Indonesien-Information Nr. 1/2005 (Osttimor)

 

Portugiesisch-Timor im Zweiten Weltkrieg

Osttimor drei Jahre nach der Unabhängigkeit

von Monika Schlicher


Osttimor liegt weit von den Machtzentren des politischen Geschehens der Welt entfernt, und doch wurde die geteilte Insel am östlichen Ende des malaiischen Archipels immer wieder zum Spielball fremder Mächte. Diese übergeordnete Interessenpolitik bestimmt noch heute das Schicksal des seit 2002 unabhängigen Staates.

Als portugiesische Kolonie fristete die wirtschaftlich unattraktive Insel über Jahrhunderte ein kümmerliches Dasein. Sie galt als ein verschlafener Außenposten, bildete zusammen mit Macao das Überbleibsel des einstigen Kolonialreiches der Portugiesen in Südostasien. Für Portugal wurden die Kolonien zu einem Ausdruck von nationaler Größe, als Interessenvertretung der unter ihrer Herrschaft lebenden Menschen verstand sich der Staat nicht.

Am 17. Dezember 1941 stationierten die Alliierten gegen den Willen des portugiesischen Gouverneurs australische und niederländisch-indische Kolonialtruppen auf Portugiesisch-Timor. Sie sollten einem Vordringen der Japaner nach Australien Einhalt gebieten, wozu die strategische Lage Timors sich als ein Sprungbrett anbot. Die portugiesische Regierung in Lissabon protestierte energisch und berief sich auf ihre Neutralität in diesem Krieg. Eine Unterstützung durch die alliierten Truppen sollte der Gouverneur nur im Falle eines tatsächlichen Angriffs der Japaner anfragen. Japans Interesse richtete sich jedoch zu dem Zeitpunkt auf den westlichen, zu Niederländisch-Indien gehörenden Teil der Insel. Wollte Japan doch die Beziehungen mit Portugal, das als Horchposten in Europa von Bedeutung war, nicht gefährden. Mit der Stationierung der alliierten Truppen sah sich Japan zur Änderung seiner Politik veranlasst. Am 20. Februar 1942 marschierten die japanischen Streitkräfte mit 3.000 Soldaten im Westen und 1.000 Soldaten im Osten Timors ein. Die portugiesische Regierung protestierte erneut, gab sich aber mit der Zusicherung Japans zufrieden, dass die Besetzung nur für die Dauer des Krieges gedacht sei und die Neutralität Portugals anerkannt bliebe. Mit der Situation vor Ort korrespondierte dies nicht.

Timor wurde im 2. Weltkrieg zur Trumpfkarte Portugals in seiner Beziehung zu den USA und Großbritannien, wie auch zum bestimmenden Faktor im Verhältnis mit Japan. Durch eine geschickte Diplomatie zwischen Alliierten und Achsenmächten verstand es Salazar, Portugal die Herrschaft über die Kolonien über den 2. Weltkrieg hinaus zu sichern. Für die Bevölkerung Osttimor indes begann ein Martyrium.

Osttimor wird in den Krieg hineingezogen

Bereits am 9. März 1942 kapitulierte Niederländisch-Indien. In Osttimor waren die Alliierten Truppen mit der Einnahme der Hauptstadt Dili durch die Japaner gezwungen, sich in die Berge zurück zu ziehen. Zusammen mit den etwa 140 Kollegen, die in Westtimor einer Gefangennahme durch die Japaner entkommen waren, führten die 250 Mann starke unabhängige australische Kompanie 2/2 einen Guerillakrieg gegen die Japaner. Die nötige Unterstützung erhielten sie von den Osttimoresen. Sie ermöglichten es den Australiern für ein Jahr wirkungsvoll zu operieren, wobei die Australier lediglich 40 Soldaten verloren. Die Osttimoresen dienten ihnen als Führer und Dolmetscher (Criados) durch das unwegsame Gebiet, sie versorgten die Soldaten mit Nahrung und informierten sie über japanische Truppenbewegungen. Nach anfänglichen Erfolgen, – der Verlust auf japanischer Seite wird auf 1.500 Soldaten geschätzt – holten die Japaner im August 1942 zum Gegenschlag von zwei Seiten aus: Sie brachten immer mehr Truppen nach Timor und begannen mit der Bombardierung von Ortschaften. Systematisch verbrannten sie ganze Landstriche und zerstörten Anbauflächen. Nahrungsmittel wurden knapp, und mit Terror und Einschüchterung gegenüber der Bevölkerung gruben sie der Unterstützung für die Australier das Wasser ab. Sie nutzten geschickt traditionelle Rivalitäten und antiportugiesische Stimmung auf Osttimor, initiierten lokale Aufstände und Unruhen unter der Bevölkerung. Wieder einmal gelang es einer fremden Macht die Osttimoresen zu entzweien und so für die eigenen Ziele zu benutzen. Vergleichbar der Politik des indonesischen Militärs, das bei dem von den Vereinten Nationen 1999 durchgeführten Referendums über die Zukunft Osttimors Milizen als Pro-Integrationisten bewaffnete, stellten die japanischen Besatzer eine Einheimischentruppe auf, die sogenannte „Schwarze Kolonne“. Einen Teil der Truppe rekrutierten sie in Westtimor. Auf osttimoresischer Seite kollaborierten einige freiwillig, andere wiederum zwangen die Japaner mit kollektiven Strafmaßnahmen gegen ganze Dörfer zum Einsatz gegen ihre Landsleute. Die „Schwarze Kolonne“ richtete ihre Einsätze auch gegen die Kolonialmacht Portugal, und vereinzelt wurden Kolonialbeamte massakriert. Eine nationale Befreiungsbewegung wie anderenorts ist daraus aber nicht entstanden. Gleichzeitig pferchten die Japaner die portugiesische Bevölkerung und Mischlingsfamilien in zwei Lagern zusammen, angeblich zu ihrem Schutz. Ihnen war die zum Teil offene Unterstützung der Kolonialbürokratie bis in die höchsten Positionen für die Alliierten nicht entgangen, und Proteste in Lissabon hatten keine Wirkung gezeigt. Die Versorgung in den Lagern war sehr schlecht. Ein Viertel der etwa 400 Insassen dort kamen ums Leben. Die Beziehungen zwischen Japan und Portugal verschlechterten sich.  Im September 1942 schickte Australien seine weitere Kompanie nach Osttimor. Zeitweise befanden sich nun 700 australische Soldaten in Portugiesisch-Timor. Doch die Situation wurde für sie immer auswegloser, da die Japaner ihre Truppen verstärkten und der Bevölkerung mehr und mehr zusetzten. Der Veteran Jim Landman erinnert sich: „Unsere Position in Timor war alles andere als klar. Die Timoresen waren meist diejenigen, die getötet wurden, und sie hatten eigentlich nichts zu gewinnen. Sie wurden mitten in einen Krieg hineingezogen und hatten meist keine andere Wahl, als sich denen anzuschließen, die Gewehre hatten. Wir konnten gemein sein und sie erschießen, wenn sie uns verrieten.“1 Es genügte der Verdacht: „Die Japaner mögen foltern, bestrafen, dich in die Hölle schicken. Aber es war nicht immer gesagt, dass sie dich auch umbrachten. Wenn die Australier dich verdächtigen, warst du tot“, so der Osttimorese Alfred Pires. Er erinnert sich an die Szene, wie Australier ihren jugendlichen Criado in den Busch mitnahmen und ohne ihn zurückkehrten. Sie hatten den Jungen zuvor in ein Dorf geschickt, um Hühner zu besorgen. Als er keine auftreiben konnte, lief er weiter ins nächste Dorf, wo er auch keine fand. So kehrte er ohne Hühner zurück. Weil er so lange gebraucht hatte, verdächtigten die Australier ihn des Verrats und brachten ihn um.2

Insgesamt standen nun 15.000 japanische Soldaten in Timor, und im Januar 1943 evakuierten die Alliierten die unabhängigen Kompanien. Viele der australischen Soldaten konnten sich des Gefühls nicht erwehren, ihre timoresischen Helfer damit im Stich gelassen zu haben. Eine Einstellung, die sich, so scheint es, vor allem im Nachhinein in dieser Weise verfestigt hat.

Bis zum Ende des Krieges operierten in Portugiesisch-Timor hinter den japanischen Linien noch die sogenannten Z-Specials, Kommandos des australischen Geheimdienstes. Auch Osttimoresen und Portugiesen beteiligten sich, wurden aber nie offiziell als Mitglieder geführt. Als Internationale Brigaden kämpften Portugiesen auf Seiten der Alliierten und setzten sich damit über die offizielle Politik ihres Landes hinweg. Die meisten waren Anti-Salazaristen und wegen ihres politischen Engagements nach Timor ins Exil verbannt worden. Sie erhofften sich von den Umwälzungen durch den 2. Weltkrieg auch die Überwindung der Diktatur im Mutterland. 84 Osttimoresen und eine unbekannte Anzahl Portugiesen wurden in Darwin/Australien für Operationen hinter den feindlichen Linien ausgebildet. Doch die Z-Specials wurden rasch abgefangen. Die Opfer auf Seiten der Osttimoresen bleiben auch hierbei anonym und namenlos. In der Literatur finden sie Erwähnung zusammenfassend als „Eingeborene“ und als „unsere osttimoresischen Helfer“.

Abzug der Alliierten

Für die Osttimoresen begannen mit dem Abzug der Alliierten 1943 zweieinhalb Jahre unter japanischer Kriegsherrschaft, die die Gräuel und den Terror der Jahre zuvor noch in den Schatten stellen sollten. Die japanischen Truppen rächten sich für die offene Unterstützung der Alliierten Truppen an der Bevölkerung. Paulo Quintão, der damalige Sekretär des traditionellen Herrschers der Region Soibada, erinnert sich, wie 1943 japanische Soldaten ins Dorf kamen auf der Suche nach den australischen Spezialeinheiten, die dort mit Fallschirmen gelandet waren. „Sie wussten, dass das Dorf den australischen Soldaten geholfen hatten und schickten die jungen Männer des Dorfes aus, sie zu finden. Sie nahmen den Bruder unseres Herrschers gefangen, fesselten ihn und riefen Familie und Dorfbevölkerung zusammen. Osttimoresische Helfer der Japaner bekamen den Befehl, den Mann mit Bambusstöcken zu prügeln. Wenn der Mann ohnmächtig zusammenbrach, kippten die Japaner Wasser über ihn und hielten ihre Helfer an, weiter zu machen. „Sie wollten der Bevölkerung einschüchtern und demonstrieren, dass sie sich für die Unterstützung der Australier sogar an der herrschaftlichen Familie vergreifen konnten.“ Weitere Mitglieder der Familie wurden öffentlich zusammengeschlagen, einer starb dabei. Als Paulo Quintão vermitteln wollte, wurde auch er verprügelt. Die beiden Osttimoresen, die auf ihn einschlugen, entschuldigten sich bei ihm leise dafür.3

Zwangsarbeit

Wie überall in Südostasien pressten die japanischen Truppen die Einheimischen in die Zwangarbeit und nahmen ihnen die wenigen verbliebenen Nahrungsmittel. Sie jagten und erschossen sie zum Spaß. Als Arbeitssklaven (romusha) wurden Männer, Frauen und Kinder zum Straßenbau gezwungen. „Wir hatten weder Kleidung noch Nahrung. Wenn wir Essen erhielten, nahmen die japanischen Militärs es uns wieder weg und ließen uns zusehen, wie sie es aßen. Das Militär war sehr grausam,“ so der 80-jährige Maurubi, einer der Überlebenden.4 1987 trat der Japaner Shohachi Iwamura vor dem UN-Dekolonisationskomitee für das Selbstbestimmungsrecht der Osttimoresen ein. Während des 2. Weltkrieges war er als Zugführer in der Armee über 2 Jahre in Osttimor stationiert. In seinen Aufgabenbereich fielen Sicherheit, Strafoperationen und Straßenbau. „Es ist schmerzhaft heute hier von den Opfern und Belastungen zu sprechen, die wir den Osttimoresen aufgezwungen hatten. Sie hatten mit dem Krieg gar nichts zu tun. Wir haben den Dorfchefs befohlen, Leute en masse für den Straßenbau abzustellen. Und diese Leute, ihren Dorfchefs verpflichtet, sammelten sich zur Arbeit an den Baustellen ohne dass sie Essen oder Lohn erhalten hätten. Wegen der Nahrungsmittelknappheit verhungerten jeden Tag Menschen. Nahrung für die japanischen Soldaten und Pferde für den Transport von Munition wurden von den Leuten konfisziert. Und einige der Truppen unter meinem Kommando haben auch osttimoresischen Frauen vergewaltigt. Nach dem Krieg hat die Regierung keine Entschädigung an Osttimor gezahlt, weil sie sagt, Portugal gehörte nicht zu den Alliierten.“5

Zwangsprostitution

Wie allerorts unter japanischer Besatzung wurden auch in Osttimor Mädchen und Frauen sexuell versklavt und zum Dienst in den sogenannten comfort stations gezwungen. Ein Problem, dass auch in Osttimor mehr als ein halbes Jahrhundert totgeschwiegen wurde und sich während der 24-jährigen Besatzung durch Indonesien als Teil der Kriegsstrategie auf so brutale Weise wiederholt hatte. In Osttimor gab es rund 15 dieser Bordelle, und ca. 800 Frauen und Mädchen wurden dort sexuell missbraucht. Erstmals beim „Internationalen Kriegsverbrechertribunal über Sexuelle Versklavung durch die japanische Armee 1932 bis 1945“, kurz Frauentribunal 2000 genannt, bezeugten Osttimoresinnen die Verletzung ihrer Menschenrechte und Würde. Zwar hatte das Tribunal, das von Frauenorganisationen verschiedener Länder vom 8. bis 12. Dezember 2000 in Tokio durchgeführt wurde, keine rechtsverbindliche Vollmacht, doch verstand es sich als moralische Autorität, zeigte in konkreter Weise der japanischen Regierung ihre Verantwortung auf und erzielte international Wirkung. Die Anklage ließ keinen Zweifel an dem generalstabsmäßig organisierten Charakter der Versklavung. Schuldig lautet der Urteilsspruch, schuldig der institutionalisierten Vergewaltigung und sexuellen Versklavung als Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Das System der „Trostfrauen“ wurde als integraler Bestandteil der Kriegsstrategie des japanischen Staates bewertet, dessen Nachfolgeregierungen dafür gerade zu stehen hätten. Den Alliierten des 2. Weltkrieges legte das Frauentribunal 2000 zur Last, dass sie, in Kenntnis umfangreicher Beweise und Daten, die Verbrechen nicht verfolgt und somit dazu beigetragen hätten, dass in der Folgezeit Zwangsprostitution und sexuelle Gewalt nicht vor Kriegsverbrechergerichte gebracht wurden. „In Osttimor hatten die Opfer bislang überhaupt keinen Ort zu sprechen. Das Tribunal ermutigt uns, sexuelle Gewalt gegen Frauen in der Geschichte unseres Jahrhunderte lang besetzten Landes weiter zu erforschen,“ so die Anklägerin aus Osttimor.6 Inzwischen hat das Central Communication Forum for East Timorese Ex-Romusha and Comfort Women 3.450 direkte Opfer der japanischen Besatzung identifiziert und ihre Aussagen aufgenommen.

Helena Guterres gaben die Japaner den Namen Misiko. Sie war 12 Jahre alt, als die Japaner 1942 nach Baucau kamen und sie zusammen mit sechs weiteren Mädchen für die kommenden drei Jahre in einer Baracke als Sexsklavin hielten. Als die Japaner abzogen, gebar sie einen Sohn. Esmeralda Boe war so jung, dass sie noch keine Menstruation hatte, als die Japaner sie holten. Die Besatzer drohten damit, ihre Eltern zu töten. „Ich habe meine Unschuld verloren. Während des Tages wurden wir zur Landarbeit gezwungen, des Nachts riefen Soldaten unseren Namen und vergewaltigten uns.“ 7

Rückkehr der portugiesischen Kolonialherren

Im 2. Weltkrieg sind mindestens 40.000 Osttimoresen ums Leben gekommen. Die tatsächliche Zahl der Kriegsopfer dürfte noch höher liegen. Die meisten der Menschen starben an Krankheit und Hunger. Seine Kolonialmacht Portugal hatte indessen 1943 den Vereinigten Staaten und seinem alten Bündnispartner Großbritannien den Luftwaffenstützpunkt auf den Azoren vertraglich zugesichert und sich im Gegenzug von den USA die portugiesische Souveränität in all ihren Kolonien anerkennen lassen. Über Großbritannien ließ Portugal auf Australien einwirken und sicherstellen, dass es nach dem Weltkrieg die Souveränität Portugiesisch-Timors nicht in Frage stellen würde. Unspektakulär gingen am 27. September 1945 drei portugiesische Kriegsschiffe in Dili vor Anker und erklärten die Wiederherstellung der Herrschaft. Die Spuren des Krieges waren verheerend. Das Land war verwüstet, Gärten und Anbauflächen zerstört, die Menschen dem Hungertod nahe. Jegliche wirtschaftliche Aktivität war zum Erliegen gekommen. Dili war zerbombt und die wenigen Straßen und Brücken waren zerstört. Nahrungsmittelknappheit herrschte noch viele Jahre nach dem Krieg. Und Timor war schon vor dem Krieg eines der wirtschaftlich rückständigsten Flecken in Südostasien gewesen.

Die Zerstörung der Insel machte es den Portugiesen leicht, ihre Souveränität wieder herzustellen. Hinzu kam die Zerstrittenheit und Uneinigkeit der osttimoresischen Herrschaftsverbände, die dem Aufkommen einer nationalen Unabhängigkeitsbewegung entgegen wirkten. Hoffnungen, der Krieg würde auch in irgendeiner Weise zur Überwindung der Fremdherrschaft beitragen, gab es trotz alledem auch in Osttimor, wenngleich nicht in dem Ausmaße, wie in anderen Staaten. Und im Gegensatz zu den anderen asiatischen Staaten hatten die Osttimoresen ihre Hoffnungen nicht auf die Japaner, sondern auf die Australier gesetzt.

Weitreichende Folgen für die unter portugiesischer Kolonialherrschaft lebenden Menschen hatte der Vertrag über den Luftwaffenstützpunkt auf den Azoren. Das diktatorische Portugal mit faschistischer Tendenz durfte wegen der strategischen Bedeutung des Stützpunktes für das Luftverteidigungssystem der USA 1949 auch Gründungsmitglied der NATO werden und erhielt Militärhilfe. Das Selbstbestimmungsrecht wurde der Bevölkerung in den Kolonien aus geostrategischen und politischen Erwägungen heraus vorenthalten. Salazar konnte so an der überkommenen Form von kolonialer Herrschaft festhalten und führte in den portugiesischen Kolonien in Afrika erbitterte Kriege, die zudem noch Schauplatz des Kalten Krieges wurden. Erst mit der Nelkenrevolution in Portugal 1974 ging das lange Kapitel der kolonialen Herrschaft zu Ende; an den Folgen hatten die Länder sehr schwer zu tragen. Für Osttimor folgte die 24 Jahre währende Besatzung durch das mächtige, nicht minder diktatorisch regierte Indonesien.

Heute ist Osttimor unabhängig und steht einer Fülle von Aufgaben und Problemen gegenüber. Das Land wird über Jahre hinweg internationale Unterstützung benötigen. In der Entwicklungszusammenarbeit ist Japan einer der größten Geldgeber Ost-timors und hat vieles zum Wiederaufbau des Landes beigetragen. 2001 forcierte die japanische Regierung innenpolitisch an Hand von Osttimor unter der VN-Übergangsverwaltung erstmals den Einsatz bewaffneten japanischen Truppen (Self-Defence Forces). Führende osttimoresische wie auch japanische Nichtregierungs-organisationen und Kirchen sprachen sich gegen eine Beteiligung japanischer Soldaten an den Friedentruppen in Osttimor aus. Dies würde alte Wunden aufreißen. Sie forderten die Regierung Japans auf, die Kriegsverbrechen in Osttimor anzuerkennen, sich zu entschuldigen und die Opfer zu entschädigen. Osttimors Außenminister José Ramos-Horta begrüßte hingegen die Beteiligung Japans ausdrücklich. Die Osttimoresen sollten die tragischen Ereignisse des 2. Weltkrieges, der lange zurück liegt, vergessen, ließ er in einer Presseerklärung verkünden.8 Die Opfer in Osttimor zählen aus einer übergeordneten Interessenpolitik heraus wieder nicht.
 

1 Michele Turner: Telling East Timor, Personal Testimonies 1942-1992, Jim Landman: When they misbehaved we killed them, S.35
2 Turner, Alfredo Pires: The boy with the red Lepa, S.37ff
3 Turner, Paulo Quintao: The head is the same form as the feet, S.46ff
4 Zitiert nach: Nuno Rodrigues: Why Refuse the Japanese Self-Defense Force?, in: La’o Hamutuk, Vol.3, No.1, Feb. 2002
5 Turner, S.52
6 Marianne Klute: Sexuelle Versklavung muss geahndet werden; Das Frauentribunal 2000 in Tokio, in: Indonesien-Information, Nr.1, 2001
7 Kyodo: 2 Ex-East Timor sex slaves break silence at NGO tribunal, 10.12.2000
8 Media Release Office of Nobel Laureate Jose Ramos-Horta: East Timor Must Forget The Tragic Events Of World War II, 5 March 2001
 
 
 

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