HeidelbergCement: Streit über Projekte in Konfliktzonen

Rhein-Neckar-Zeitung, 11. Mai 2018

www.rnz.de/wirtschaft/wirtschaft-regional_artikel,-heidelberg-cement-streit-ueber-projekte-in-konfliktzonen-_arid,357854.html

Vorstands-Chef Scheifele betont auf Hauptversammlung Achtung der Menschenrechte – Proteste vor der Stadthalle

von Daniel Bernock

RNZHeidelberg. Begleitet von den mittlerweile jährlichen Protestaktionen fand am Mittwoch die Hauptversammlung der Heidelberg Cement AG statt. Während vor der Stadthalle Heidelberg rund 20 Aktivisten demonstrierten, stellten sich drinnen Vorstand und Aufsichtsrat den Fragen der Aktionäre – von denen sich viele ebenfalls um die umstrittenen Aktivitäten im Westjordanland, der Westsahara und im indonesischen Kendeng-Gebirge drehten.

Manfred Budzinski vom Dachverband der kritischen Aktionäre kritisierte die Aktivitäten der Tochter Hanson Israel: „Heidelberg Cement profitiert von völkerrechtswidrigen Maßnahmen und trägt gleichzeitig dazu bei, dass der illegale Status der israelischen Siedlungen aufrechterhalten bleibt.“ Der Steinbruch Nahal Raba im Westjordanland kam 2007 im Zuge der Hanson-Übernahme zu Heidelberg Cement. Konzernchef Bernd Scheifele sagte, das Unternehmen führe Gespräche mit Kaufinteressenten. Den Betrieb einfach einzustellen und 200 Mitarbeiter, die meisten Palästinenser, vor die Tür zu setzen, davon halte er nicht viel. Zudem habe das Unternehmen eine Tochtergesellschaft gegründet, die Zement in die palästinensischen Gebiete im Westjordanland und in den Gaza-Streifen liefere.

Bei der Vorstellung seines Unternehmens betont Vorstandschef Bernd Scheifele gerne die breite geografische Aufstellung des Konzerns, die die starken Schwankungen des zyklischen Bau-Geschäfts ausgleiche. Diese sorgt jedoch auch dafür, dass das Unternehmen inmitten vieler Konfliktzonen agiert. „Wir tun uns immer schwer bei politischen Konflikten“, gab Scheifele vor den Aktionären zu. „Prügel bekommen wir immer – von der einen oder anderen Seite.“

Aus Protest gegen ein geplantes Werk in Indonesien betonierten Aktivisten wie im Vorjahr ihre Füße ein.

Aus Protest gegen ein geplantes Werk in Indonesien betonierten Aktivisten wie im Vorjahr ihre Füße ein.

Foto: dbe

Aus Protest gegen eine geplante Zementfabrik der Tochter Indocement in der indonesischen Region Zentraljava betonierten sich wie im Vorjahr mehrere Aktivisten vor den Toren der Stadthalle die Füße ein. „Indocement setzt sich über den Willen der lokalen Bevölkerung hinweg“, sagte Mokh Sobirin, Vertreter einer Bürgerinitiative aus Pati. Das Unternehmen sage zwar, es hätte strenge Umweltgesetze. Diese würde es jedoch nur auf dem Papier geben.

Dem widersprach Scheifele. Der Konzern habe über viele Jahre eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt, die auch vom obersten Gericht in Indonesien geprüft wurde. Die Anforderungen in Indonesien in Sachen Umweltschutz seien sehr streng. Der Planungsprozess habe zehn Jahre gedauert – die lokale Bevölkerung sei stets einbezogen worden. Ob das Werk am Ende gebaut wird, ist derzeit unsicher. Nachdem Heidelberg Cement jahrelang gute Geschäfte in Indonesien machte, ist die Nachfrage dort aktuell eher schwach.

Khadja Bedati vom Dachverband der kritischen Aktionäre kritisierte die Aktivitäten des Konzerns in der Westsahara, einem völkerrechtlich umstrittenen Gebiet, das Marokko für sich beansprucht. Bedati sagte, das Unternehmen habe nicht die Zustimmung der Menschen vor Ort, die Westsahara sei „ein von Marokko besetztes Gebiet.“ Scheifele sagte, die Verhältnisse vor Ort seien schwierig, es gebe verschiedene Ansichten in dem Konflikt. Das Werk kam mit der Übernahme von Italcementi 2015 zu Heidelberg Cement. Die Italiener hätten beim Bau des Werks eine Genehmigung des Königreichs Marokko gehabt.

„Wir stehen für Menschenrechte gerade“, sagte Scheifele. Regelmäßig besuche er die Werke in schwierigen Regionen und überzeuge sich von den Arbeitsbedingungen. In Saudi-Arabien hat das Unternehmen jüngst seine Aktivitäten verkauft. Die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten vor Ort, viele aus Bangladesch und Palästina, seien mit den Vorstellungen des Konzerns in keiner Weise vereinbar. Daher habe sich das Unternehmen dort zurückgezogen.


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