Indonesien-Information Nr. 1/2004 (Militär)

 

General Ryamizard Ryacudu - eine biographische Annäherung

von Ingo Wandelt


Der Mann heißt Ryamizard Ryacudu, ist Viersterne-General und Chef des Heeresstabes (KSAD).

Der Mann ist der zweitmächtigste Militär in Indonesien. Manche sagen, er sei bereits die Nummer 1. Sie prophezeien seinen baldigen Aufstieg zum Panglima, zum Befehlshaber der indonesischen Streitkräfte (TNI).

Der Mann pflegt das harte und offene Wort. Aufbrausend, oft wütend, sehr unjavanisch. Er kommt aus Palembang in Südsumatra. Er gilt als professioneller Soldat und Ultranationalist. Jemand, dem das ideologische Kürzel NKRI (Negara Kesatuan Republik Indonesia, Einheitsstaat der Republik Indonesien) Verpflichtung zur Tat ist, notfalls mit Gewalt und Krieg. Dafür steht er, der Mann, der Aceh mit der größten Militäroperation der indonesischen Streitkräfte (TNI) überzogen hat.

Der Mann besitzt ein Image, das in der indonesischen Presse seit drei Jahren gepflegt wird. Die Auslandspresse kann mit ihm wenig anfangen und lässt ihn links liegen, was ein Fehler ist. Nehmen wir symptomatisch dieses Zitat von einer Inspektion von Elitetruppen vor ihrem Marsch nach Aceh:

„Hunderte seiner Männer sollen nach Aceh aufbrechen. Sie hören die Anforderungen ihres Generals und rufen prompt: ‚Bereit!’“ Dieser enthusiastische Ruf bringt ein Lächeln auf den Mund von Ryamizard, einem Absolventen der Militärakademie vom Jahrgang 1974. „Die separatistische Bewegung muss vernichtet werden, soll uns nicht weiter stören. Hei, Du da ... wie heißt Du? Sigit? Du bist aus Java, nicht wahr? Such Dir später eine Frau aus Aceh, ja! Bleib nicht immer in Deiner suku (Ethnie, Volksstamm). Deine Kinder sollen sich künftig als Kinder einer Heimat fühlen,“ sagt er.1

Drückebergerei mag er nicht. Undiszipliniertheit in der Truppe noch weniger. Desertion überhaupt nicht. Das ist aber der Alltag in seiner Truppe. Dann braust er auf: „alle Soldaten müssen dem NKRI und der Regierung treu sein. Das steht im Soldateneid. Wer den Eid und den militärischen Kodex betrügt, gehört erschossen!“ 2 Das sagt er oft, seitdem er vor drei Jahren in die Spitzenpositionen des Heeres  gelangte.  Er sagt es, tut es aber nicht. Dampf ablassen? Vielleicht. Er gilt als aufbrausend, aber nicht als unbeherrscht.
Der Mann hinter dem harten Image bleibt unscharf. Es gibt nur eine Standardbiographie, die auf zwei Druckseiten passt. Zusammengesetzt aus Angaben der Heeresinfostelle, Tempo Interaktif und zusammengebaut von Tokoh Indonesia.com.3 Was wir erfahren, bleibt dürftig:

Sohn eines Militärs, Ryacudu, bereits verstorben. Ein gestrenger Mann, diszipliniert, auf den Staat Indonesien eingeschworen und treu dem Präsidenten Sukarno ergeben. Religiös, legte Wert auf die religiöse Erziehung seiner Kinder. Stimuliert den Sohn für den Eintritt in das Militär. Aus Respekt vor dem Vater, dem großen Lebensvorbild.

Religiös soll auch der Sohn sein. „Si Hadis“ wird er genannt, „unser Herr Kyai“ war sein Spitzname in der Militärakademie. So sagt die Biographie. Religiöse Studien auch im Dienstalltag. Vorbild sein für seine Untergebenen. Intellektuell soll er sein, belesen, dazu beherrscht und von klugem Geist. Die Konflikte seines Landes liegen ihm an Herzen, gehen ihm nahe. Die Lösungen? Für Aceh nur der Krieg. Die Separatisten müssen weg, verdienen nichts anderes. Papua? Da ist diplomatisches Vorgehen angesagt, und das Einbeziehen der Nachbarstaaten. Jeder Konflikt hat seine Wurzeln, die es zu erkennen gilt, um die angemessene Lösung zu finden. Aber beide Provinzen müssen Teil des NKRI bleiben, da ist er unerbittlich. Ryamizard, Viersterne-General, wahrer Soldat und Patriot. Weil nomen auch omen ist, hat er seinen drei Söhnen den Zweitnamen Patriot mitgegeben. Prinzipientreue über sein Leben hinaus. Ein Denkmal bereits zu Lebzeiten.
 

Der Soldat

Da uns die Biographie wenig sagt, versuchen wir es mit seinem militärischen Karriereweg.

Die Karriere von Generälen der indonesischen Armee geschieht nicht zufällig. Verschiedene Faktoren leiten einige Kadetten von der Militärakademie bis zu den höchsten Kommandopositionen, während andere ihre Laufbahn niemals auf Höhe bringen. Dieses Faktum ist keine ausschließliche Besonderheit der indonesischen Armee und in allen militärischen Organisationen vorzufinden. Der indonesische Fall ist jedoch mit der Behauptung zu spezifizieren, dass nur der Kadett und Offizierschüler an die Spitze seiner Organisation gelangen kann, der bereits vor und während seiner Zeit in der Militärakademie für höhere Weihen auserkoren wurde. Das lässt auf ein bestimmtes Rahmenwerk der Karrierebildung und -lenkung schließen, das wir nicht kennen, aber für das Verstehen der Militärorganisation und ihrer Funktionsweisen benötigen. Lässt sich diese Behauptung am Fallbeispiel Ryamizard bekräftigen, und können wir Erkenntnisse für ein tiefes Verständnis des Militärs gewinnen?
 

Der Kommandeur

Verwirrend an der Karriere des Ryamizard ist zuerst einmal die Unauffälligkeit seines Aufstieges. Der Mann mit dem auch für Indonesier schwer aussprechbaren Namen gelangte erst im Alter von 49 Jahren, mit seiner Berufung zum Militärbefehlshaber für Jakarta an das Licht einer breiten Öffentlichkeit. Davor verlief seine Karriere im Verborgenen, wenn auch steil aufwärts. Ryamizard war von Anbeginn seiner Laufbahn ein Kommandeur, wenn auch seine Karrieresprünge auf reiche Zufuhr an Vitamin B schließen lassen.

Ryamizard begann als ein Kadett eines der großen Jahrgänge an der Akademie und schloss sie nach fast vier Jahren auf einer der hinteren Positionen ab: Nummer 180 von 203 Absolventen der Fachspezialisierung Infanterie 4, die allein die künftige Kommandeurselite hervorbringt. 5 Ohne die Patronage seines Vaters, des Brigadegenerals Ryacudu, ein Loyalist des Präsidenten Sukarno in den Jahren der Gelenkten Demokratie und des Heereskommandeurs Ahmad Yani 6, hätte Ryamizard wohl niemals den Zugang zur Akademie erlangt. Andererseits war die väterliche Patronage in der Zeit der Suharto-Armee (ABRI) sicher mehr ein Hindernis denn ein Vorteil.

Der junge Leutnant Ryamizard kam an das Wehrbereichskommando seines Vaters Kalimantan, wo er sich als Kommandeur seine ersten Sporen verdiente und an
Kampfhandlungen mit der an der Grenze zu Malaysia operierenden Widerstandsbewegung PGRS/Paraku beteiligt war.7 Das muss ihm die  Aufmerksamkeit der Generalität in Jakarta verschafft haben, die ihn an die Heeresreserve  Kostrad holte, dem Heeresverband der Armee, dem Ryamizard die meiste Zeit seines
Dienstes treu bleiben sollte. Die angesehene Infanteriebrigade 17/Kujang wurde soldatische  Heimat und Karrieresprungbrett. Auch hier diente er sich über Kommandeurs- und  Stabseinsätze zum Brigadechef hoch und erlangte Einsatzerfahrung in Osttimor. Auffällig ist auch hier seine Unauffälligkeit, die seine Aktivitäten in der von Indonesien 1975 annektierten  Provinz außerhalb des kritischen Blicks des Auslands hielt. Was er dort tat, blieb unbekannt.

So um das Jahr 1990 herum muss das entscheidende Ereignis seiner Karriere geschehen sein,  das ihn in die hohe Laufbahn seiner Armeekarriere katapultieren sollte: Er ehelichte die älteste Tochter des amtierenden Befehlshabers der Streitkräfte, General Try Sutrisno. Heiratspolitik  ist ein regelmäßiges Phänomen in der Elite der Kommandeure, die unter sich zu bleiben pflegt.  Den jungen Oberst Ryamizard jedoch eine dermaßen hochgradige Elitenallianz eingehen zu lassen, muss den Segen mehrerer einflussreicher Segmente der Armee erhalten haben, über die der weitere  Karriereweg des künftigen Generals regen Ausdruck gibt.
 
 

Ryamizard Ryacudu: Biodaten und Vita

Geboren am 21. April 1950 in Palembang, Südsumatra.
Sohn von Ryacudu, Brigadegeneral a.D. und 1965 Kommandeur des Militärbereichs Westkalimantan, mit politischer Nähe zu Präsident Sukarno.
Abgangsklasse 1974 der Militärakademie Akabri in Magelang, Java. Spezialisierung Infanterie.
Verheiratet mit der Zahnärztin Nora Trystiana (älteste Tochter des Befehlshabers der Streitkräfte, 1988-1993, und Stellvertretenden Staatspräsidenten Try Sutrisno);
3 Söhne: Ryano Patriot (geb. 1990), Dwinanda Patriot (1992), Tryananda Patriot (1996).

Militärische Laufbahn:
[Position, Dienstgrad und Zeitraum, soweit bekannt]
Kadett an der Militärakademie Akabri in Magelang [1971 – Dezember 1974]; Kommandierung zum Wehrbereichskommando (Kodam) VI Tanjungpura, Kalimantan: Zugführer in einem Infanteriebataillon, dreimal Kompanieführer, zuletzt am Yonif 641; Chef der Operationsabteilung des Yonif 641, Bataillonsführer des Yonif 641, danach des Yonif 642 am Kodam Tanjungpura [Major], Einsätze zur Bekämpfung der Aufstandsbewegung PGRS/Paraku in Westkalimantan.
Wechsel zur Infanteriebrigade (Brigif) 17 Kujang der strategischen Heeresreserve (Kostrad) (etwa um 1986/87): Chef der Abteilungen für Territoriales und Operationen, stellvertretender Bataillonsführer des Luftlandebataillons 305 Tengkorak der Brigif 17 [1988], danach Beförderung zu seinem Kommandeur [1990], Chef des Stabes der Brigif 17, Brigadekommandeur der Brigif 17 [Oberst, etwa 1992]. Einsätze in Osttimor (nicht näher bekannt).
Kommandeur des UN-Kontingents Garuda der indonesischen Streitkräfte in Kambodscha [1993], danach zwei Kommandierungen im Territorialdienst: Assistent für Operationen am Kodam VII Wirabuana, Sulawesi, und als Kommandeur des Korem 044 Garuda Dempo, Palembang. Rückkehr zur Kostrad [um 1996]: Chef des Stabes der Brigif 17, Stabschef der Infanteriedivision II Kostrad [Brigadegeneral]; Kurzverwendung als Chef des Kodam-Stabes II Sriwijaya (Südsumatra) [08.1997 – 04.1998], Befehlshaber der Infanteriedivision II Kostrad [04.1998 – 07.1998], Chef des Stabes der Kostrad [07.1998 – 01.1999]; 
Ernennung zum Generalmajor mit zwei Einsätzen als Befehlshaber des Kodam V Brawijaya, Ostjava [01.1999 – 11.1999] und Kodam Jaya, Jakarta [11.1999 – 08.2000]; 
Generalleutnant und Befehlshaber Kostrad (Pangkostrad) [08.2000 – 06.2002], 
General und Chef des Heeresstabes [seit 06.2002]

Auslandsausbildungen (Datum und Zeitraum unbekannt): Malaysia (drei Mal) und VR China.
Auslandseinsätze: Kambodscha, USA (Konferenzteilnahme auf Hawaii), Australien. 


 

Oberst Ryamizard führte 1993 das Garuda-Kontingent der TNI unter dem Mandat der Vereinten Nationen nach Kambodscha und sorgte für eine Politur des seit dem Massaker von Santa Cruz in Dili, Osttimor, im November 1991 angekratzten internationalen Images des indonesischen Militärs.

Loyalitäten

Sein weiterer Weg verlief über Kostrad. Ryamizard war und ist ein Mann der Kostrad. Kurze Einsätze in den Territorien – als Chef des Korem 044 in seiner Heimatstadt Palembang – was für sich allein schon auf Billigung höchster Kreise schließen lässt, werden durchschnittliche Oberste doch nicht in ihre Heimat dienstversetzt – und zwei Einsätze als Kodam-Kommandeur dienten nur als Durchlaufstationen seiner Vorbereitung auf höhere Weihen, die er schließlich mit der Position des Kommandeurs der Kostrad im August 2000 erreichen sollte. Nach der Absetzung des Suharto-Vertrauten General Wiranto als TNI-Befehlshaber im November 1999 und seiner Entlassung als Koordinierungsminister für Politik und Sicherheit im Februar 2000 durch den Präsidenten Abdurrahman Wahid, besaß das Netzwerk der „Kostrad Boys“ einen der ihren an den Schaltstellen des stärksten Militärverbandes des Heeres. Einen Mann, der unzweifelhaft seine Karriere nicht dem Präsidialdiktator Suharto zu verdanken hatte.

Ihr Ryamizard sollte die „Kostrad Boys“ nicht enttäuschen. Er setzte die unter seinen Vorgängern begonnene Arbeit der Konsolidierung der Kostrad als führende Kraft der Armee fort. Er degradierte die Rolle und Position der Spezialkräfte des Heeres (Kopassus) zu spezialisierten und dem Kampfauftrag zuarbeitenden Kräften und beseitigte darüber die letzten Relikte ihrer Eigenständigkeit, die sich diese unter ihrem vormaligen Kommandeur Prabowo Subianto angeeignet hatte. In Ryamizards Denken hat es in der TNI keine außerhalb der Befehlskette stehenden Verbände zu geben, und mit ihren Familienbeziehungen spielende Militärkarrieristen wie Prabowo sind ihm ein Gräuel.

Ryamizard erkannte die Notwendigkeit, die innere Kohärenz als auch das Ansehen der Streitkräfte durch professionell zu leistende Kampfaufträge und eine feste Kommandohierarchie wieder aufzubauen. Für ihn hat das Heer in gemeinsamen Kampfaufträgen und Operationen die Marine, Luftwaffe und die Einsatztruppen der Polizei (Brimob, Brigade Mobil) zu führen. Im Heer selbst hält die Kostrad die Kommandobefugnisse. Kopassus und Truppen der Territorialkommandos haben sich dienend unterzuordnen. Er kräftigte die Einsatzstruktur der PPRC (Pasukan Pemukul Reaksi Cepat), der Schnellen Einsatzkräfte, die in verbundenen Operationen unter dem Kommando einer der beiden Infanteriedivisionen der Kostrad mobilisierte Kräfte von Heer (Kostrad, Kopassus, die Infanteriebataillone der Kodam), Marine (Marineinfanterie), Luftwaffe (Spezialkräfte) und Polizei (Brimob) führen 8. Ryamizard mobilisierte die PPRC für Einsätze auf den Molukken, in Zentralsulawesi (Poso), für Übungen in Westpapua, und im Mai 2003 für den Aufmarsch der Truppen zur „In-tegrierten Operation“ in Aceh.

Besonderes Augenmerk legte Ryamizard auf Ausrüstung und soldatische Fertigkeiten für den Kampf gegen seine erklärten Feinde, die Separatisten im eigenen Land. Eine erste Maßnahme, die er noch als Kostrad-Chef leisten konnte, war die Aufstellung von Gefechtsaufklärungseinheiten, den sog. Tantaikam, die im Feindgebiet die Stellungen und Kräfte der Gerakan Aceh Merdeka (GAM) aufklären und den Einsatztruppen melden sollten. Zu Ausbildern dieser Fernaufklärer bestimmte er die Ausbildungsgruppe der Kopassus. 9

Die Einsatzwirklichkeit der Armee war eine andere. Obwohl die PPRC/Kostrad auf den Molukken und im Gebiet um Poso durchaus militärisch zur Beruhigung der Lage beitragen konnte, waren die verbundenen Einsätze eher von einem Gegen- als einem Miteinander der Truppeneinheiten geprägt. Um es zurückhaltend, aber ausreichend klar zu formulieren, kämpften die Truppenteile in erster Linie für sich, und gegebenenfalls auch gegeneinander. Auch der Zusammenhalt der Truppe war und ist gering. Indonesiens Armee weist einen hohen Grad an Entfernung vom Dienst und Desertionen auf.

Es ist unstreitig, dass Ryamizard solche Akte von Disziplinlosigkeit (kurang disiplin) seiner Truppen persönlich ärgerten und zu Wutausbrüchen zwang. Aufbrausend ist der Mann, der von Hause aus kein Javaner ist. Den unrühmlichen Höhepunkt der Undiszipliniertheit des Heeres verursachte ausgerechnet ein Elitebataillon der Kostrad, das Yonif Linud 100 in Binjai bei Sumatra. In einer gewaltsam ausgetragenen Auseinandersetzung um die Kontrolle des regionalen Drogenhandels legten im November 2002 Trupps des Bataillons eine rivalisierende Polizeistation mit schweren Waffen in Schutt und Asche. Der bereits zum Heeresstabschef aufgestiegene Ryamizard regierte mit einer radikalen Strukturänderung, die ausgerechnet das verrottete Bataillon 100 zum Nukleus einer völlig neuen Elitetruppe machen sollte, den Raider. 10

Die Ratio hinter der Aufstellung der Raider ist leicht nachvollziehbar. Eine ungeschönte Analyse der militärischen Einsätze der TNI der letzten Jahre muss zwangsläufig die weitest gehende Ineffizienz und Inkompetenz aller Truppenteile konstatieren. Die Struktur der PPRC und das Schema der verbundenen Operationen (joint operations) war nur angesichts militärisch klar unterlegener Gegner halbwegs erfolgreich, aber gegen den von Ryamizard als Hauptgegner der indonesischen Einheitsrepublik (NKRI) erkannten Feind kaum wirkungsvoll: der GAM in Aceh.

Ryamizard hat stets die Vernichtung der GAM zum militärischen Hauptziel der TNI erklärt. Alle Einsätze und Operationen im Osten des Landes waren ihm nur Vorgeplänkel mit Übungscharakter. Gegen die gut gerüstete und aufgestellte Separatistenarmee der GAM war auch die zahlen- und ausrüstungsmäßig weit überlegene TNI langfristig zum Scheitern verurteilt. Ryamizard drängte in seinen Positionen auf einen Zermürbungskrieg, in dem einzelne von ihm veranlasste Maßnahmen und Operationen nur Teilschritte in einem großen Krieg zu sein haben, die über eine Reorientierung der Armee auf den Kampf sowohl eine maximale militärische Wirksamkeit als auch eine Verfestigung der Armee als Organisation nach innen bewirken sollen. Professionalisierung durch Krieg.

Weil es innerhalb der indonesischen Armee keine nicht von Korruption und Eigennutz zerrüttete Truppe gibt, muss Ryamizard der Gedanke einer völlig neuen und deshalb unbefleckten Elitekraft einleuchtend gewesen sein. Knapp 9.000 Mann, die zwar aus dem Schmutz des Heeres rekrutiert, aber in einer harten Sonderausbildung geformt und gestählt (dieser aus unguten Zeiten Deutschlands stammende Begriff passt durchaus auf Ryamizards Vorstellungen von seiner Truppe) sind, sollten die GAM, in Zusammenarbeit mit der Operationsstruktur der Kostrad langfristig vom indonesischen Boden entfernen. Er setzte ihre Aufstellung auf einer Kommandeurtagung im März 2003 durch, akquirierte acht Bataillone aus den Kodam und zwei von Kostrad, schickte sie in ein sechsmonatiges Dschungeltraining, staffierte sie mit neuem Barett und einer Nahkampfwaffe aus indonesischer Produktion (Version SS-1V5 mit Bajonett der PT Pindad, Bandung) und ließ sie vor Weihnachten durch das Zentrum von Jakarta paradieren.

Parallel zum Vorantreiben der Raider förderte Ryamizard die Versuche des Militärs, den im Dezember 2002 zwischen Indonesien und der GAM vereinbarten Waffenstillstand zu boykottieren und Politik wie Öffentlichkeit auf einen feindseligen Kurs gegenüber der GAM einzuschwören. Über Monate hinweg fuhren die für Öffentlichkeitsarbeit zuständigen Institutionen des Militärs einen Propagandakurs, der die GAM als verlässlichen Sicherheitspartner diskreditieren und die Bevölkerung auf einen Krieg gegen Separatisten in Aceh und andernorts in Indonesien einschwören sollte. Letztlich hatte die TNI damit Erfolg, so dass im Mai 2003 die größte Militäroperation der TNI seit Osttimor in Gang gesetzt werden konnte. Ursprünglich auf sechs Monate angesetzt, wurde sie im November verlängert.

Ryamizard hat die Massenmedien als Transporteur seiner Botschaft erkannt und der TNI eine multimediale Präsenz verordnet. Neben der Monatspublikation „Patriot“ ist die TNI vielfach im Internet vertreten. Sie beschränkt sich dabei auf das heimische Publikum und die Zielgruppen, die des Indonesischen mächtig sind. Mit der Medienpräsenz hat auch die Re-Ideologisierung der TNI durch eine krude nationalistische Propaganda zugenommen 11, die dem indonesischen Medienkonsumenten ein neu gestyltes Image der TNI als Retter der Nation anbietet. Das ist für Ryamizard kein taktisches Geplänkel. Er will eine neue Doktrin der TNI mit indonesischem Antlitz. „Die TNI soll ihre Charakteristika als Armee der Kämpfer (tentara pejuang) und als nationale Armee demonstrieren.“ 12 Um die praktische Umsetzung dieser Vorgaben zu ersehen, schaue man nach Aceh und Westpapua.
 

Obwohl er zur Generation der TNI-Kommandeure ohne intensive Auslandserfahrung gehört, ganz zu schweigen von Aufenthalten in den Vereinigten Staaten von Amerika, erweist sich Ryamizard als aufmerksamer Beobachter der militärischen Großwetterlage. Die Integrierte Operation der TNI in Aceh trägt seine Handschrift, die in Publikationsform im Weißbuch der Streitkräfte wiederzufinden ist. Die TNI soll zu einer anerkannten, weil modernen Armee werden, die exakt den Anforderungen entspricht, welche die militärische Weltmacht Nummer 1, die USA, zum Standard erhoben hat. Kooperationsfähigkeit bei internationalen Einsätzen zur Konfliktlösung ist das Ziel und das Kriterium, das es zu erfüllen gilt, sind die Military Operations other than War (MOOTW), die der Armee neben den klassischen Militäraufträgen auch vielfältige Aufgaben im Vor- und Umfeld von Konflikten einräumen. Die „Integrierte Operation“ war eine Kopie der Irak-Operation der US Army, der die Institution des „eingebetteten Journalisten“ abgekupfert wurde. Die Entsendung von Pionieren in den Kongo unter dem Mandat der Vereinten Nationen ist ein wenig beachteter, aber wichtiger Schritt, die geächtete TNI mittel- und langfristig in die Weltgemeinschaft zurückzuführen und als einen akzeptablen Militärpartner im Kontext der MOOTW anzubieten. Zur Zeit entwickelt die TNI ein Handbuch für Militäreinsätze im internationalen Rahmen. Wären diese Bestrebungen von Erfolg gekrönt, so schlösse sich für Ryamizard persönlich ein Kreis, nach einem Jahrzehnt der Ächtung seine Armee wieder in den Kreis der Militärnationen zurückgeführt zu haben.

Zugleich jedoch sorgt der Karrieresoldat Ryamizard für eine taktische Verwirrung, die es seinem Vorbild, den USA, nicht in den Sinn lassen kommen sollen, in ihm einen willfährigen Bundesgenossen um jeden Preis zu sehen. Waren es doch die USA, die seit Osttimor 1999 den Rüstungsboykott verhängt und die globale Ächtung der indonesischen Armee auf internationaler Ebene gefördert haben. Auch ihr Insistieren auf die Aufklärung der Morde an zwei US-amerikanischen Lehrern der Bergbaugesellschaft Freeport in Westpapua, die mutmaßlich durch Soldaten der TNI geschahen, stößt in der Generalität Jakartas auf wenig Verständnis.

So begann Ryamizard ab Dezember 2003 seine These in die Medien zu streuen, eine neokoloniale Macht zeige Bestrebungen, nach dem Abfall von Osttimor auch Aceh und Papua durch subversive Aktivitäten zu fördern. Dieser perang modern (moderner Krieg) ziele auf die Schwächung Indonesiens durch ihre strategische Aufteilung in Separatstaaten und werde verdeckt durch nachrichtendienstlich gesteuerte Nichtregierungsorganisationen (NRO) und Journalisten betrieben. Vierzigtausend solcher Pseudo-Journalisten und NRO-ler sollen aktuell im Lande ihr Unwesen treiben und auch die TNI zu unterwandern versuchen 13. Die in Verschwörungstheorien bewanderten Indonesier verstehen nur zu deutlich, dass mit den wagen Andeutungen nur eine Großmacht, die USA, gemeint sein kann. Die parlamentarische Sicherheitskommission hat sich der Behauptung schon angenommen, die auch in Presse und Gesellschaft ihre Anhänger zu finden beginnt. Die gezielte Anfeindung der USA mit Maßnahmen geringer Intensität kann seinen Reformvisionen von TNI und Nation nur dienlich sein.
 

Der überpolitische Reform-general

Zweifellos verdankt Ryamizard seinen Sprung auf die Kostrad-Karriereleiter dem Familienanschluss an Try Sutrisno. Der ehemalige Vizepräsident Indonesiens lenkt seit seinem Abtritt von der politischen Bühne im Jahr 1998 die Organisation KBP (Keluarga Besar Purnawirawan), die Große Familie der Generäle a.D. (purnawirawan) der TNI und ist ein wichtiger Strippenzieher hinter den militärischen Kulissen. Die Rolle der purnawirawan im Militär ist beträchtlich, jedoch im Detail wenig bekannt. Ihre Ständeorganisationen wie die KBP überführen vor allem die mit 55 Jahren aus dem Dienst ausscheidenden Generäle in nachdienstliche Positionen und vertreten die Standesinteressen in Politik und Wirtschaft. Ihr Einfluss auf die Besetzung von Militärpositionen ist anzunehmen. 14

Try Sutrisno vertritt die Kategorie und Fraktion der als rot-weiß (merah putih) bezeichneten Generäle, einer schwammigen Klassifizierung von Generalscliquen, Fraktionen und familiären Generalsdynastien, die sich in ihrer Wertehaltung nicht primär an eine Regierung, sondern an die Nation Indonesien gebunden fühlen. Sie grenzt sich gegenüber der Kategorie der „grünen TNI“ (TNI hijau) ab, die sich zum Islam orientiert. Der vormalige Staatschef und Oberbefehlshaber der Armee, Suharto, hatte im letzten Jahrzehnt seiner Herrschaft seine Gunst vor allem persönlichen Loyalisten und ehemaligen Leibwächtern wie Wiranto, und der „grünen“ Fraktion gewährt. Der Aufstieg von Megawati Sukarnoputri und der Mythos um die neue Generalsgeneration der „Pandawa 5“ ab 1995/96 deutete den Widerstand der rot-weißen Fraktion an. Die Wahl von Megawati zur Staatspräsidentin 2002 war auch der Sieg der Rot-Weißen und Try Sutrisno, die mit Ryamizard einen der ihren in die wichtigsten Kommandopositionen des Heeres hieven konnten.

Obwohl Ryamizard in Auftreten und Äußerungen einen betont konservativen Charakter zur Schau trägt, gilt er für viele Generäle, und nicht zuletzt in seinen Augen selbst, als reformistisch (reformis). Er trug einen Artikel zum Grundlagenwerk der Reformgeneräle um Agus Wirahadikusumah – Vorzeigereformist und Ryamizards Vorgänger als Kostrad-Kommandeur – bei. Dieser Artikel, obgleich wenig Neues zur Reformdebatte der TNI beitragend, gewährt dennoch einen kleinen Einblick in die Ideenwelt seines Autors. 15

Ryamizard trägt eine apolitische Haltung vor, mit der er die großen politischen Konflikte Indonesiens an zwei Formen persönlicher Herrschaft festmacht, der Orde Lama des Präsidenten Sukarno, und der Orde Baru Suhartos. Beide „Orde“ (Ordnungen) bewertet er als selbstzerstörerische Abweichungen der Nation von der historischen Grundlage und Verpflichtung, welche die Staatsgründer ihren Nachfahren mit auf den Weg gegeben haben, hin zu sektiererischer Aneignung des Staates durch Gruppen- und Individualinteressen. Die TNI selbst sieht er in historischer Tradition ihrer Gründung (1947) als „Bewegung zur Verteidigung und Kampf für den Staat Indonesien“, die alle Gruppen, Gruppierungen und Parteien des Landes kommunikativ miteinander verbindet, in ihrer Organisation offen ist für alle Staatsbürger, sich aber von ihnen deutlich abgegrenzt und sich als überstaatlich und übergesellschaftlich versteht und positioniert. „Klar zu ihrem Paradigma steht die TNI über allen Parteien und Gruppen. Der damals (d.h. 1947) geborene Ethos heißt Kämpfen bis zum letzten Blutstropfen, ohne irgendwelchen Eigennutz für die Verteidigung von Nation und Staat.“ (s. 89f). An anderer Stelle (s. 86-89) geht er auch auf die Verfehlungen der TNI ein, erklärt sie aber aus ihrem eigenen Verschulden heraus, ihren Ethos zugunsten ihrer Unterstellung unter staatliche Herrscher aufgegeben zu haben. Obgleich er die TNI als Befürworter von reformasi und demokrasi präsentiert, macht er doch auch klar, dass beide nur mit Wahrung der Staatseinheit und der Wahrung der Sonderposition des Militärs zu haben sein werden.

Bei näherem und vergleichendem Hinsehen offenbart sich, wie wenige dieser Gedanken die alleinige Urheberschaft Ryamizards beanspruchen können. Vielmehr sind sie Ausdruck der rot-weißen Gesinnung derjenigen, die Ryamizard gefördert haben und als deren Fürsprecher er sich outet. Seine Reformorientierung ist rückwärts gewandt, nur bedingt demokratisch und entschieden karriereorientiert.
 

Der politische General

Politische Kommentatoren verweisen immer wieder auf eine Gemeinsamkeit zwischen Ryamizard und Taufik Kiemas, Megawatis umtriebigen Ehemann mit Gespür für Geschäfte. Beide stammen aus der Stadt Palembang und kennen sich persönlich gut. Ryamizard bestreitet regelmäßig jeden Regionalbezug (‚Palembangisme’) hinter seinen persönlichen Beziehungen zur Familie Megawati, wobei jedoch nachzuprüfen bleibt, welche heimatlichen Regionalnetzwerke er vom Herrn Vater übernommen und neu aufgebaut hat. Nicht zu vergessen war er auch einmal Korem-Kommandeur von Palembang.

Seine Beziehungen zur Präsidentin stellt Ryamizard auch in eine Beziehung zu General Endriartono Sutarto, sein Senior um drei Akademiegenerationen (Akabri 1971), und aktuell der Panglima (Befehlshaber) der TNI. Beide sind in den beiden zurückliegenden Jahren gemeinsam an die Spitze des Militärs gekommen, und beide folgten einem ähnlichen Karriereweg. Auch Endriartono ist ein Kostrad-Mann, auch er war Heeresstabschef (KSAD), bevor Ryamizard sein Nachfolger wurde, und die politischen Auguren prophezeien sein militärisches Ende nach der Präsidentenwahl – zugunsten von Ryamizard. Beide haben denselben Dienstgrad: Viersterne-General.

Das Magazin der Cornell University, Indonesia, schreibt: „Endriartonos Führung baut auf die Unterstützung der Armee unter Ryacudu und betont die ‚Einheit und Disziplin’ des Militärs, die ‚Tradition’ der fraktionellen Brüche (im Militär) zu überwinden. Das Duo Endriartono-Ryacudu an der Spitze der Hierarchie ist zweifellos das solideste, das wir in der neueren Geschichte des indonesischen Militärs [...] gesehen haben.“ 16

Doch die beiderseitige Beziehung zeigt Sollbruchstellen. Endriartono war nicht Megawatis erste Wahl für den Panglima, und Try Sutrisno legte ihr Ryamizard ans Herz 17. Endriartono erweist sich immer mehr als der schwächere des Duos: Die Innovationen im Heer gehen allesamt auf Ryamizard zurück und mussten, weil von Megawati politisch abgenickt, von Endriartono gebilligt werden. Dessen Akabri-Klassenseilschaften bestehen nicht mehr. Seine Schulkollegen haben die Altersgrenze von 55 Lebensjahren überschritten und befinden sich bereits im Ruhestand. Auch seine vertrauten Untergebenen nähern sich rapide der Altersgrenze. Endriartono selbst hat die gesetzlich vorgesehene Dienstverlängerung durch die Präsidentin erhalten, sein Verbleiben als Panglima hängt deshalb an ihrem Wohlwollen. Er ist ein einsamer Mann an der Spitze. Ryamizard hingegen kann auf die Unterstützung seines großen Jahrganges bauen, und er hat die merah-putih Fraktion wie auch die Präsidentenfamilie im Rücken. Er kann regulär noch bis 2005 im Dienst bleiben, was für indonesische Militärverhältnisse eine ausreichend lange Zeit für Weichenstellungen in die Zukunft darstellt.

Als Endriartono im Oktober 2000 von Megawati die Ernennung zum Heerestabschef erhielt, weigerte sich dieser dem präsidentiellen Rat zu folgen und Ryamizard zu seinem Stellvertreter zu machen. Er wählte mit Kiki Syahnakri einen Mann kurz vor der Pensionsgrenze, wohlwissend, dass jener ihm nicht gefährlich werden konnte. Ryamizard wird dies kaum vergessen haben.
 

Ryamizard karrierebewusst

Der General gilt als antipolitisch, nicht aber als apolitisch. Seine Abneigung gilt politischen Machenschaften zu Ungunsten der großen Sache, aber nicht den Machenschaften an sich. Er mag keine zivilen Führer und Parteien, seine Loyalität gilt der TNI. Genauer, seinen persönlichen Netzwerken.

Zwei Ereignisse erhellen den Charakter unseres Protagonisten. Zuerst war da die Führergestalt des Agus Wirahadikusumah, Kostrad-Chef und Reformgeneral. Ryamizard war zeitweilig sein Untergebener und Gefolgsmann. Siehe das gemeinsame Buch zur Militärreform. Agus begann zu politisieren, gewann damit die Unterstützung von Präsident Wahid und beging einen schweren Verstoß gegen den Ehrenkodex der Kostrad: er publizierte finanzielle Unregelmäßigkeiten der Kostrad-Stiftung Dharma Putra öffentlich und brachte den Schmutz der militärischen Eigenfinanzierung in die Öffentlichkeit. Auf Druck der Generalität musste Agus seinen Hut nehmen und verstarb bald darauf. Wahid war geschwächt. Ryamizard übernahm die Kostradführung und begrub als erstes die Finanzpeinlichkeit. Man mag so etwas Loyalität nennen.

Fall zwei: Wahid soll parlamentarisch abgesetzt werden, weigert sich aber zu erscheinen. Ryamizard lässt Truppen vor dem Palast aufmarschieren. Verbundene Einheiten unter Kostrad-Kommando demonstrieren den militärischen Willen. Panzer richten ihre Kanonen auf den Palast. Wahid gibt nach und wird von Vizepräsidentin Megawati im Amt abgelöst. War das ein Militärputsch? Ryamizard winkt ab. Nein, das war nur ein gewöhnlicher Truppenappell. Ungewöhnlich wegen Ort und Zeitpunkt, aber ansonsten ganz normal! – Manchmal muss auch ein loyaler General die Seiten wählen, und Ryamizard did it his way. Wehe dem Politiker, der dem Mann vertrauen muss.
 

Der Soldat und Machtmensch

Ryamizard ist von Charakter und Naturell ein Soldat. Soviel, oder so wenig, ist deutlich geworden. Er ist machtbewusst, und er besitzt Macht. Schließen wir mit seinen Gefolgsleuten (anak buah) im Militär, die im Windschatten seiner Karriere mit nach oben gezogen wurden.

Da ist als Dreisterne-General der Generalleutnant Djoko Santoso zu nennen (Akabri-Jahrgang 1975), amtierender stellvertretender Heeresstabschef (Wakasad), der bereits zuvor zweimal unter Ryamizard (2001-2002) gedient hat. Der Pangdam (Kodam-Kommandeur) V/Ostjava, Generalmajor Achmad Djunaedi Sikki, kann, obwohl jahrgangsmäßig sein Senior (1973) auf bereits drei Unterstellungen zurückblicken. Weiter zu nennen sind die Kostrad-Männer und Generalmajore (Mayjen) Mahidin Simbolon (1974), Syamsul Mappareppa (1973) und als eine sehr interessante Figur, der Chef der Infanteriedivision II Kostrad, der chinesischstämmige Mayjen Erwin Sujono (1974). Die Top-Positionen des Heeres werden zur Zeit von Absolventen des Jahrganges 1974, seines Jahrganges, dominiert. Die wahre Karriere des Ryamizard Ryacudu beginnt erst. <>


1 „KSAD akan hadiahi penangkap pentolan GAM pisau komando“, Suara Merdeka Cyber News, 23.12.2003
2 Hier nur beispielhaft für eine Vielzahl ähnlicher Zitate, vgl. „Execute treasonous soldiers, General“, Jakarta Post, September 29, 2000
3 http://tokohindonesia.com/ensiklopedi/t/ryamizard-ryacudu/index.shtml
4  Vgl.   www.hamline.edu/apakabar/basis data/2001/08/27/; die von der Militärakademie veröffentlichte Reihenfolge von Jahrgangsabsolventen lässt nicht auf ihr Leistungsniveau schließen. Die indonesische Militärausbildung gibt auf allen Ebenen die Lehrgangsleistungen der Teilnehmer nicht bekannt, und bleibt häufig auch den Absolventen selbst verborgen. Die Bewertungskriterien für Leistungen werden und wurden nicht veröffentlicht und sind Angelegenheit der bewertenden Stellen. Die angegebene Reihenfolge ist andererseits auch nicht völlig sinnlos. Nach informellen Quellen war Sjafrie Sjamsoeddin, den die Listung an Position 4 aufführt, der Beste des Jahrgangs 1974. Eine Analyse aller Jahrgangslistungen zeigt, dass die vorderst aufgeführten Personen auch die höchsten Positionen in der Organisation erreichen.
5 Die anderen Fachspezialisierungen des Jahrganges 1974 waren Panzeraufklärung (kavaleri), Artillerie (artileri), Pionierwesen (zeni), Ausrüstung und Material, Verbindungswesen, Militärpolizei, Stabs- und Verwaltungsdienst, Logistik, Transport- und Finanzwesen. Nur die Zweige kaveleri, artileri und zeni haben aus den 74ern bisher Generalmajore (Zweisterne-Generäle) hervorgebracht.
6 Vgl. Harold Crouch, 1988, The Army and Politics in Indonesia, Cornell University Press, s. 73.
7 Zu Hintergründen und Geschichte vgl. Jamie S. Davidson und Douglas Kammen, 2002, „Indonesia’s Unknown War and the Lineage of Violence in West Kalimantan“, in: Indonesia, 73, s. 53-87. Darin auch weitere Angaben zu Vater Ryacudu.
8 Die PPRC ist eine reine Einsatzstruktur, die verbundene Truppen in einen Einsatzraum führt und sich nach einer Woche auflöst. Das Einsatzkommando wird dann dem örtlichen Kodam überstellt. Die Verantwortung für die PPRC alterniert in einem Zweijahresturnus unter den beiden Infanteriedivisionen der Kostrad.
9 Vgl. Ingo Wandelt, 2001, „Zwischenstand – Das Militär und seine nächsten Schritte“, in: Indonesien-Informationen, Nr. 1/01, Watch Indonesia!, und Email Report, 12 March 2001, „Kostrad to launch new intelligence bataillon“.
10 Vgl. Ingo Wandelt, 2003, „Ein militärisches Experiment: die Raider und Aceh“, in: Indonesien-Information, 2/03, Watch Indonesia!
11 Propagandamedien wie der Monatszeitschrift „Patriot“ wurden einschlägige Internetmedien zur Seite gestellt. Kürzlich ist auch das auf Geschichtsklitterung spezialisierte Geschichtszentrum der TNI (Pusjarah TNI), im Internet vertreten, vgl. www.sejarahtni.mil.id
12 „Jenderal Ryamizard Menegaskan Komando Teritorial Masih Dibutuhkan“, Pikiran Rakyat 27.09.2002
13 Die Behauptungen wurden im Dezember 2003, und dann ab dem 6. Januar 2004 in den Medien gestreut. Vgl. u.a. “Foreigners scheming to break up RI: TNI”, Jakarta Post, und “KSAD: Intel Asing Susupi TNI”, Jawa Pos, beide vom 6.1.04, und „Waspadai Informan Asing Bertameng Jurnalis“, Suara Pembaruan vom 5.2.04.
14 Die letzte Studie, die sich den purnawirawan widmete, ist die von David Jenkins, 1984, Suharto and his Generals, Indonesian Military Politics 1975-1983, Cornell Modern Indonesia Project Monograph Series.
15 Ryamizard Ryacudu, 1999, „Konsistensi dan Komitmen TNI“, in: Agus Wirahadikusumah et.al., Indonesia Baru dan Tantangan TNI, s. 75-92.
16 „Current Data on the Indonesian Military Elite“, in: Indonesia 75, April 2003, s. 21.
17 Ebenda, s. 19f
 
 

Zurück zur Hauptseite Watch Indonesia! e.V. Back to Mainpage