Indonesien-Information Nr. 1/2003 (Umwelt)

 

 
 
 

Gemeinsame Erklärung indonesischer Umweltorganisationen


Die Zerstörung der tropischen Naturwälder in Indonesien, vor allem in Sumatra und Kalimantan, wird maßgeblich durch die Zellstoff- und Papierindustrie verursacht. Die Industrie, die auf den Rohstoff Holz angewiesen ist, hat ein großes Gewicht bei der Vernichtung der tropischen Wälder.

Es ist kein Geheimnis, dass die Zellstoff- und Papierindustrie ihren Bedarf an Rohstoffen durch die Abholzung der tropischen Naturwälder deckt. Die Erklärung, dass sie ihren Bedarf an Rohstoffen aus eigenen Industriewäldern deckt, ist nur ein Lippenbekenntnis. Die Produktionskapazität der Industrie übersteigt die Holzmengen, welche die Pflanzungen liefern können.

Beispiele hierfür sind PT Riau Andalan Pulp & Paper (PT RAPP) in Riau und PT Lontar Papyrus Paper Industries (PT LPPI) in Jambi. Demonstrativ haben die Unternehmen sogar die Jahresarbeitsplanung, welche die maximale Nutzungsdauer der Wälder, ihre Produktionskapazität und die Nutzungsmengen regelt, missachtet.

Die Anlage von Plantagen wird als Vorwand genommen, um die tropischen Naturwälder zu zerstören, die sich in der Hand der Konzerne befinden. Die gerodeten Flächen können zur Umwandlung in Industrie-Pflanzungen (HTI) von einem Unternehmen zum anderen wechseln, da viele Firmen in Unternehmensgruppen wie der Barito Pacific, der Salim Group, der Raja Garuda Mas Group, der Sinar Mas Group u.a. zusammengeschlossen sind.

Die Anlage von Produktionspflanzungen stellt für die Unternehmensgruppen ein „strategisches Geschäft“ dar, um die Rodungen der tropischen Naturwälder zu verschleiern.

In der Regel sind die Pflanzungen in Gebieten vorgesehen, die als Produktionsflächen bestimmt sind und somit gerodet werden dürfen. Tatsächlich werden aber weit weniger Flächen bepflanzt als für diese Nutzung freigegeben wurden. Bis Januar 2001 hat die indonesische Regierung nahezu 8 Mio. Hektar tropische Naturwälder als Plantagenflächen freigegeben, die von 175 Unternehmen verwaltet werden. Es wurden jedoch nur 23,5 % bzw. 1,85 Mio. Hektar in der vorgesehenen Weise genutzt.
 

Tabelle: Anteil der realisierten Pflanzungen (HTI) in den hierfür vorgesehenen Gebieten
 
Plantagen für
Zahl der Unternehmen
Gesamtfläche (Hektar)
Realisierung (Hektar)
Anteil (%)
Zellstoff
Holzwirtschaft
Umsiedlungsprogramm
  29
  79
  67
4.960.328
2.065.088
   835.835
1.167.811
    374.147 
   309.207
23,5
18,1
37,0
Insgesamt
175
7.861.251
 1.851.165
23,5

Quelle: Direktorat Hutan Tanaman Industri, 2001 in Togu Manurung, Pembangunan HTI Di Indonesia
 

Aus Machbarkeitsstudien kann entnommen werden, dass durch die Umwandlung tropischer Naturwälder bis zu 5,3 Mio. Hektar Pflanzungen entstehen sollten.

Um sich ihren Holznachschub zu sichern, zerstören die Konzerne nicht nur die tropischen Wälder in Indonesien, sondern sie schüren auch soziale Konflikte in der Bevölkerung, vor allem unter den Bewohnern des Regenwalds. Die Zellstoff- und Papierindustrie nimmt den Einwohnern das Land weg. Nicht selten werden die Proteste der Bevölkerung durch das Militär unterbunden, das die Industrie unterstützt.

Die Zellstoff- und Papierindustrie verbreitet „Durst nach Holz“ bei der Bevölkerung. Die Armut und die Wirtschaftsprobleme treiben die Leute dazu, sich Holz zu beschaffen. Die Industrie nimmt alle Arten von Holz. Letztendlich beschleunigt diese Situation die Entwaldung und schürt latente Konflikte zwischen den Bewohnern und den illegalen Holzfällern, die sich von einem Ort zum anderen Ort bewegen, um Holz einzuschlagen, wobei sie die Bewohner des Waldes nicht um ihre Erlaubnis fragen.

Neben der Waldzerstörung verursacht die Industrie auch Luft-, Wasser-, und Bodenverschmutzung. Bei der Herstellung des Zellstoffs werden schwefelhaltige Verbindungen wie Schwefeldioxid in die Luft ausgestoßen, welche die Umwelt belasten. In der Umgebung der Fabriken stinkt es. Um weißen Zellstoff zu erzeugen, werden Chlorverbindungen eingesetzt, die ebenfalls in die Umwelt gelangen, vor allem ins Abwasser.

Angesichts der Aktivitäten der Zellstoff- und Papierindustrien fordern wir, Nichtregierungsorganisationen aus Indonesien, Yayasan Hakiki-Riau, Walhi Kalimantan Selatan, Walhi Sumatera Selatan, Walhi Jambi und Jaringan Investigasi Sawit (JaIS), die mit der Gesellschaft der Opfer der Zellstoff- und Papierindustrie in Indonesien zusammenarbeiten, die deutsche Regierung, die Kreditgeber und die Versicherungen auf, die Investitionen und die Unterstützung für die Zellstoff- und Papierindustrie in Indonesien zu stoppen. Wir appellieren an die deutschen und europäischen Bürger, dass sie mehr Interesse an der Umweltzerstörung und den sozialen Folgen der Zellstoff- und Papierindustrie in Indonesien zeigen.

Indonesien, 18. November 2002
 

Arry Oktavian, Yayasan Hakiki-Riau
Berry N Forqan, Walhi Kalimantan Selatan
Budiman Kertopati, Walhi Sumatera Selatan
Rukaiyah Rofiq, Jaringan Investigasi Sawit (JaIS)
Ferry Irawan, Walhi Jambi
 
 
 

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