesweit üblichen Preis wieder geöffnet. Prost! <>

 
 
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