Indonesien-Information Nr. 1/2 2000 (Politik)

Sippenismus

"Ein Problem besteht darin, dass man unbewusst dazu neigt, die Existenz des Nationalismus zu hypostasieren und 'ihn' als eine Weltanschauung unter vielen einordnet. Es würde die Angelegenheit leichter machen, wenn man ihn begrifflich nicht wie 'Liberalismus' oder 'Faschismus' behandelte, sondern wie 'Verwandtschaft' oder 'Religion'" Kanjeng Gusti Professor Huruhara (KGPH) Benedict Anderson

Wo und wie sollen wir unser Gesicht im Zeitalter des Internet verstekken, vor allem seit Interfet in unser Haus einmarschierte und uns keine Zeit mehr lässt, mit all unserer schmutzigen Wäsche intern fertig zu werden? Schlimmer noch: selbst unsere eigenen Landsleute, wie Yeni Rosa Damayanti, offenbarten unseren Schmutz der Weltöffentlichkeit. Na klar, Yeni ist für uns eben eine Verräterin.

Wir hätten uns gewünscht, dass Yeni Rosa Damayanti sich wie unsere Vorbilder verhält.

Erinnern wir uns an eine unserer javanischen Schattenspielfiguren, Fürst Karna. Kurz vor dem Gemetzel Bharatayuda (Bharatakrieg) zwischen der Kurawa und der Pandawasippe versuchte König Krishna, Fürst Karna umzustimmen, damit Fürst Karna die Front zur Seite der Gerechtigkeit, der Pandawasippe, wechsle.

"Nein", antwortete Fürst Karna. "Ich bleibe bei Kurawa". "Aber du weißt doch, dass Kurawa das Königreich Amarta unrechtmäßig besetzt", erwiderte König Krishna. "Dies ist ein Verstoss gegen die Weltgemeinschaft".

"Wieso? Kurawa hat mich aufgenommen. Kurawa hat mir meinen Lebensunterhalt besorgt. Und Kurawa hat mich zum Fürsten ernannt und ich erhielt von ihr den Tarifvertrag nach BATWest", argumentierte Fürst Karna. "Was Kurawa tat, ist ihr eigenes Problem. Die Frage nach Schuld und Unschuld hat Kurawa selbst zu verantworten".

Der obige Dialog stammt aus den MahabharataErzählungen. Sie sind die Basis des javanischen Schattenspiels und beeinflussen unsere Instinkte als Überbau. Der zitierte Dialog ereignete sich kurz vor dem brutalen Krieg "Bharatayuda". Obwohl die beiden Clans zu einer Sippe, der "Bharata", angehörten, waren sie einander verfeindet.

Die Kurawasippe beherrschte das Königreich Astina und die Pandawasippe herrschte über das Königreich Amarta. Mit List und Täuschung hat es Kurawa geschafft, die Pandawasippe aus dem Königreich Amarta zu verjagen und das Königreich Amarta ohne Abhaltung eines Referendums in ihr Königreich Astina zu integrieren.

Erst durch die Einflussnahme und den Druck des Vaters, des Opas und des Onkels von Kurawa wurde eine Vereinbarung getroffen, dass die Kurawasippe das Königreich Amarta wg. noch unbekannten Leasingvertrages nur vorübergehend für 13 Jahre besetzen durfte. Während der Besetzung musste die Pandawasippe als illegale Asylanten in anderen Königreichen Zuflucht suchen. Gem. der o.g. Vereinbarung musste die Kurawasippe nach 13 Jahren das Königreich Amarta an die Pandawasippe zurückgeben.

Leider wollte die Kurawasippe nach 13 Jahren das Königreich Amarta nicht mehr zurückgeben. "Amarta ist Bestandteil von Astina", erklärte Duryudana, der Geschäftsführer der Kurawasippe und zugleich Besitzer mehrerer Unternehmungen im Königreich Amarta.

Der Vertragsbruch war so schwerwiegend, dass König Krishna sich gezwungen sah, sich in die inneren Angelegenheiten der beiden Sippen einzumischen. Vor ihm beharrte die Kurawasippe auf ihrer Position und wollte das Königreich Amarta nicht an die Pandawasippe zurückgeben. Die Kurawasippe hatte sogar keine Angst, dadurch einen Konflikt mit König Krishna heraufzubeschwören, obwohl die Kurawasippe wusste, dass König Krishna nicht irgendein König war.

König Krishna war kein Geringerer als Gott Wishnu in menschlicher Gestalt. Da seine Aufgabe war, Ordnung, Sicherheit und Gerechtigkeit auf der Erde aufrecht zu erhalten, war Gott Wishnu ein Übermensch. Als Weltpolizist war er eine schwerbewaffnete Superpower: er besaß neben Maschinengewehren auch moderne Cruise Missiles. Er war sehr weise, zurückhaltend, klug und vielleicht wie wir, ein bisschen korrupt. Kurz gesagt: Gott Wishnu verkörperte ein Mischung aus Rambo und Friedensnobelpreisträger. Trotz seiner übermenschlichen Fähigkeiten, handelte er nicht willkürlich. Seine Handlung wurde bestimmt durch Anweisungen des Rates der Götter. Weil der göttliche Sicherheitsrat wusste, dass die Kurawasippe Unruhe stiftete, beauftragte er Gott Wishnu, Ruhe und Ordnung auf der Erde wieder herzustellen. Kein Wunder, Kurawa war bekanntlich extrem korrupt, autoritär, willkürlich, grausam, brutal und noch dazu eine Superpower. "Wandel durch Dialog" war ein untaugliches Mittel, denn bekanntlich war eine Superpower schon zu dieser Zeit schwerbehindert, nämlich taub, denn auch Kurawa wusste über das Geheimnis der Power seiner Sippe. Natürlich war der Zustand schlecht bestellt: Schon Sippenpower, noch dazu Superpower.

Nun war die Position von Fürst Karna in der Zwickmühle. Seine militärische Laufbahn und sein verwaltungstechnisches Know How verdankte er der Kurawasippe. Da er ein sehr guter Krieger und treuer Diener war, wurde er später zum Fürsten mit hochdotiertem Gehalt ohne ortsübliche Tarifvereinbarung auf Lebenszeit ernannt. Im Unterschied zu den korrupten, grausamen Kurawa war Fürst Karna ein edler Mann. Er hatte eine saubere Weste und war mutig, klug, sehr weise und verantwortungsbewusst und vielleicht, wie in unserer Sippe üblich, ein bisschen korrupt.

Kurz vor dem großen Krieg Bharatayuda versuchte deshalb König Krishna ihn umzustimmen, um auf der Seite der Gerechtigkeit (Pandawa) zu kämpfen. In lebhaften Diskussionen wies König Krishna darauf hin, dass man auch ein Mittäter sei, wenn man um das Unrecht des Freundes wisse und nichts dagegen täte. Aber Fürst Karna blieb in Sippenhaft bei Kurawa. Eine vernünftige Diskussion kam gegen Fürst Karnas Instinkte nicht an.

"Aber ich, als Ksatria (edler Mensch, Gentleman), kann Kurawa nicht verraten, in dem ich gerade jetzt auf die Seite von Pandawa umschwenke. Das Königreich Astina hat mich aufgenommen. Ich, als Ksatria, muss gerade in dieser schwierigen Zeit meine Treue zu Kurawa und dem Königreich Astina beweisen", begründete Fürst Karna seine Haltung.

Wir wissen auch, dass die Treue Karnas zur Kurawasippe später von den Göttern sehr gut belohnt wurde. Während die Kurawasippe, bestehend aus 99 Brüdern und einer Schwester in der Hölle ihre lebenslange Strafe absitzen musste, durfte Fürst Karna nach seinem Tode das luxuriöse Paradies bewohnen.

Fürst Karnas Verhalten zeigte nach Meinung der Javaner eine sehr edle Haltung (Ksatria). Suharto versuchte die Regierung nach dem indonesierten Vorbild der sippenhaften Haltung von Fürst Karna zu führen. Selbst im Namen unseres ehemaligen Präsidenten Sukarno fand sich eine Anlehnung an Fürst Karna (Karno javanisch, Karna auf indonesisch). Fürst Karna befolgte den Grundsatz "Right or wrong is my country" natürlich ein bisschen money muss surround there sein, denn money makes the world go round.

Treu bleiben, keinen Verrat üben, das sind die Werte, die als wichtigste Säulen unseren instiktiven Sippenismus stützen. Was aber ist ein Verrat? Und an wem denn? Gibt es Geheimnisse über uns?

Wir hätten gehofft, dass Yeni Rosa Damayanti sich wie Fürst Karna verhalten hätte. Sie hätte schweigen müssen, wie unser ehemaliger Präsident Suharto einmal sagte: "mikhul dhuwur mendhem jero" (Fehler, die von unseren Älteren begangen worden sind, sollen wir verstecken und verbergen; aber trotzdem unsere Älteren respektieren). Alle Geheimnisse bleiben wie schmutzige Wäsche in unserer Sippenschatzkammer verborgen, egal ob es unerträglich wird, wenn die Suppe sehr heiß gekocht wird.

Schlimmer noch als Yeni Rosa Damayanti ist Hendardi. Hendardi, Direktor der Vereinigung für Rechtshilfe "PBHI" (Persatuan Bantuan Hukum Indonesia) ist eine Nummer größer als Yeni Rosa Damayanti.

Zwar wissen wir, dass er vor der Volksbefragung in OstTimor noch kein Verräter war, obwohl er praktisch in den letzten Jahren Xanana Gusmao vertrat. Er war noch kein Verräter, weil OstTimor noch zu uns und Xanana noch zu unserer Sippe gehörte. Er ist eben ein Verräter geworden, weil er sich von Xanana nicht distanzierte. Wir hätten uns gewünscht, dass Hendardi sofort nach dem Referendum Xanana erschossen hätte, wie der ehemalige Kommandant von OstTimor, Generalmajor a.D. Theo Syafei vor kurzem vorbildlich erklärte: "Wenn ich gewusst hätte, dass OstTimor sich verändert hat, hätte ich Xanana liquidiert" /Berita Buana, 8.9.99/.

Angesichts unserer beiden VerräterInnen, wo und wie sollen wir unser Gesicht vor der Schande bewahren? Wir schämen uns, weil unsere eigenen Sippenmitglieder von unserer verdorbenen Suppe erzählten.

Fürst Karna blieb zu Kurawa treu, obwohl er wusste, dass Kurawa Unrechtes tat. Er widersprach Kurawa nicht, er kritisierte Kurawa auch nicht. Er schwieg nur, wenn Kurawa mordete, das Volk tyrannisierte. Fürst Karna wusste, dass er seinen Lebensunterhalt Kurawa zu verdanken hatte. Er wusste, dass er durch die Großzügigkeit der Königsreichsinhaber im Königreich Astina leben durfte. Er fragte nie, woher die ganzen Reichtümer Kurawas stammten. Dass Kurawa ihr Volk erpresste, folterte usw., um an die Reichtümer zu kommen, damit Kurawa auch den Luxus für Karna bereitstellten konnte, war für Fürst Karna unwichtig. Verantwortung trugen nur diejenigen, die direkt handelten. Die Nutznießer waren von der Verantwortung befreit.

Für ihn galt instinktiv nur, Treue zu Kurawa zu halten und keinen Verrat an Kurawa zu begehen. Also war Fürst Karna der Gegenpol von Monsignore Brutus.

Wir hätten gewünscht, dass sowohl Hendardi als auch Yeni Rosa Damayanti uns nicht kritisieren, so wie es einst Fürst Karna tat. Wir bekennen uns zwar zur Vielfalt, aber zur Vielfalt in einer Einheit (Bhineka Tunggal Ika). Also hätten Hendardi und Yeni Rosa Damayanti zwar eine andere Meinung haben, aber diese bitte nicht an die Öffentlichkeit tragen dürfen. Warum es nicht umgekehrt geht, wissen wir nicht. Aber so steht es nun mal instinktiv geschrieben.

Der andere Verräter ist zweifelsohne Australien. Mit dem Titel "Bila Kangguru Mengkhianti Garuda" (Wenn die Kängurus den Garuda verraten) versuchte die unter Suharto kritische Wochenzeitschrift 'Forum Keadilan' vom 20. September 1999, den Verrat von Australien an Indonesien aufzudecken. Es ist zwar richtig, dass Australien nur das Mandat der UN ausführte. Aber warum führt Australien dabei mit über der Hälfte der Interfetsoldaten das Kommando. Wir hätten eigentlich gewünscht, dass der SATANStaat Australien, wie unsere Freunde aus den ASEANStaaten Malaysia, Singapur, Thailand und Philippinen, maximal mit 1.000 Soldaten in OstTimor aufgetreten wäre und nicht das Kommando übernommen hätte. Was will denn Australien? Erst übervölkert das Land Bali scharenweise mit Touristen und jetzt marschiert Australien scharenweise mit Gesindel nach OstTimor ein. Reicht die Insel Bali denn nicht mehr?

Australien war ein Freund von uns. Australien hatte die Annexion von OstTimor anerkannt. Als Freund darf Australien uns nicht kritisieren und uns beschuldigen. Schlimmer ist, dass Australien nicht nur die Aufgabe der Friedenssicherung übernimmt, sondern auch noch unseren Schmutz offenbarte. Statt uns zu beschützen, kritisiert es uns und legte unseren Schmutz vor der Öffentlichkeit offen. Als Freund war Australien immer herzlich willkommen in unserem Haus. Aber jetzt kommt Australien als Interfetgesindel und betrachtet our home mit einer InternetBetrachtungsweise: Indonesien als Homepage, in die man glaubt, frei hereinsurfen zu dürfen.

Als Freund muss Australien mit uns zusammenhalten, gerade in schwierigen Zeiten, wie es Abdurrahman Wahid, kurz bevor er Präsident wurde, treffend ausdrückte: "Wir brauchen Freunde. Aber nicht Staaten, die uns willkürlich beschuldigen. Solche, die es tun, sind unsere Feinde".

Es kommt noch hinzu, dass Australier eine Klasse für sich sind. Australien gehört zur weißen Rasse. Eine Rasse, die uns seinerzeit unterjochte und uns bislang nur kommandierte. Weil ein Verräter zur weißen Rasse gehört, verhält sich diese Rasse gegenüber anderen entsprechend: arrogant. Ein Arroganter schätzt eben die anderen gering. Schon vor der Reformation beklagte sich das Militär über falsche Informationen über Indonesien im Internet.

Jetzt beklagt der Militärsprecher, Generalmajor Sudrajat, die Verhaltensweise der InterfetSoldaten gemeint sind die Australier , die die TNI (Tentara Nasional Indonesia) unterschätzten, was einer weiteren Beleidigung gleichkäme.

Es leuchtet ein, dass die Arroganz der Australier in der HowardDoktrin begründet liegt (Howard ist der derzeitige austral. Premierminister). Mittels dieser Doktrin versuche Australien die Demokratie und Menschenrechtswerte wenn nötig mit Gewaltanwendung in der Region durchzusetzen. Diese Doktrin beinhalte eine Erniedrigung, Unterschätzung und Beleidigung der asiatischen Länder. Sie sei ein Produkt des weißen Australien. So schrieb die einflussreiche Zeitung Kompas am 29. September 1999.

Wir glauben, dass die weiße Rasse arrogant ist und sein muss. Wir müssen es einfach glauben, weil wir eben ein Entwicklungsland und ein armes Volk sind, das sowieso von den entwickelten Ländern nicht beachtet wird. Wir wissen noch aus unserer Kolonialzeiterfahrung, wie die weiße Rasse uns immer belächelte und erniedrigte. Führen wir uns vor Augen, was der IWF und die Weltbank zur Zeit mit uns machen. Die weiße Rasse ist eben so, weil ihre Werte so sind. Das ist der Unterschied zu unseren asiatischen Werten. Wir glauben und müssen glauben, zu wissen, dass die asiatischen Werte solche Verhaltensweisen nie erzeugen werden.

Das bedeutet auch nicht, dass wir alle Asiaten mögen. Außer den ASEANStaaten, gibt es auch den asiatischen SATAN. Das sind die, die Gurkhas als Friedenstifter lieben. Obwohl sie zweifelsohne asiatische Werte besitzen, haben die Gurkhas uns schon einmal verraten. Sie waren Handlanger der weißen Engländer und kamen zu uns zusammen mit den weißen Holländern als Brandstifter. Sie sind sogar bis Yogyakarta eingedrungen, als wir für unsere Unabhängigkeit nach dem II. Weltkrieg kämpften. Glauben wir der Äußerung des Vorsitzenden des Wehrkreises III von Yogyakarta, Mayor a.D. Salepo Suyowiharjo, 70. Nach seiner Darstellung waren die Gurkhas auf dem Kriegsfeld hervorragend. "Aber sie waren auch bekannt als unglaublich grausame Soldaten, die sich später wie die unterjochenden Holländer verhielten" /Berita Nasional, 17.9.99/. Gegenüber den anderen Asiaten haben sich die Gurkhas nicht sippenhaft verhalten. Also: Statt verderblicher Gurkhas gibt uns lieber frische Gurken!

Die schlimmsten VeräterInnen sind zweifellos die OstTimoresen. Was haben wir ihnen denn getan? Wir kamen dorthin, um ihnen zu helfen. Wir pumpten ihnen Millionen Dollar. 24 Jahre lang haben wir für ihren Lebensunterhalt gesorgt, wie Kurawa für Fürst Karna gesorgt hatte. Der ehemalige Kommandant von Ost Timor, Generalmajor a.D. Theo Syafei ist fest überzeugt, dass vor ein paar Monaten, als er mit Megawati OstTimor besuchte, die Stimmung noch 70 zu 30 für die Integration war /Berita Buana, 8.9.99/. Und jetzt? Von hinten wurden wir mit dem Dolch niedergestreckt, indem sie den Spieß auf 20 zu 80 umdrehten. Zum Dank haben sie uns vor der Weltöffentlichkeit erniedriegt. "Ich bin enttäuscht und ich schäme mich", sagte der Generalmajor a.D.

Bei Fürst Karna wäre so etwas nicht passiert. Natürlich schämen wir uns, weil alle unsere Versuche, mit allen Mitteln OstTimor zu halten, fehlgeschlagen sind. Wir schämen uns, weil der Schmutz, den wir dort hinterlassen haben, vor der Weltöffentlickeit gezeigt wird. Erst müssen wir diese Erniedrigung durch unser Sippenmitglied OstTimor hinnehmen und dann kommen auch noch scharenweise diese weißen Australier, Engländer, Franzosen, Kanadier Amerikaner und der asiatische Satan, die Gurkhas, und lediglich als Kosmetik ein paar asiatische Staaten zu uns und kommandieren herum, was wir zu tun haben. Wir fühlen uns in die Enge getrieben.

Um so mehr schämen wir uns, weil wir durch ein kleines Volk eine Niederlage erfahren. Als große Nation haben wir verloren. Wir haben es geschafft, die mächtigen Holländer zu vertreiben. Wir haben erfolgreich alle separatistischen Bestrebungen niedergeschmettert. Gott war auf unserer Seite, als wir die Holländer in Irian Jaya vertrieben. Aber gegen die OstTimoresen? Wir schämen uns.

Es ist uns unvorstellbar, dass wir später zu Unterjochern deklariert werden, die möglicherweise schlimmer als die Portugiesen waren. Wir schämen uns unseres Ansehens, weil wir später möglicherweise mit den weißen Holländern als Unterdrücker gleichgestuft werden können. Es wäre unvorstellbar für uns, dass unsere ausgezeichneten Werte sich nicht von den westlichen Werten unterschieden werden. Wir sind doch bekannt als ein freundliches, friedliches, religiöses Volk im Gegensatz zu den Weißen, die arrogant, kalt, materialistisch usw. sind. Nur Unterdrücker und Unterjocher wie die Weißen können Gräueltaten verüben. Aber uns würde das doch nie passieren und es darf überhaupt nicht passieren.

Es ist daher nicht mehr wichtig, ob unsere Regierung als erste die Volksbefragung anbot. Es ist auch nicht mehr wichtig, dass in einer Zeit, wo wir uns nach Demokratie sehnen, der Wille der Mehrheit akzeptiert wird. Es ist auch nicht mehr wichtig, dass vor und nach der Volksbefragung, wie Bischof Belo während seines Besuches in Berlin berichtete, Gräueltaten seitens unserer Sippenmitglieder verübt worden sind. Es ist nicht mehr wichtig, gerade weil wir uns schämen und versuchen, unser Gesicht zu bewahren, ob das Militär niemals zur Verantwortung gezogen werden wird und folglich die Gräueltaten fortsetzen darf. Für uns ist es auch nicht mehr wichtig, ob diese Stimmung gar den Reformprozess erschweren wird.

Yeni Rosa Damayanti, Hendardi, Abdurrahman Wahid, Generalmajor Theo Syafei, das Militär, die Milizen, Korrupten, Banditen, sowohl die Guten als auch die Bösen, ja wir alle, gehören zu einer Familie bzw. einer Sippe. Betroffen sind wir alle. Jedes Familienmitglied muss wie Fürst Karna instinktiv die Treue halten und keinen Verrat begehen. Ja, wenn unsere Sippe als Nation zu begreifen ist, dann ist unser Nationalismus eben Sippenismus. Lang lebe der Sippenismus!

Pipit Kartawidjaja, euer Sippenmitglied
 

Zurück zur Hauptseite Watch Indonesia! e.V. Back to Mainpage